FREITAG, 06.03.2015 / 20.00-22.00 Uhr
Ballett von Goyo Montero mit Musik von Sergej Prokofjew. Es spielt die Staatsphilharmonie Nürnberg.

„... die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen!“ – ein Märchen, das wir alle kennen und lieben: Das verstoßene Aschenputtel wird von seinen eitlen Stiefschwestern und der tyrannischen Stiefmutter herumkommandiert, es muss die Schmutzarbeit erledigen und schläft in der Asche neben dem Herd. Bis sich eines Tages das Schicksal des Mädchens zum Guten wendet und ein Prinz das in den Dreck gestoßene Aschenputtel erlöst ...
Der Erlösungsgedanke, das gute Ende in diesem so berühmten Märchen ist so präsent, dass die grausamen Aspekte der Geschichte oft in den Hintergrund geraten. Nicht so für Choreograph Goyo Montero: Er interessiert sich weniger für die wundersame Erlösung durch den Prinzen auf dem weißen Pferd, sondern für das Schattendasein dieses Aschenputtels: „Dieses Mädchen wird im Haus gehalten wie ein Tier. In seinen emotionalen Bedürfnissen vernachlässigt, domestiziert und dressiert wie ein Hund, ist das Mädchen an den Rand der Gesellschaft gedrückt. Von der leiblichen Familie ist ihr nur der Vater geblieben, der widmet sich aber ausschließlich seiner neuen Frau und deren Kindern. Das dunkle Schicksal des jungen Mädchens ist es, ganz ohne Bindung an die Eltern aufzuwachsen.“

Wie alle Märchen hat auch „Aschenputtel“ eine lange und variantenreiche Erzähltradition; angeblich kursieren nicht weniger als 400 Versionen der Geschichte. Die Motive des Märchens – wie etwa die Tauben, die Haselnüsse und natürlich der passende Schuh – haben als Metaphern z. B. der Erkenntnis in der Literaturgeschichte ihren Wiederhall gefunden. Insbesondere Literaten der Romantik und später die Symbolisten waren fasziniert von den Deutungsmöglichkeiten der Märchenliteratur. Genau hier setzt auch Goyo Montero für seine Choreographie an: Er holt sich Inspiration beim großen Fantasten E.T.A Hoffmann, bei Oscar Wilde oder auch Christian Dietrich Grabbe. Für Goyo Montero bietet auch Robert Walsers Dramolett „Aschenbrödel“, eine Art poetische Psychoanalyse, einen wesentlichen Bezug. Dass das Ballett-Märchen 2013 nicht nur als harmlose Geschichte durchgehen kann, steht für Goyo Montero fest: „Angst und Schmerz sind die eigentlichen Themen. Das Auflösen ins Gute interessiert mich dabei nicht so sehr wie die seelischen Zustände, die so ein geschundener Mensch durchleben muss.“

„Aschenputtel“ wurde als Ballett mit der Musik von Sergej Prokofjew nach der erfolgreichen Uraufführung 1945 am Bolschoi-Theater in Moskau zum Klassiker. Prokofjews humorvoll-skurrile, rhythmisch-pointierte Musik trifft einerseits den verspielten Märchenton, „aber in Prokofjews Partitur klingen auch viele dunkel tönende Schattenseiten“, so Goyo Montero, „die mit dieser Vielfältigkeit mir als Choreograph und den Tänzern wirkungsvolle, virtuose Darstellungsmöglichkeiten bietet“.


: Musikalische Leitung: Gábor Káli
: Choreographie und Inszenierung: Goyo Montero
: Bühne: Verena Hemmerlein; Goyo Montero
: Kostüme: Angelo Alberto; Goyo Montero
: Licht-Design: Olaf Lundt; Goyo Montero
 


OPERNHAUS

Richard-Wagner-Platz 2-10
90443 Nürnberg

Mehr Infos zur Location »




KARTE

20240406_EhrlichBros
20240402_Stefan_Grasse
20240401_D-bue_160
20240214_JazzBluesFestival