DONNERSTAG, 08.11.2018 / 20.00 Uhr
90419 Nürnberg
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Lesereihe zu Popkultur und Politik aus dem Ventil Verlag.
Pressetext:
Die Desi Programmgruppe präsentiert in ihrer Lesereihe „Musik und Geste“ drei Werke aus dem Ventil Verlag.
Die Autoren befassen sich mit popkulturellen Phänomenen und ihren politischen Bezügen. Einlass ist jeweils ab 19:30 Uhr und wir empfehlen den Vorverkauf zu nutzen. Karten gibt es an allen bekannten VVK-Stellen und über www.reservix.de. Die Lesereihe wird unterstützt von der Buchhandlung Jakob in Nürnberg.
»Sound des Krieges«, »Porno-Nationalismus«, »Turbo-Faschismus«, »Sirenen des serbischen Nationalismus« – es gibt viele drastische Umschreibungen für den Turbofolk. Trotzdem war das Musikgenre in den 1990er-Jahren beispiellos populär in Serbien, aber auch in den anderen ex-jugoslawischen Staaten. Kein Fernsehsender und kein Café, das nicht die mit harten Beats und Keyboard aufgemotzte Folkmusik spielte.
Der Turbofolk hatte viele Funktionen. Er war nicht bloß ein Musikgenre, sondern eine Kultur. Eine Haltung. Während der Bürgerkriege füllte er eine Leerstelle, die durch den Staatszerfall auch in der Unterhaltungsindustrie entstanden war. Die Glitzerwelt tröstete die Menschen über Sanktionen und Inflation hinweg.
Der Triumph des Turbofolks wurde seiner extremen Ästhetik wurde auch als Verlust einer offenen Gesellschaft und Popkultur wahrgenommen, als Sargnagel Jugoslawiens. Bis heute schwingen die großen Identitätsfragen mit, wenn über Turbofolk gesprochen wird: Es geht um den Balkan und Europa, Pop- und Hochkultur, Ethnie und Nation, und immer um Gechlechterrollen.
Von dem einen Staat wurde Turbofolk gefördert, von dem anderen wurde er bekämpft. Aber niemanden ließ er kalt.
In jedem Fall lohnt es sich, genauer hinzuschauen und zuhören. Mit von Musik, Songtexten und Videos durchkreuzt Sonja Vogel den „Soundtrack des Zerfalls“ vom prosperierenden Jugoslawien und den Aufbau einer jugoslawischen Populärkultur und dessen Megastars wie Lepa Brena, die radikale Nationalisierung und die Zeit von Bürgerkriegen und Sanktionen mit dem nunmehr serbischen Superstar Ceca bis über die politische Wende in Serbien 2000 und neuen queeren Tendenzen im Turbofolk. Musik, Videos und Texte sind mal skurril, mal brutal, aber immer einen genauen Blick wert. Es darf getanzt und es muss mitgewippt werden.
Zur Autorin:
Sonja Vogel, Jahrgang 1983, ist Vollzeit-Journalistin, Teilzeit-Lektorin und Freizeit-Kolumnistin. Sie studierte Gender- und Osteuropawissenschaften, war Redakteurin der »taz« und des »Neuen Deutschland«. Für u.a. »Die Welt«, »Jüdische Allgemeine«, »konkret«, »Jungle World« schreibt sie über den politischen Diskurs und Kultur, für den Ventil Verlag lektoriert sie.
Pressetext:
Die Desi Programmgruppe präsentiert in ihrer Lesereihe „Musik und Geste“ drei Werke aus dem Ventil Verlag.
Die Autoren befassen sich mit popkulturellen Phänomenen und ihren politischen Bezügen. Einlass ist jeweils ab 19:30 Uhr und wir empfehlen den Vorverkauf zu nutzen. Karten gibt es an allen bekannten VVK-Stellen und über www.reservix.de. Die Lesereihe wird unterstützt von der Buchhandlung Jakob in Nürnberg.
»Sound des Krieges«, »Porno-Nationalismus«, »Turbo-Faschismus«, »Sirenen des serbischen Nationalismus« – es gibt viele drastische Umschreibungen für den Turbofolk. Trotzdem war das Musikgenre in den 1990er-Jahren beispiellos populär in Serbien, aber auch in den anderen ex-jugoslawischen Staaten. Kein Fernsehsender und kein Café, das nicht die mit harten Beats und Keyboard aufgemotzte Folkmusik spielte.
Der Turbofolk hatte viele Funktionen. Er war nicht bloß ein Musikgenre, sondern eine Kultur. Eine Haltung. Während der Bürgerkriege füllte er eine Leerstelle, die durch den Staatszerfall auch in der Unterhaltungsindustrie entstanden war. Die Glitzerwelt tröstete die Menschen über Sanktionen und Inflation hinweg.
Der Triumph des Turbofolks wurde seiner extremen Ästhetik wurde auch als Verlust einer offenen Gesellschaft und Popkultur wahrgenommen, als Sargnagel Jugoslawiens. Bis heute schwingen die großen Identitätsfragen mit, wenn über Turbofolk gesprochen wird: Es geht um den Balkan und Europa, Pop- und Hochkultur, Ethnie und Nation, und immer um Gechlechterrollen.
Von dem einen Staat wurde Turbofolk gefördert, von dem anderen wurde er bekämpft. Aber niemanden ließ er kalt.
In jedem Fall lohnt es sich, genauer hinzuschauen und zuhören. Mit von Musik, Songtexten und Videos durchkreuzt Sonja Vogel den „Soundtrack des Zerfalls“ vom prosperierenden Jugoslawien und den Aufbau einer jugoslawischen Populärkultur und dessen Megastars wie Lepa Brena, die radikale Nationalisierung und die Zeit von Bürgerkriegen und Sanktionen mit dem nunmehr serbischen Superstar Ceca bis über die politische Wende in Serbien 2000 und neuen queeren Tendenzen im Turbofolk. Musik, Videos und Texte sind mal skurril, mal brutal, aber immer einen genauen Blick wert. Es darf getanzt und es muss mitgewippt werden.
Zur Autorin:
Sonja Vogel, Jahrgang 1983, ist Vollzeit-Journalistin, Teilzeit-Lektorin und Freizeit-Kolumnistin. Sie studierte Gender- und Osteuropawissenschaften, war Redakteurin der »taz« und des »Neuen Deutschland«. Für u.a. »Die Welt«, »Jüdische Allgemeine«, »konkret«, »Jungle World« schreibt sie über den politischen Diskurs und Kultur, für den Ventil Verlag lektoriert sie.
DESI
Brückenstraße 2390419 Nürnberg
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