Im Wald und im Zentrum

SAMSTAG, 24. OKTOBER 2020, ZUR ERöFFNUNG DER NEUEN AKADEMIE GALERIE IN DER ALTSTADT

#Akademie der Bildenden Künste, #Akademie Galerie, #Dr. Marian Wild, #Hauptmarkt, #IHK Nürnberg, #Im Gespräch mit, #Interview, #Kunst, #Until Tomorrow

Nur wenige Schritte vom Schönen Brunnen entfernt. Der neue Ausstellungsort im frisch eröffneten Gebäude der IHK ist ein regelrechter Sprung der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste mitten ins städtische Geschehen.

Die älteste Kunstakademie des deutschsprachigen Raums, die vor über 500 Jahren von Joachim von Sandrart gegründet wurde, fand ihren Platz nach dem Zweiten Weltkrieg nicht ohne Grund im Naturidyll zwischen Zerzabelshof und Tiergarten: Der bedeutende Nachkriegsarchitekt Sep Ruf legte die Bauten wie eine verschlungene Perlenkette von Pavillons in den Wald, von der Straße fast unsichtbar, undogmatisch, demokratisch, ein zukunftsweisender Akzent zwischen Reichsparteitagsgelände und dem im Zuge der Baumaßnahmen von den Nationalsozialisten an den Schmausenbuck verlegten Tiergarten, der vorher rechts der heutigen „Großen Straße“ lag. Die Akademie ist damit auch ein städtebaulicher Keil gewesen, gleichzeitig ein Ort der Versenkung fern der Stadtmitte. Daraus entstand eine interessante Dialektik: Die Studierenden schwärmen von der wundervollen Arbeitsumgebung, gleichzeitig vermissen sie den direkten Austausch mit den täglichen Stadtbewohnern, den zum Beispiel die Münchner Kunstakademie mit ihrer Lage im Innenstadtbezirk vorweisen kann. Die Akademie Galerie hat das Potential, diesen Spagat zu verringern, die AdBK ist nun mit einem festen Ort direkt am Hauptmarkt vertreten und wird die neue Sichtbarkeit wie schon durch die Eröffnungsgruppenausstellung „Until Tomorrow“ in hoffentlich größtmöglicher Weise nutzen, um die Besucher zu verzaubern, zum Nachdenken anzuregen, und auch angemessen zu irritieren, mit dem Ziel des Austauschs. Der curt wünscht viel Erfolg.

Wir vom curt haben die drei Kuratorinnen Anna-Lena Rößner, Judith Grobe und Gergana Todorova zur Eröffnung der Galerie interviewt.

Marian Wild: Ihr tretet für die Eröffnungsausstellung zu dritt als Kuratorinnengemeinschaft auf. Oft trägt eine Ausstellung ja die Handschrift des Kuratierenden, wie seid ihr untereinander zu einer gemeinsamen Position gelangt?
Kuratorinnenteam: Eine Ausstellung, vor allem eine Gruppenausstellung, ist immer eine Form von Kollaboration zwischen Kurator*innen und Künstler*innen, insofern war es vordergründig wichtig, dass wir eine gemeinsame Dynamik finden. In der Tat war das nicht viel anders als bei anderen Gruppenprojekten.

Die neue Akademiegalerie befindet sich direkt am Hauptmarkt, also mitten im Geschehen, während die AdBK mit ihrem Standort am Tiergarten fast entrückt wirkt. Kommt der Galerie damit eine besondere Rolle zu, als Speerspitze im Diskurs?
Natürlich ist der neue Standort mit einer anderen Sichtbarkeit verbunden, über die wir sehr froh sind. Das hat auch eine Neuausrichtung der Akademie Galerie möglich gemacht, die sich jetzt verstärkt zwischen öffentlicher Repräsentation und künstlerischem Freiraum, zwischen Institution und Experiment positioniert. Das wollen wir durch ein abwechslungsreiches, deutlicher nach außen gerichtetes Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm erreichen, mit besonderem Blick auf kollaborative Projekte und interdisziplinäre Ansätze. Es soll dramaturgisch die verschiedenen künstlerischen Bereiche und Zusammenschlüsse innerhalb der Akademie und damit eine Rückkopplung an die Lehre berücksichtigen.

Die Eröffnungsausstellung ist eine Gruppenausstellung mit AdBK-Studierenden. Nach welchen Kriterien fand eure Auswahl der Werke statt?
Es gab eine Ausschreibung mit einer recht offen formulierten Fragestellung. Aus den Einreichungen haben wir eine Auswahl getroffen. Wichtig war, dass sich eine überschaubare Gruppe bildet, in der wir gemeinsam Texte gelesen und einige Vorgespräche geführt haben. Das war in diesem Fall von besonderer Bedeutung, weil sich zum ersten Mal seit Monaten nicht alles gänzlich im digitalen Raum abgespielt hat und ein direkter Austausch wieder möglich war.

Ihr habt euch für die Konzeption der Ausstellung ja zwangsläufig mit dem aktuellen Kunstverständnis an der AdBK befasst. Was ist euch dabei aufgefallen? Wohin geht die Reise momentan?
Das Kunstverständnis an der Akademie ist natürlich ein heterogenes und lässt sich nicht mit einer Ausstellung erfassen. Wir haben gemeinsam versucht, punktuell Stimmungen und Tendenzen in der künstlerischen Produktion der Studierenden einzufangen. Da das vergangene Sommersemester ausschließlich im digitalen Raum stattgefunden hat und die Ateliers und Werkstätten nicht genutzt werden konnten, war die Auseinandersetzung mit den Bedingungen materieller und sozialer Einschränkung unser Ausgangspunkt – was zwangsläufig zu einer Beschäftigung mit einem erweiterten Produktivitätsbegriff geführt hat. Interessant ist in diesem Kontext die Dissonanz der verschiedenen Bewältigungsstrategien in der Krise, die sich zwischen Verweigerung und außerordentlichem Produktivsein bewegen.

Bis 15. November
UNTIL TOMORROW
Akademie Galerie Nürnberg
Hauptmarkt 29, Nbg.
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adbk-nuernberg.de/akademie/einrichtungen/akademie-galerie-nuernberg/
Mi-So 14-19 Uhr




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