Dashdemed Sampil | Schweigen ist Gips

FREITAG, 11. SEPTEMBER 2020

#Dashdemed Sampil, #Kunst, #Locked in, #Malerei

Locked in | 026 – Die originellen Bildmotive stechen aus zerklüfteten Bildflächen hervor: Ein Kosmos aus menschlichen Figuren, maskenhaften Homunculi und gespenstigen Geisterwesen öffnet sich in Dashdemed Sampils Arbeiten, ein Gemenge aus Fabeltieren, Monstern und namenloser Schrecklichkeit.

So scheint es jedenfalls, je länger man die Werke betrachtet; die eigene Wahrnehmung verleitet zur Interpretation dieser Bilder, die ohne figürliche Vorlage entstanden, und sich als abstrakte Gesten eigentlich der Interpretation entziehen. Woher kommen also diese so vertrauten wie rätselhaften Motive, die manche Besucher als Landschaften wahrnehmen, andere als altertümliche Ruinen aus der Vogelperspektive oder fremde Schriftzeichen, wieder andere als furchteinflößende Wesen?
Dashdemed ist Maler. Auch wenn seine aktuellen Werke, immerhin in der Spitze 100 Kilogramm schwere Gipsputzbilder, zunehmend die skulpturale Qualität eines Reliefs bekommen, stehen sie zweifellos in der Tradition der Malerei. Sein schwungvoller, gestischer Strich, die präzise Farbigkeit und die Konturierung der Figuren finden sich sowohl in seinen frühen Gemälden, als auch in seinen Tuschegrafiken, Zeichnungen und Skizzen, sowie den environmenthaften Wandarbeiten. Und ebenso in den üppigen Gipsschichten, in denen er mit kraftvoller Geste die Gräben und Plateaus seiner Figuren ausformt. Die oftmals so ausgeglichen und meditativ scheinenden Werke sind Ergebnis eines mitunter brutalen Werkprozesses, in dem handwerkliche und konzeptionelle Fehler nicht verziehen werden und in dem ungenügende Arbeiten kompromisslos durch neue Schichten übermalt werden. Seine Begegnung mit der zeitgenössischen europäischen Malerei geschieht vor 18 Jahren, als er sich an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg für die Klasse Angermann bewirbt. Der ist bereit zu dem Abenteuer, dem ohne jegliche Hilfe in Deutschland angekommenen Studenten, der kaum Deutsch spricht, Raum für seine künstlerische Entfaltung zu geben. Bis heute kommuniziert Dashdemed viel ausgiebiger über seine Kunst als über das gesprochene Wort.
Der kreative Funke einer fremden Welt kann gerade jene mit Worten nicht greifbare Zutat sein, durch die ein künstlerisches Werk einzigartig wird. Dashdemed identifiziert sein Werk ausdrücklich nicht über seine mongolische Herkunft, im Gegenteil hat er lange darum gerungen, diese Einflüsse aus seinem Werk herauszuhalten , denn hier an der Akademie Malerei zu studieren war für ihn ein radikaler und rückhaltloser Sprung in diese völlig neue Art des Kunstschaffens, ein Schritt ins Unbekannte, den er von allem anderen losgelöst tun wollte.
Aber die eigene Geschichte zeigt sich in viel mehr als einer bewussten künstlerischen Handlung, sie ist ein Teil der eigenen Weltsicht, der persönlichen Affekte, der Intention. Und so sind die Bilder natürlich interkulturelle Werke, was auch sonst. Es sind einmalige, ästhetisch und konzeptionell aufregende Werke eines Grenzgängers zwischen den Welten.
 

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