DONNERSTAG, 12.09.2024 / 20.00 Uhr
Lesung “Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen (Ullstein Verlag, 2023)” mit der Buchhandlung Jakob

Pressetext:

Am 12. September wollen wir zusammen Nichtproduktivität kultivieren, Leistung verweigern als quasi politischer Akt.
Fragezeichen.
Ist der Hustle wirklich out?

Nadia Shehadeh liest aus “Anti-Girlboss – Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen”.

»Work hard, party hard!« »Leistung zahlt sich aus!« Solche hohlen Phrasen kann Nadia Shehadeh nicht mehr hören. Was, wenn der Führungsjob mit Verantwortung keinen Spaß macht, Papier sortieren am Kopierer aber schon? Was, wenn man kein Leben auf der Überholspur führen möchte, sondern lieber auf der Couch liegt und auf »productivity« pfeift? Und was, wenn das von vielen gelobte Leistungsprinzip eigentlich nur eine Mär ist, die Statusunterschiede nicht erklären kann und Menschen unglücklich macht?
Vor allem Frauen wird eingetrichtert, dass sie sich mit individuellem Ehrgeiz aus gesellschaftlichen Ungerechtigkeitsstrukturen befreien könnten. Das ist kollektiver Selbstbetrug, der uns auf perfide Art Chancengleichheit vortäuscht und zu immer mehr bezahlter und unbezahlter Arbeit antreibt, findet Nadia Shehadeh. Statt ein stressiges Leben auf der Überholspur befürwortet sie das Leben als Anti-Girlboss: Ambition spielt darin keine Hauptrolle mehr und das Durchschnittliche wird nicht verachtet, sondern begrüßt. Sie plädiert dafür, sich eine Komfortzone zu bewahren, die davor schützt, für Anforderungen von außen auszubrennen.

Nadia Shehadeh, geboren 1980, ist Soziologin und Autorin, wohnt in Bielefeld und lebt für Livemusik, Pop-Absurditäten und Deko-Ramsch. Sie hat nicht nur Anti-Girlboss (2023, Ullstein) geschrieben, sondern war auch bei den Sammelbänden “Eure Heimat ist unser Albraum”, “Mehr Kopf als Tuch” und “NSU-Terror. Ermittlungen am rechten Abgrund” beteiligt. Ihre Kolumnen im Missy Magazin erschienen in Auswahl bei Edition Assemblage unter dem Titel “Ist gut jetzt.”

Wenn ihr an diesem Abend – in aller Gemütlichkeit – für ein paar Stunden euren Mental Load, euren internalisierten Perfektionismus und Faulheitshass und Sexismus oder die neoliberale Kälte, die uns durchzieht (ob wir wollen oder nicht), bei uns an die Garderobe (für die wir keine Haftung übernehmen) abgeben könnt, dann freuen wir uns.

Wir möchten Euch sehen, wir ihr auf den Stühlen hängend, cookieschmatzend und biergenießend, mit Kissen oder Kuscheldecke und gerne im Dresscode – Jogginghose und Hausschuhe – dem Müßiggang frönt.

❄️ Für alle Dawn-Winter-Fans und Care-Tätigen.

❄️ Für alle im ganzkörper Plüsch-Pyjama bei ASMR-Videos jeden Geschlechts.

❄️ Für alle utopisch träumenden FLINTA*.

❄️ Für alle, die vergessen wollen was Leben in einer Beschleunigungsgesellschaft ist.

❄️ Für alle Quiet Quitter und faulen Frauen.

❄️ Für alle ohne Bock auf Burnout und für die Rest Revolution.

❄️ Für alle Loser und Drinnies.

❄️ Für das wichtige Gefühl der Scham, das Laster des Müßiggangs und das (Menschen-)Recht auf Ausruhen.

❄️ Für alle, die sich wenigstens eingestehen, dass sie vielleicht trotzdem noch Handlanger*innen des Kapitalismus sind.

„Hand aufs Herz […] Es gibt kein richtiges System im falschen – und das kann man einfach mal so anerkennen.” (Nadia Shehadeh).

Und jetzt ist endlich Feierabend.

NADIA SHEHADEH liest aus “Anti-Girlboss – Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen”.

P.S.: Das Konzept für den Abend haben wir dem Faulheitsanspruch nachkommend natürlich nicht selbst erarbeitet, sondern ganz flauschig vom wunderbaren Slow Club in Freiburg geborgt.

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