MONTAG, 18.07.2016 / 20.00 Uhr
Von Niccolo Piccinni (Zeitgenosse Glucks); Oper konzertant, Dt. Erstaufführung. Im Rahmen von Internationale Gluck Opern Festspiele 2016.
Pressetext:
Kriegsopfer. Menschenopfer. Iphigenie soll vom eigenen Vater für den Kriegszug gegen Troja getötet werden. Im letzten Moment retten sie die Götter vor der Tat und entführen sie auf die Insel Tauris, wo sie als Priesterin eines archaischen Kults dient. Doch weigert sie sich, die dort verwurzelte Tradition des Menschenopfers auszuführen, durchbricht damit das grausame Schema, dass auf Blut Blut folgen muss - mit ihr beginnt die Zivilisation, Iphigenie ist die Allegorie des Sieges der Vernunft, der Aufklärung und des Humanismus.
Die Gluck Festspiele 2016 bieten die wohl einmalige Gelegenheit, gleich drei verschiedene Opernversionen dieses antiken Stoffes (von Gluck, Piccinni, Cherubini), die in der Zeit kurz vor der Französischen Revolution entstanden, zu erleben und zu vergleichen.
Die Festspiele beleuchten in jeder Ausgabe einen bestimmten Aspekt in Christoph Willibald Glucks Leben und Schaffen. Diesmal sind es seine Pariser Jahre, die ihn zum Weltstar machten - aber auch heftigen Streit auslösten. Nach Frankreich holte ihn 1774 seine ehemalige Klavierschülerin, die Habsburgerin Maria Antonia - nun eine viel zu junge, frisch gekrönte Königin von Frankreich. Um sie und Glucks Reformwerk zu torpedieren beauftragte eine für damalige Verhältnisse ungewöhnlich selbstbewusste Pariser Gegenöffentlichkeit den italienischen Komponisten Niccolo Piccinni mit musikalischen Gegenentwürfen zu Glucks Opern. Die Ergebnisse sind verblüffend.
Piccinis »Iphigénie en Tauride« (1781) ist die Fortführung der französischen »Tragedie lyrique« mit anderen Mitteln. Italienischer Melos verbindet sich mit expressivem Pathos. Ähnlich wie Gluck bricht er mit der tradierten Handhabung des Rezitativs, interpoliert emotionale Ausbrüche und stellt sein instrumentatorisches Geschick durch ein breites Spektrum an Klangfarben und -schattierungen unter Beweis.
Im Unterschied zu seinem Gegenspieler Gluck sieht er nicht in der großgefassten Szene, sondern in der Arie und in den knappen Ensembles den geeigneten Ort, inneres Befinden in dramatischer Bandbreite zu verhandeln.
Wie er gleichsam seismographisch den seelischen Erschütterungen seiner Protagonisten nachspürt, zeigt, wie nah sie sich eigentlich standen, die beiden Kontrahenten wider Willen.
Pressetext:
Kriegsopfer. Menschenopfer. Iphigenie soll vom eigenen Vater für den Kriegszug gegen Troja getötet werden. Im letzten Moment retten sie die Götter vor der Tat und entführen sie auf die Insel Tauris, wo sie als Priesterin eines archaischen Kults dient. Doch weigert sie sich, die dort verwurzelte Tradition des Menschenopfers auszuführen, durchbricht damit das grausame Schema, dass auf Blut Blut folgen muss - mit ihr beginnt die Zivilisation, Iphigenie ist die Allegorie des Sieges der Vernunft, der Aufklärung und des Humanismus.
Die Gluck Festspiele 2016 bieten die wohl einmalige Gelegenheit, gleich drei verschiedene Opernversionen dieses antiken Stoffes (von Gluck, Piccinni, Cherubini), die in der Zeit kurz vor der Französischen Revolution entstanden, zu erleben und zu vergleichen.
Die Festspiele beleuchten in jeder Ausgabe einen bestimmten Aspekt in Christoph Willibald Glucks Leben und Schaffen. Diesmal sind es seine Pariser Jahre, die ihn zum Weltstar machten - aber auch heftigen Streit auslösten. Nach Frankreich holte ihn 1774 seine ehemalige Klavierschülerin, die Habsburgerin Maria Antonia - nun eine viel zu junge, frisch gekrönte Königin von Frankreich. Um sie und Glucks Reformwerk zu torpedieren beauftragte eine für damalige Verhältnisse ungewöhnlich selbstbewusste Pariser Gegenöffentlichkeit den italienischen Komponisten Niccolo Piccinni mit musikalischen Gegenentwürfen zu Glucks Opern. Die Ergebnisse sind verblüffend.
Piccinis »Iphigénie en Tauride« (1781) ist die Fortführung der französischen »Tragedie lyrique« mit anderen Mitteln. Italienischer Melos verbindet sich mit expressivem Pathos. Ähnlich wie Gluck bricht er mit der tradierten Handhabung des Rezitativs, interpoliert emotionale Ausbrüche und stellt sein instrumentatorisches Geschick durch ein breites Spektrum an Klangfarben und -schattierungen unter Beweis.
Im Unterschied zu seinem Gegenspieler Gluck sieht er nicht in der großgefassten Szene, sondern in der Arie und in den knappen Ensembles den geeigneten Ort, inneres Befinden in dramatischer Bandbreite zu verhandeln.
Wie er gleichsam seismographisch den seelischen Erschütterungen seiner Protagonisten nachspürt, zeigt, wie nah sie sich eigentlich standen, die beiden Kontrahenten wider Willen.