MONTAG, 13.03.2017 / 19.00-22.00 Uhr
Galerie // Podiumsdiskussion zum Thema “Clubkultur in Nürnberg: zwischen Standortfaktor, Subkultur und „Drogensumpf“?” Eintritt frei.

Auf dem Podium diskutieren:
Robert Pollack, Ordnungsamt der Stadt Nürnberg
Ralf Köhnlein, Fixpunkt Berlin
Vertreter_in der Stadt Nürnberg, Kulturreferat (angefragt)
Vertreter Polizei (angefragt)
Raimund Reintjes oder Marc Wohlrabe, Clubkommission Berlin
Thilo Färber, Club Rakete Nürnberg
Vertreter Kulturliga Nürnberg/Fürth/Erlangen

Moderation: Wally Geyermann (Radio Z)

Unterstützt durch mudra – Alternative Jugend- und Drogenhilfe Nürnberg e.V.

Nürnberg ist ein Ort reichhaltiger und vielfältiger Jugendkultur, Popkultur, Subkultur und Clubkultur. Da geht was in der Stadt! Das lebt, das pulsiert, das ist echt, das ist relevant! Dies zu unterstreichen und weiterzuentwickeln ist, neben vielen weiteren Akteur_innen, auch für die Kulturliga als Zusammenschluss der Livemusikveranstalter_innen in Nürnberg, Fürth und Erlangen, ein formuliertes Ziel.

Ein wichtiger, ganz konkreter Teil dieses etwas abstrakten, ungreifbaren „da geht was in der Stadt“-Gefühls ist die Clubkultur im Techno-, House und Elektro-Bereich. Diese stellt in Nürnberg sowohl in privatwirtschaftlichen, als auch in städtischen oder städtisch subventionierten Veranstaltungsorten einen elementaren Bereich dar. Auch seitens der Kultur- und Wirtschaftspolitik, oder auch der Tourismusförderung wurde von vielen Vertreter_innen verstanden, dass Techno-, House- und Elektro-Clubkultur ein wichtiger Standortfaktor für eine Stadt ist, der vor allen Dingen für junge Menschen eine bedeutende Rolle spielt.

Bundesweit lassen sich an vielen Orten Spielstättenförderungen und Aufwertungen von Musikclubs beobachten. Dies belegt beispielsweise die jährliche Verleihung des Spielstättenprogrammpreises „Applaus“, der Programme von Livemusikclubs mit erheblichen Preisgeldern öffentlichkeitswirksam auszeichnet – darunter auch Spielstätten aus dem Großraum Nürnberg wie z.B. der Musikclub Hirsch, der Musikverein im Künstlerhaus oder das Kulturliga-Mitglied Kulturzentrum E-Werk in Erlangen.
Als weiteres, aktuelles Beispiel für Clubkulturaufwertung ist der legendäre Technoclub Berghain in Berlin zu nennen. Dessen Veranstaltungen werden nach einem aktuellen Gerichtsurteil zukünftig steuerrechtlich als Kulturveranstaltungen und nicht mehr als Unterhaltungsveranstaltungen eingestuft. Die Medien titelten: „Was im Berghain passiert, ist Kultur“. Technoclubs sind also genauso kulturelle Orte wie eine Oper oder ein Konzerthaus.

Es liegt auf der Hand, dass eine lebendige Nachtkultur auch Herausforderungen mit sich bringt. Zu nennen wären hier zum Beispiel die Ruhebedürfnisse von Anwohner_innen im Umfeld der Clubs und Spielstätten. Problematisch dabei ist oft nicht nur die als zu laut wahrgenommene Musik, sondern (spätestens seit dem Nichtraucherschutzgesetz) die Geräuschkulisse, die von Gästen im Umfeld der betroffenen Spielstätten ausgeht.

Ein weiteres Beispiel sind die Herausforderungen, die sich in Zusammenhang mit dem Konsum von illegalen Drogen im Nachtleben ergeben. Speziell der Kulturbereich der elektronischen Tanzmusik hat den Ruf, davon besonders betroffen zu sein. Dies wird in Nürnberg aktuell anhand der Auseinandersetzungen zwischen zwei Technoclubs und der Polizei bzw. dem Ordnungsamt deutlich: Die Rakete und der Waschsalon. Beide Clubs veranstalten regelmäßig sogenannte Afterhours, die, nach der in Nürnberg vorgeschriebenen Putzstunde ab sechs Uhr morgens, fast nahtlos an die eigentliche Clubnacht anschließen. Den Gästen wird damit ein Clubbesuch bis weit in den Tag hinein ermöglicht.
Im Umfeld beider Clubs wurden in der Vergangenheit vermehrt Drogendelikte festgestellt. Dies führte zunächst zu strengeren Auflagen und Restriktionen für beide Clubs, die unter anderem direkte negative wirtschaftliche Auswirkungen für die Betreiber bedeuteten. Beispielsweise darf der Club Rakate aktuell nur vier Afterhour-Veranstaltungen pro Monat durchführen, zudem wurde ein Wiedereintrittsverbot für Gäste erlassen (Gäste dürfen den Club nicht mehr verlassen, bzw. werden dann nicht mehr wieder zurück in den Club gelassen). Zuletzt kam es im Waschsalon zu einer unangekündigten und großangelegten Drogenrazzia, von der auch in den Medien umfassender berichtet wurde. Dies sorgte von vielen Seiten für Unmut.

Losgelöst von den beiden Einzelfällen Rakete und Waschsalon, drängen sich vor diesem Hintergrund ganz allgemeine, weiterführende und teils kulturpolitische Fragen auf. Diese lauten zum Beispiel:

Werden bei Afterhours tatsächlich mehr Drogen konsumiert als bei anderen Veranstaltungen?
Wie erleben Gäste und Betreiber_innen die aktuelle Situation?
Wie könnte in diesem Zusammenhang eine sinnvolle Drogenpolitik aussehen?
Was würde ein Verbot von Afterhours bewirken?
Wie funktioniert Clubkultur und Prävention im Partydrogenbereich in anderen Städten?
Inwieweit sind Auflagen von kommunaler Seite (z.B. Begrenzung der Afterhourveranstaltungen mit elektronischer Musik, Wiedereintrittsverbot der Gäste nach einmaligem Verlassen der Clubs) sinnvoll? Welche Erfahrungswerte gibt es dazu in anderen Städten und regional? Welche Ziele können damit erreicht werden?
Wie sieht die potentielle Kulturhauptstadt Nürnberg den Stellenwert von elektronischer Musikkultur und Kulturformaten wie Afterhours?
Wie könnte eine Zusammenarbeit zwischen Clubs/Kulturzentren, Ordnungsamt, Polizei und Stadtpolitik zukünftig verbessert werden?

Um hier in einen konstruktiven Dialog einzusteigen, lädt die Kulturliga zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Clubkultur in Nürnberg: zwischen Standortfaktor, Subkultur und „Drogensumpf“? ein.

Mit dieser Veranstaltung wird die neue Kulturliga-Reihe Der runde Kulturliga-Tisch gestartet. Im Rahmen dieser Reihe werden in Zukunft in loser Reihenfolge aktuelle Themen des Nachtlebens, der Kulturpolitik, der Entwicklungen im Live-Musik-Bereich und deren Spielstätten etc. aufgegriffen und reflektiert.


Z-BAU

Frankenstraße 200
90461 Nürnberg

Mehr Infos zur Location »




KARTE

20240401_D-bue_160
20240402_Stefan_Grasse