SAMSTAG, 26.03.2016 / 20.00 Uhr
Stück von Madeleine Bourdouxhe in einer Eigenproduktion.

Pressetext:

„Hoffnungslose Liebe macht den Mann kläglich und die Frau beklagenswert“ meinte einst Maria Freifrau von Eber-Eschenbach. Vielleicht hat sie Ähnliches erlebt wie Elisa, die ihren Gilles abgöttisch liebt, total auf ihn fixiert ist und nur eines im Sinn hat, ihn glücklich zu machen. Tragisch nur, dass er sich gerade ihrer biestigen Schwester, Victorine, zuwendet und dieser hoffnungslos verfällt. Elisa, hochschwanger, spürt Gilles´ Entfremdung, ahnt, dass sich zwischen ihrer Schwester und ihrem Mann etwas abspielt. Sie frisst ihren Kummer in sich hinein und hat niemanden, dem sie sich anvertrauen könnte, was sie noch frustrierter macht. Schließlich will sie Gewissheit: Sie schleicht Gilles nach und sammelt Indizien für seine Untreue. Gleichzeitig hofft sie, dass er irgendwann zur Vernunft kommt und zu ihr zurückkehrt. Elisa kämpft für die Liebe ihres Lebens. Er hat ihr „ewige“ Liebe versprochen und sie hat ein Recht darauf! Sie fordert seine Liebe zu ihr ein. Doch vergeblich!

Das traute Heim mit Mann, Frau, Kind ist inzwischen gehörig ins Wanken geraten und die Familienidylle verwandelt sich zunehmend in eine Eifersuchtshölle. Schließlich gesteht er ihr sogar sein Verhältnis zu Victorine und seine bedingungslose Abhängigkeit von ihr. Auch das erträgt sie großmütig und tröstet ihn sogar, immer noch in der Hoffnung auf ein baldiges Ende der Affäre.  

[gilles frau 2] Madeleleine Bourdouxhe wurde 1906 in Lüttich geboren und starb 1996 in Brüssel. Sie wurde bereits in jungen Jahren als hochtalentierte Autorin geschätzt. 1940 flieht sie, als die Deutschen Belgien überfallen, nach Frankreich, kehrt später zurück und schließt sich der Résistance an. Unter Lebensgefahr transportiert sie aufrührerische Schriften Paul Eluards nach Brüssel. Vor allem aber: Sie „muss“ schreiben, unaufhörlich, einem inneren Zwang folgend, wobei sie sich nicht im Geringsten um die Vermarktung ihrer Texte und Schriften kümmert. Das ist ihr schlichtweg egal. Schließlich veröffentlicht sogar Sartre eine ihrer Geschichten und in Simone de Beauvoirs Buch „Das zweite Geschlecht“ treten ihre schriftstellerischen Spuren am deutlichsten zu Tage. Besonders ihre genaue Analyse der Unterschiede von männlicher und weiblicher Sexualität in „Gilles´ Frau“ findet große Beachtung.

Elmar Krekeler schrieb anlässlich ihres Todes 1996 in DIE WELT: … Wie präzise und modern aber da unterschiedliche Wahrnehmungsformen und Gefühle, Sinnlichkeit und Sexualität beschrieben werden, mit welcher an den Nerven zehrenden Konsequenz Elisas krampfhaftes Klammern durchexerziert wird, mit welcher soghaften Intensität diese klassische Tragödie abläuft, macht aus der kleinen Geschichte einen großen Roman.

Unsere Inszenierung, mit choreografischen Elementen und stimmigen Musikeinspielungen, ist in die Jetztzeit verlegt. Denn die Unterschiede zwischen Mann und Frau haben sich zwar seit damals verändert, verschoben, aber sie gibt es, trotz Emanzipation, immer noch und wird es immer geben. Obwohl der Roman bereits 1937 geschrieben wurde, werden die darin verhandelten Themen wie Liebe, Eifersucht, Besitzdenken, Hörigkeit nie ihre Bedeutung verlieren. Keine noch so gut funktionierende Partnerschaft oder Ehe ist auch in unserer Zeit vor derlei Erschütterungen gefeit. Solange die Menschen reale Gefühle empfinden und nicht in die virtuelle Cyber-Welt abdriften, wird es Liebesdramen dieser Art, mal mehr oder weniger tragisch, mal mehr oder weniger emotionsgeladen, geben.


Spiel: Johanna Steinhauser-Ludwig, Christine Mertens, Merten Schroedter
Bühne: Johanna Deffner
Choreografie: Eva Borrmann
Regie: Gisela Hoffmann


GOSTNER HOFTHEATER

Austr. 70
90429 Nürnberg






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