FREITAG, 24.04.2015 / 19.30 Uhr
Kammerspiele // Nürnberger Bürger, prominente Gäste und Ensemblemitglieder lesen „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ von Franz Werfel in Gedenken an den Völkermord an den Armeniern während des ersten Weltkrieges. Zur Abschlussveranstaltung wird unter anderem Hrachuhí Bassénz armenische Lieder von Komitas Vardapet singen.

Im April jährt sich der Völkermord an den Armeniern zum einhundertsten Mal. Anlässlich des Jahrestages und im Rahmen des Internationalen Dramenwettbewerbs TALKING ABOUT BORDERS veranstaltet das Staatstheater Nürnberg eine 40-Stunden-Lesung in den Kammerspielen. Aus dem Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ von Franz Werfel werden an drei Tagen in den Kammerspielen jedoch nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler des Ensembles lesen. Vielmehr sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, sich mit ihrer Stimme an der Lesung zu beteiligen – als Zeichen für Völkerverständigung und Humanität, in einer leisen, aber kraftvollen Demonstration gegen Hass und Gewalt. Es lesen alle für alle: möglichst viele bekannte wie unbekannte Gesichter aus Nürnberg und der Metropolregion, Vertreter möglichst vieler Nationalitäten und Konfessionen sowie das Ensemble und Mitarbeiter des Staatstheaters.
Aghet – „Katastrophe“ – so bezeichnen die Armenier selbst die historische Tragödie eines der ersten Völkermorde der Moderne. 1915 und 1916 eskalierte der übersteigerte Nationalismus der Jungtürkischen Bewegung in der Vernichtung der armenischen Gemeinden in der heutigen Türkei und Syrien.
Franz Werfel, einer der renommiertesten österreichischen Autoren, reiste 1930 nach Syrien und war durch die Begegnung mit Waisenkindern von dieser Katastrophe so berührt, dass er weitere Zeitzeugen befragte und daraus seinen epochalen Roman „Die 40 Tage des Musa Dagh“ schuf. Das Buch erzählt vom Elend der Verfolgung und Vernichtung, aber auch Geschichten von Widerstand und Rettung.
Gabriel Bagradian, Mitglied einer weitverzweigten, kosmopolitischen armenischen Familie, kehrt mit seiner „französischen“ Frau und dem gemeinsamen Sohn zurück an seinen ursprünglichen Heimatort, die Berghänge des Musa Dagh. Mitten in den Wirren des untergehenden osmanischen Reichs, auf dem wohl gewichtigsten „Nebenschauplatz“ des Ersten Weltkriegs, findet er eine Aufgabe, Heimkehr und Sinn im Schutz der armenischen Gemeinde, die sich vor der türkischen Deportation auf den Musa Dagh flüchtet. Sie widerstehen einer langen Belagerung und entkommen dem Tod, jedoch ohne Gabriel, der auf dem Berg bleibt.


„Er schloss für ein paar Sekunden die Augen, so elend war ihm zu Mute. Was hatte sich denn ereignet und die Welt ganz und gar verwandelt? Hier in diesem Lande war er geboren. Hier müsste er auch zu Hause sein. Aber wie? Der unaufhaltsam gleichmäßige Menschenstrom des Bazars macht ihm die Heimat streitig. Er spürte es, obwohl die in sich versunkenen Gesichter ihn gar nicht anblickten. [...] sein Rücken war voll plötzlicher Furcht wie der eines Verfolgten, ohne dass sich eine Menschenseele um ihn kümmerte.“


SCHAUSPIELHAUS

Richard-Wagner-Platz 2-10
90443 Nürnberg

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