Dem Egers sei Welt #47

DONNERSTAG, 28. APRIL 2016

#Comedy, #Egersdörfer, #Kolumne

Eine dicke, grün schillernde Fleischfliege umschwirrte meine halbwegs unterhaltsame Charaktermaske in der gutbürgerlichen Gaststätte. Wir befanden uns noch vor der Vorstadt. Dort, wo der Bahnhof nur ein Bedarfshalt ist. Schweißüberströmte Bedienungen rannten schnell und über alles gehetzt an unseren Tisch und riefen stieren Blickes im Choral: „Blutpudding, Forellenbäckchensülze und Nierenstriezel sind aus. Unter Umständen verbleibt eine Portion Gänserippen. Ohne Garantie.“ Dann hasteten sie davon in atemlosen Eifer, als müssten sie in der Küche einen Großbrand mit Zahnputzbechern löschen und dazwischen schnell die Gäste bedienen.

VERGRÖSSERTER DRECK

Wir waren aus unserer Wohnung geflohen wegen Schmutz. Sie sieht einzelne Staubpartikel stark vergrößert. Unter dem Sofa hatte sie eine graublaue Fluse aus meinem Nabel entdeckt. Sie sah nur noch den haarigen Fussel wie unter dem Mikroskop. Kurzatmigkeit und Schockstarre hielten sie daraufhin über Stunden gefangen. Fast wäre sie aus Ekel an Gelbsucht erkrankt. Langsam kam sie wieder zu sich. Die Abteilungsleiterin des Tiefbauamts meiner Befindlichkeit musterte mich schon geraume Zeit mit ihrem Speisekartenblick. Ihre Stimme klang, als würde sie aus einem mit Vertretern für Bolzenschussapparate vollbesetzten Schnellzug mit schlechter Verbindung telefonieren. „Nimm sofort Vernunft an. Kümmere dich um den feuchten, gelben Fleck über der Steckdose oder lass dich endlich behandeln“, brümmelte sie wie ein trunkener Fährschiffskapitän, den man im Schlaf sanft in den kleinen Zeh zwickt.

Das Wartezimmer war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Eine etwa 70-jährige, beige melierte Dame mit großen silbrigen Augen, gezeichnet von den Bremsspuren des Lebens, brüllt mir hinter vorgehaltener Hand ins linke Ohr: „Die Fische lassen sich heute nicht füttern. Um Punkt zehn Uhr schwimmt jeden Tag ein großer Waller vorüber. Über einen Meter ist der Waller lang und auf die Minute pünktlich. Die Uhr kann man nach dem beschuppten Tier stellen. Aber heute war er nicht da. Von den anderen Fischen ließ sich auch keiner blicken. Schuld daran tragen die nächtlichen Blitze. Die Blitze haben den Waller und seine Freunde verschreckt.“ Direkt neben mir verständigte sich ein farbloses Ehepaar, das intensiv nach Weißwurstsenf roch, sehr angestrengt über einen Hustencode. Außerdem die übliche Patientin im kariertem Kleid mit Excel-Tabellen-Allergie.

Die Stimmung war wie Aufhebung der Prohibition, Pommes mit Majo und Kriegsende. Über 8000 Menschen sangen jedes Lied mit, tanzten und feierten das Leben. Der Kosmos in Extase. Falling in Love. Die Melodie im blutroten Dampf ist maximal anschlussfähig. Schmirgelnde Gitarre. Das Schlagzeug bohrt durch Granit. Die Band schmeißt nicht nur eine Kommode um, die zünden das Haus an! Hey, hey, hey! Yeah! Die Ärztin hieß Sarah Conner. Aus der Nähe schaut sie gar nicht aus wie auf dem Plattencover, eher wie die Frau aus Beerbach, die vor ihrem Haus auf einem kleinen Tisch drei Kistchen mit Kirschen gestellt hat und eine Kasse. Kannst ein Kistchen mitnehmen, brauchst nur das Geld in die Kasse legen. „Ach, weißt Du was, da nehme ich gleich zwei Kistchen mit. Die sind so gut. Da back´ ich einen Kuchen und bring der Madeleine welche mit. Haben die ein Gottvertrauen, die Menschen auf dem Land.“ Über zwei Stunden hat die Conner zwischen den Augen operiert. Ich hatte nur eine leichte Betäubung und hab´ alles mitbekommen. Meine platonische Freundin Carola lässt sich übrigens im Sommer bei einem Open Air in der Nähe vom Kloster Andechs den Hinterkopf dampfstrahlen.


UND WAS MACHT EGERS SONST NOCH IM MAI?
Fleißig ist er wieder diesen Monat, der Herr Egers, fleißig und vielseitig! Das geht musikalisch los mit einer öffentlichen Probe zusammen mit seiner Boyband Fast zu Fürth am 4. Mai im Kunst- und Kulturhaus Katana. Genau eine Woche später, am Dienstag, den 10. Mai, lädt sich der fränkische Galan selbst nebst Gästen zu Egersdörfer und Artverwandte in den Festsaal des Künstlerhauses im KunstKulturQuartier von und zu Nürnberg, wie immer präsentiert von curt. Mit seinem Soloprogramm Vom Ding her zeigt er sich am 24. Mai in der Fürther Comödie, bevor er dann am 28. Mai im Burgtheater unter dem Titel Mündlich wieder den Zusammenschluss von Wort und Musik sucht, für Letzteres zeichnet sich Freund und Kupferstecher Heinrich Filsner an der Tuba verantwortlich.

Wichtigeres, Genaueres und Weiteres unter www.egers.de


 




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#Comedy, #Egersdörfer, #Kolumne

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