MONTAG, 12.01.2015 / 18.00 Uhr
Oper von Régis Campo.



Ein ehrbarer Mann hat Geld veruntreut. Nun steht er nachts mit seiner Sekretärin am Hafenbecken, um sich das Leben zu nehmen. Der Hafen am Rande einer heruntergekommenen Stadt ist von der Welt abgeschnitten. Hier treffen sich Gestrandete der Gesellschaft: Die Familie der alten Cécile, die sich als einzige Zivilisierte in der Wildnis sieht, der junge Mann Fak, der mit Céciles Tochter Claire verabredet ist, und ein Namenloser, der manchmal Abad genannt wird. Abgetrennt von der Welt beginnt am Hafen ein Spiel: Wer folgt wem? Wer führt wen?

Der französische Schriftsteller Bernard-Marie Koltès (1948-1989) gehört zu den wichtigsten neueren Theaterautoren, dessen Stücke „Roberto Zucco“, „In der Einsamkeit der Baumwollfelder“ oder „Die Nacht kurz vor den Wäldern“ zu den am häufigsten auf-geführten Stücken der letzten Jahrzehnte zählen. Koltès schildert eine Gesellschaft, in der fremde Kulturen aufeinanderprallen, und legt dabei die bürgerlichen Obsessionen gnadenlos bloß. In seinem 1985 uraufgeführten Drama „Quai West“ zeigt er eine Welt von verlorenen Menschen, die sich nur noch durch Geschäfte machen, Tauschen und Dealen untereinander verständigen. Jeder will etwas vom anderen, und doch finden die Figuren nicht zueinander.

Zum ersten Mal haben die Erben von Bernard-Marie Koltès ein Stück des Autors zu einer Vertonung freigegeben. Typisch für Koltès sind die langen Sprachblöcke, in denen sich die Figuren aneinander herantasten und die beinahe musikalisch geschrieben sind. Der Regisseur Kristian Frédric hat gemeinsam mit Florence Doublet aus Koltès’ Sprachfluss einen Operntext destilliert. Diese Verknappung gab dem französischen Komponisten Régis Campo den Raum, Koltès’ Drama mit den Mitteln seiner Musik zu gestalten, zu rhythmisieren und zu überhöhen. Er schrieb mit „Quai West“ sein zweites Werk für das Musiktheater, dessen Uraufführung der französischen Fassung zunächst an der Opéra National du Rhin in Strasbourg stattfinden wird, bevor das Werk unmittelbar danach in der gleichen Inszenierung von Kristian Frédric in Nürnberg zum ersten Mal in seiner deutschsprachigen Fassung gezeigt wird. Régis Campo ist in der Spielzeit 2014/2015 Composer in Residence am Staatstheater Nürnberg.


: Libretto von Kristian Frédric und Florence Doublet nach dem Stück von Bernard-Marie Koltès © Editions de Minuit
: Deutsche Fassung von Carolyn Sittig nach der Übersetzung von Simon Werle © Verlag der Autoren
: Uraufführung der deutschsprachigen Fassung
: Koproduktion mit der Opéra National du Rhin, Strasbourg
 


OPERNHAUS

Richard-Wagner-Platz 2-10
90443 Nürnberg

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