NBG over the Rainbow: Bilanz eines queeren, fränkischen Jahres
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Von Marian Wild
Höchst Bemerkenswertes geht seit längerem vor in der fränkischen Metropole. Nichts wirklich Überraschendes, wenn man Nürnbergs Entwicklung seit den 1980ern bedenkt, aber dazu gleich mehr. Die Entwicklung begann dieses Jahr bereits mit der Blauen Nacht, die irgendwie gar nicht wenig "Rosa Nacht" war, mit House of Skala als einem der Hauptevents im Rathaus und Pink Pride Tours im Begleitprogramm, an denen ich nicht unschuldig war. Parallel entfaltete sich der schon länger in Umsetzung befindliche „Aktionsplan queeres Nürnberg“: Allmächt, wie queer sind wir denn schon alle, 40%, 70%? Scherz beiseite, da geht's hauptsächlich um organisatorische Checkups, die strukturelle Diskriminierung in der öffentlichen Verwaltung eliminieren, was vorbildlich ist, in der zweitgrößten Stadt des letzten deutschen Bundeslands ohne landesweiten queeren Aktionsplan.
Dann kamen die Augustwochen und rund 12.000 Teilnehmer:innen zum diesjährigen Christopher-Street-Day. Rekord, komplett mit seitdem fest installiertem Regenbogen-Zebrastreifen nahe Hauptbahnhof. Gleich daneben weihte Heidi Sill jüngst ihre Pink Flag ein, das neue Signet des renovierten Künstlerhauses (das nebenbei als Nachfolger des KOMM auch eine wirklich bemerkenswerte queere Geschichte hat). Und auch die Rosa von Praunheim-Ausstellung in St. Egidien war alles andere als unauffällig (lest dazu auch den offenen Brief des CSD Vereins).
Aber das alles, liebe Lesende, war trotzdem erst der Auftakt in einen Kulturherbst, für den sich nicht weniger als drei Ausstellungshäuser kulturell queeren. Kunsthalle und Kunsthaus zeigen die internationale Kunstschau Who's afraid of Stardust?; das Institut für moderne Kunst flankiert mit der Ausstellung Einhörner im Schrank, eine kuratorische Kooperation von Petra Weigle und mir. Beide Ausstellungen werden von Publikationen begleitet: Im Kunstkulturquartier entsteht ein opulentes Ausstellungsmagazin, hier im Institut das umfangreiche Sachbuch „Einhorn, Leder, Sternenstaub“. Nürnberg wird also dieses Jahr kulturell so regenbogenfarben wie seit Jahrzehnten nicht, und das ist doch fabelhaft. Denn die Traditionslinien sind da, sei es einer der deutschlandweit ersten schwulen Buchläden Ende der 1970er oder der überregional bekannte Männerchor MäNü in den 1980ern. Sei es eine der ersten AIDS-Hilfen Deutschlands ab 1985, ein bemerkenswertes queeres Nachtleben, besonders in den 2000ern, oder regelmäßige, queere Kinofilmtage, oder einfach eine wirklich kompromisslos queerfreundliche freie Kulturszene. Nürnberg, soviel ist sicher, präsentiert sich im Jahr 2023 als strahlender, pinker Klecks auf der deutschen Kulturlandkarte, und das ist für die Stadt der Menschenrechte ganz sicher nicht das schlechteste denkbare Image.
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QUEERE AUSSTELLUNGEN
WHO'S AFRAID OF STARDUST
Kunsthalle + Kunsthaus
EINHÖRNER IM SCHRANK
Institut für moderne Kunst im Atelier- und Galeriehaus Defet
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