Marie Poulain | Rötliche Silhouetten am Strand

FREITAG, 9. APRIL 2021

#Dr. Marian Wild, #Im Gespräch mit, #Interview, #Kunst, #Locked in, #Malerei, #Marie Poulain

Locked in | 056 – Paul Klee, der Maler des „Blauen Reiter“ und spätere Bauhauslehrer, fasste sein Schaffen mal mit den Worten "Zeichnen ist die Kunst, Striche spazieren zu führen" zusammen, und das könnte ein guter Startpunkt für die Betrachtung der Bilder von Marie Poulain sein.

Denn gerade bei dem Bild, in dem sie ihre Striche am stärksten spazieren führt, einer orientalischen Siedlungsansicht mit versetzt angeordneten Farbflächen, überkam mich am stärksten das Gefühl der Tunisstudien von Paul Klee. Wie eine Fata Morgana verschwimmt das Bild, Umrisse und Flächen trennen sich voneinander, die Luft scheint fast zu flirren. Marie erreicht diese Stimmungen mit sehr wenigen, präzisen Mitteln: eine genau gesetzte und auf das Wesentliche reduzierte Farbpalette, ein weites, enträumtes Motiv, die flächige Abstraktion der Gegenstände. So entstehen träumerische Strandszenen, halb Videospiel, halb Farbfeldmalerei. Interessant ist die Verbindung mit den monochromen Fotografien: Obwohl viel figürlicher und detaillierter tragen sie in der gemeinsamen Betrachtung eine passende Stimmung. Ein kleiner Urlaub für die Augen.

Im Interview erzählt Marie von Fotos im Volksbad, fotografischer Melancholie und der Bedeutung der Farbpalette.

Marian Wild: Es gibt da dieses Foto, das du geschossen hast, von einer Frau in einem orangefarbenen Spind. Das könnte man fast für ein Lockdown-Foto halten. Wie ist es zu dem Bild gekommen, und welche Auswirkungen hatte diese ganze Krise auf dich und dein Schaffen?
Marie Poulain: Das Mädchen auf dem Bild ist Pia, eine alte Kommilitonin. Wir sind vor ein paar Jahren im Volksbad unterwegs gewesen. Ich hatte dort eine meiner Semesterarbeiten fotografiert und Pia begleitete mich, damit ich von ihr auch ein paar Fotos machen konnte. Also eher eine unspannende Geschichte. So fotografiere ich jedoch auch meistens – ich habe oft nur zwei bis drei Motive im Kopf, der Rest entsteht recht spontan. Es hat also nicht wirklich etwas mit der Krise zu tun gehabt, gefühlstechnisch passt es aber trotzdem ziemlich gut. Wie bei den meisten Künstler*innen, ist auch bei mir jeder einzelne Auftrag gecancelt worden, das war bedrückend und deprimierend. Ich bin es gewohnt, viel zuhause zu sein und von dort aus zu arbeiten – die sozialen Kontakte, die Bewegung und äußeren Einflüsse fehlten aber trotzdem, damit mein Kopf sich gut kreativ ausleben kann. Mit der Zeit habe ich mich aber etwas dran gewöhnt und versucht konstruktiv mit der Situation umzugehen. Im Großen und Ganzen hat es mein Schaffen und Denken jedoch sehr blockiert und erschwert.

Dein Werk changiert zwischen Grafik und Fotografie, zwischen Portraits und nahezu vollständig reduzierten, abstrakten Strukturen. Wie findest du zu deinen Motiven, und was reizt dich an diesen Medien?
Beim Zeichnen ist es einfach völlig von meiner Stimmung abhängig. Das Einzige was ich mir zu Beginn vorgebe sind die Farben, der Rest entsteht dann beim Drauflosmalen. Bei der Fotografie war ich jahrelang sehr auf Portraits fokussiert. Ich mag es, mit Menschen zu arbeiten und liebe es ihre Gesichter mit einem Teil von Melancholie einzufangen. Allgemein würde ich sagen, dass mich die vielfältigen Möglichkeiten der unterschiedlichen Medien reizen – ich habe nämlich oft Schwierigkeiten mich lange an eine Sache zu setzten und empfinde die Abwechslung daher als ganz angenehm. Auch wenn ich denke, dass es nach einer Zeit nötig ist sich auf Ausgewähltes zu spezialisieren.

Manche deiner Arbeiten wirken, als hättest du die Inspiration auf Reisen eingefangen. Die Bilder strahlen eine orientalische Sonne oder eine mittelamerikanische Luftfeuchtigkeit aus. Wie schwer ist es, in so einem reduzierten Stil solche Atmosphären zu transportieren? Entsteht das intuitiv?
Ich denke das kommt einfach intuitiv. Wie gesagt, ich lege mich zuerst auf eine Farbpalette fest, das ist dann schon mal die halbe Miete. Der Rest orientiert sich dann an dem, was ich gerade so erlebe, oder was mich kürzlich in meinem Leben inspiriert hat.

Weitere Informationen zur Künstlerin: (KLICK!)




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