Dr. Eva Kraus wechselt nach Bonn

DONNERSTAG, 30. JANUAR 2020

#Ausstellung, #Kolumne, #Kommentar, #Kunst, #Natalie de Ligt, #Neues Museum

Dr. Eva Kraus, Direktorin des Neuen Museums, wechselt an die Bundeskunsthalle in Bonn. Gedanken zum Wechsel und zur Neubesetzung von Natalie de Ligt.

Es war die Überraschungsnachricht schlechthin, die die Nürnberger, Fürther und wohl auch Erlanger Kunstwelt Ende letzten Jahres erreichte: Die Direktorin des Neuen Museums Nürnberg, Dr. Eva Kraus, wird im Sommer 2020 von der Pegnitz an den Rhein wechseln und die Leitung der Bundeskunsthalle Bonn übernehmen. Dazu kann man ihr nur gratulieren.

Mit vollem juristischem Namen heißt die Einrichtung, die allein wegen ihrer Größe und Organisation einer Behörde gleichkommt, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH. Sie ist eine Einrichtung des Bundes und der Länder und alle 16 Bundesländer sind Gesellschafter dieser GmbH. So ist es auf der Website vermerkt. Dass hier auch und vor allem politische Bretter gebohrt werden, liegt auf der Hand. Jahrzehnte lang war die Bundeskunsthalle Bonn einst in Planung, und ausgerechnet einen Monat vor dem Mauerfall wurde der Grundstein gelegt. Die Öffnung der Mauer war gleichsam der Anfang vom Ende des repräsentativen Selbstverständnisses der Stadt Bonn, das ihr im Wesentlichen aufgrund der Tatsache zufiel, dass sie seit 1949 die Hauptstadt war. Ein Umzug an die Spree, wie er sich bei den Ministerien vollzog, stand aber für die Bundeskunsthalle nicht zur Diskussion. Sie blieb am Rhein. Wäre es aber absurderweise doch zur Verpflanzung nach Berlin gekommen, hätten sich heute, wiederum drei Jahrzehnte später, einige Fragen nach dem Ob und Wie in Bezug auf das überteure Museum der Moderne, das derzeit unter schlimmsten Geburtswehen und Verwerfungen für Berlin entsteht, vielleicht etwas anders und unaufgeregter stellen können. Sei’s drum. Das ist ein anderes Brett, das seiner Bohrung harrt.

Ausgerechnet mitten im Jahr des 20jährigen Jubiläums des Neuen Museums verlässt die Direktorin das Haus und kann nicht bis zum Ende mitfeiern. Und für die Nachfolge, sollte sie mitten im Geburtstagsjahr kommen, könnte es ein seltsamer Beginn werden. Hoffentlich aber nicht so seltsam wie das Verfahren, das den oder die Neue nach Nürnberg befördert. Während in der Regel jede zu besetzende Stelle ordentlich, penibelst und gendergerecht ausgeschrieben wird – was sonst?! –, beschritt das bayerische Kultusministerium in der Vergangenheit bezüglich der Nürnberger Museumsleitung einen ganz eigenen, antiquierten, um nicht zu sagen großherrschaftlichen Weg. Ohne Ausschreibung, aber voller Gnade wurde die neue Leitung von einer Person im Ministerium bestimmt. Basta. Dass die Entscheidungen bisher immer glückvoll für das Neue Museum ausgefallen sind, ist dabei völlig irrelevant. Öffentliche Stellen sind auszuschreiben, und Positionen wie die einer Museumsleitung gehören von einer fachkundigen Kommission erörtert. Das ist alternativlos und nicht verhandelbar. Das ist zudem allgemeiner, selbstverständlicher Standard. Aber mei, vielleicht drückt‘s seit ehedem die dünne, sauerstoffarme Luft der Voralpen runter in die Schreibstuben der Münchner Staatsverwaltung und bringt in den Köpfen Raum- und Zeitgefühl durcheinander. Die wissen da vermutlich noch gar nicht, dass Monarchie und Hofstaat abgeschafft sind. Wer weiß, ob deren Leseverstehen nicht sogar beim Sütterlin halt macht und sie von gegenwärtig üblichen Bewerbungsschreiben nur deshalb nicht völlig überfordert wären, weil sie gar nicht wüssten, was das ist: Ein Brief! Gar aus dem Volk! Impertinent!

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www.nmn.de
www.bundeskunsthalle.de



 




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