Über Arbeitsverhältnisse im linken Clubkontext.

Pressetext:

Diskussionen über Arbeiten im Club und irgendwie linken und subkulturellen Zusammenhängen häufen sich. Nicht nur in Berlin. Auffallend dabei ist, dass die konkrete Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Arbeitsverhältnissen und den Strukturen denen sie entspringen merkwürdig umschifft wird. Warum glauben wir so gern die fable convenu des solidarisch-subversiven Produktionsverhältnisses, an den wärmenden Schutzraum vor der kalten Konkurrenz? Davon ausgehend wäre die Frage zu entwickeln, warum uns Clubarbeit überhaupt erstrebenswert erscheint.

Zunächst scheint das Club- sowie das AZ-Leben dem kapitalistischen Normalbetrieb enthoben. Die Personen, die da neben mir arbeiten, erscheinen nicht als Konkurrent*innen auf die nächste Beförderung oder Lohnerhöhung; stattdessen arbeiten alle solidarisch in die richtige Richtung. Im Club gibt es das aus Start Up-Unternehmen bekannte Phänomen des Vertagens des wirtschaftlichen Ernteerfolgs auf die rosige Zukunft, der das Kollektiv zum Verzicht im Jetzt zwingt. Im AZ zum good will bis zum bitteren Ende.

Uns erscheint der Club/ das AZ vielmehr als ein Experimentierfeld postfordistischer Arbeitsverhältnisse, deren Tragweite und Auswirkungen oftmals verdrängt werden.

So weit, so schlecht. Im Vortrag soll demzufolge die Frage im Mittelpunkt stehen, warumPersonenzusammenhänge, die es eigentlich besser wissen müssten bei der eigenen „Lebensaufgabe“eine erhöhte Kompromissbereitschaft an den Tag legen. Kurz gesagt: Warum erzählt man sich in linken Kreisen, und vielleicht auch mit Stolz, vom bevorstehenden Arbeitsplenum, während man zugleich über das Teammeeting der Bürogesellschaft abkotzt?

Dazu haben wir Philipp Lorig eingeladen. Er hat einen thematisch ähnlichen Vortrag vor knapp zwei Jahren im Institut für Zukunft Leipzig schon einmal gehalten, sucht aber weiterhin im Rekurs auf die Entwicklungsdynamik des Gegenstands nach Antworten.