SAMSTAG, 19.11.2016 / 19.30 Uhr
90402 Nürnberg
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Zentralcafé // Vortrag von Yvonne Kunz. Eintritt auf Spendenbasis.
Pressetext:
Allahu Akbar! Und dann knallt’s. Und wieder und wieder. Experten hegen kaum Zweifel, dass dieses Szenario auch in Westeuropa gerade zur traurigen Gewohnheit wird. Den passenden Sound gibt’s auch dazu: Jihad Rap. Islamistische Reime auf harten Beats zu schick geschnittenen Gräuelvideos. Das sind Propaganda-Tools im Werkzeugkasten der digitalen Demagogen des heiligen Kriegs. Im größten Hit des Genres, »Dirty Kuffar«, preist Sheikh Terra in britischpakistanischem Englisch auf einem jamaikanischen Diwali Riddim das Töten von Ungläubigen. In solchen Konstellationen kommt ein schlingernder Prozess der Identitätssuche und Realitätsfindung zum Ausdruck, der auf kulturelle Heimatlosigkeit verweist.
Jihad Rap wirft ein grelles Licht auf die Frage, ob wir einen Huntington’schen Clash der Kulturen erleben oder eben gerade das Gegenteil, eine Verschmelzung der Kulturen. Die Popularität dieses Genres belegt zumindest, dass New York, London oder Paris keine gemütlichen Melting Pots mehr sind, sondern schnelle Brüter, an deren Rändern sich Traditionen, Glauben, Pop und Kommerz zu einem vielköpfigen Bastard vereinen. Ein verstörendes Beispiel findet sich im Berliner Ex-Gangsta- Rapper Deso Dogg. Als reimender Botschafter des IS lässt er die westliche Welt nun wissen: »Wir wollen euer Blut, es schmeckt so wunderbar.«
Es wäre ein Leichtes, Jihad Rap als fehlgeleiteten Ausdruck von Aggression und ein an Dumpfheit kaum zu überbietendes Exempel der globalisierten Popkultur abzutun. Doch er eröffnet auch einen Blick auf eine zutiefst desillusionierte und wütende Jugend. Aus dieser Position produzieren auch andere Muslime politisch herausfordernde Musik, etwa der Brite Aki »Propa-Gandhi« Nawaz von der Band Fun-Da-Mental. So zeichnet er etwa die Gedanken eines Selbstmordattentäters nach und wird infolgedessen nicht überraschend, aber zu Unrecht in die Terroristenecke gestellt. Nawaz gehört zu jener Gruppe Musiker, die ihre muslimischen Identitäten aggressiv vermitteln, sich aber eher in eine Reihe mit den Sex Pistols, als in die der Hass predigenden Imame stellen.
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Yvonne Kunz, geb. 1972, studierte Übersetzung und angewandte Linguistik in Zürich und Liverpool. Ihre schreiberische Laufbahn begann sie als Musikjournalistin und -kritikerin bei »sounds.ch«. Ab 2001 war sie Spiritus Rector der »Fabrikzeitung«, der Publikation des autonomen Kulturzentrums Rote Fabrik in Zürich. Seit 2008 ist sie als freie Reporterin mit den Schwerpunkten Justiz, Gesellschaft und Kultur tätig, u.?a. für das Straßenmagazin »Surprise«, »Der Literarische Monat«, »Work«, »Die Zeit«, »WoZ«. Sie lebt und arbeitet in Zürich und mag das Durcheinander des modernen Lebens. Denn in dessen Ritzen finden sich immer wieder Themen und Geschichten, die wie Schlüssel sind zur Komplexität des großen Ganzen..
Pressetext:
Allahu Akbar! Und dann knallt’s. Und wieder und wieder. Experten hegen kaum Zweifel, dass dieses Szenario auch in Westeuropa gerade zur traurigen Gewohnheit wird. Den passenden Sound gibt’s auch dazu: Jihad Rap. Islamistische Reime auf harten Beats zu schick geschnittenen Gräuelvideos. Das sind Propaganda-Tools im Werkzeugkasten der digitalen Demagogen des heiligen Kriegs. Im größten Hit des Genres, »Dirty Kuffar«, preist Sheikh Terra in britischpakistanischem Englisch auf einem jamaikanischen Diwali Riddim das Töten von Ungläubigen. In solchen Konstellationen kommt ein schlingernder Prozess der Identitätssuche und Realitätsfindung zum Ausdruck, der auf kulturelle Heimatlosigkeit verweist.
Jihad Rap wirft ein grelles Licht auf die Frage, ob wir einen Huntington’schen Clash der Kulturen erleben oder eben gerade das Gegenteil, eine Verschmelzung der Kulturen. Die Popularität dieses Genres belegt zumindest, dass New York, London oder Paris keine gemütlichen Melting Pots mehr sind, sondern schnelle Brüter, an deren Rändern sich Traditionen, Glauben, Pop und Kommerz zu einem vielköpfigen Bastard vereinen. Ein verstörendes Beispiel findet sich im Berliner Ex-Gangsta- Rapper Deso Dogg. Als reimender Botschafter des IS lässt er die westliche Welt nun wissen: »Wir wollen euer Blut, es schmeckt so wunderbar.«
Es wäre ein Leichtes, Jihad Rap als fehlgeleiteten Ausdruck von Aggression und ein an Dumpfheit kaum zu überbietendes Exempel der globalisierten Popkultur abzutun. Doch er eröffnet auch einen Blick auf eine zutiefst desillusionierte und wütende Jugend. Aus dieser Position produzieren auch andere Muslime politisch herausfordernde Musik, etwa der Brite Aki »Propa-Gandhi« Nawaz von der Band Fun-Da-Mental. So zeichnet er etwa die Gedanken eines Selbstmordattentäters nach und wird infolgedessen nicht überraschend, aber zu Unrecht in die Terroristenecke gestellt. Nawaz gehört zu jener Gruppe Musiker, die ihre muslimischen Identitäten aggressiv vermitteln, sich aber eher in eine Reihe mit den Sex Pistols, als in die der Hass predigenden Imame stellen.
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Yvonne Kunz, geb. 1972, studierte Übersetzung und angewandte Linguistik in Zürich und Liverpool. Ihre schreiberische Laufbahn begann sie als Musikjournalistin und -kritikerin bei »sounds.ch«. Ab 2001 war sie Spiritus Rector der »Fabrikzeitung«, der Publikation des autonomen Kulturzentrums Rote Fabrik in Zürich. Seit 2008 ist sie als freie Reporterin mit den Schwerpunkten Justiz, Gesellschaft und Kultur tätig, u.?a. für das Straßenmagazin »Surprise«, »Der Literarische Monat«, »Work«, »Die Zeit«, »WoZ«. Sie lebt und arbeitet in Zürich und mag das Durcheinander des modernen Lebens. Denn in dessen Ritzen finden sich immer wieder Themen und Geschichten, die wie Schlüssel sind zur Komplexität des großen Ganzen..
KüNSTLERHAUS IM KUKUQ
Königstraße 9390402 Nürnberg
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