... und das sind keine Freaks

DONNERSTAG, 31. JULI 2014



Wacken 3D, ich war mir sicher, das ist die überflüssigste Produktion des Jahres. Und als ich im Kino saß, hatte ich das Bedürfnis, mich bei dem Regisseur zu entschuldigen.

Da der aber nicht greifbar war, wohl aber der Veranstalter Thomas Jensen, der das Ding in Norddeutschland seit 25 Jahren organisiert, habe ich das bei ihm gemacht. Ich dachte, die Metaller gehen hin und wollen das nicht im Kino sehen und die anderen interessiert es nicht. Blöd, wenn man dann im Kino merkt, dass man selbst die Zielgruppe zu sein scheint. Doch wer bin ich? Der “Musikfreund”? Womöglich.
Norbert Heitker macht das gut. Der gab als Referenz die Ärzte an, was Jensen die Nase rümpfen ließ. Doch schließlich gab er doch das Okay zum Dreh im letzten Jahr. Wo ich, nur nebenbei erwähnt, dabei gewesen wäre, wenn ich mir nicht diesen verfickten Bänderriss zugezogen hätte eine Woche bevor es losging.
Jedenfalls ist Heitker außerordentlich geschickt, lässt nicht überall Children Of Bodom drüber laufen, sondern tastet sich vorsichtig an die Musik ran. Ein paar Besucher erzählen, warum sie in dieses Kaff in Schleswig Holstein immer und immer wieder kommen. Musikerlegenden wie Scott Ian – einer der charismatischsten Musiker im harten Gewerbe – und mein Ex-Gott, Spoken Word-Poet Henry Rollins, erklären den ganzen Zirkus und die können rhetorisch was. Obendrauf gibt es dann noch das schönste Lachen von der größten Ikone des Geschäfts – und die heißt Lemmy “Is it loud enough?” Kilmister, der den Gig abbrechen musste. Danke, dass ihr trotzdem das Material freigegeben habt, ihr lieben Managementzugehörige.
Ach ja, und dann noch Thomas Jensen: Gibt es nette Menschen auf dieser Welt! Er gehört dazu. Ein Mann wie eine Anekdotenmaschine, ein Mann mit dem man vom Kaffee zum Tee, vom Bier zum Whiskey wechseln möchte, mit dem man Stunden reden will. Wobei, geredet hab ich nicht viel. Er schon. Von all den Dingen, die man in 25 Jahren Organisation so erlebt. Für mich stand der Mann mit seinem Kumpel ganz schön oft zur rechten Zeit am rechten Ort, so dass sie das Wacken immer ein Stück voranbrachten. Jensen sieht im Rückblick alles so unglaublich lässig. Obwohl er zwischendrin am Ruin rumscharrte. So möcht ich mein Leben auch mal sehen. Was Vernünftiges hatte er nie vor, stattdessen stellte er auf den Abreitplatz des Ortes, der ein bisschen wie ein Amphitheater aussah, ein zerbeultes Stahlrohrzelt und trat dort zunächst mal selbst auf. Das war der Anfang von Wacken. Eine Freundin wollte ihm das ausreden, meinte, dass sie ihm kaum auf dem Marktplatz zu Wacken ein Denkmal setzen werden für das was er da veranstaltet. Vor zwei Jahren kam sie ins Zweifeln. Naja, jetzt ist erst mal Jubiläum. Die meisten Sympathiepunkte des Monats gehen definitiv an T. Jensen.

 




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