So ein Theater ...

DIENSTAG, 1. MäRZ 2016

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Todesahnung, geballte Klassik und ein flotter Dreier – Nur noch vier Monate dauert die laufende Saison an den fränkischen Theatern. Schon im Juni übernehmen die Freilichtspiele zwischen Feuchtwangen und Wunsiedel das Kunst-Kommando. Jetzt aber erst mal Lessing-Werkschau (Erlangen), modernes Antiquariat mit Max Frisch (Fürth), eine düstere Opernrarität (Nürnberg) und die Deutschland-Premiere von belgischer Dreierbeziehungs-Poesie (Gostenhof). Dazu als Auslese unser Extra-Sortiment von künstlerischen Höhepunkten und sinnfreien Kassenknüllern.


STAATSTHEATER NÜRNBERG

PREMIERE. Von diesem anspruchsvollen tschechischen Musiker wird beim trainierten Opernpublikum „Das schlaue Füchslein“ geliebt und „Jenufa“ geachtet. Sogar die sehr rätselhafte „Sache Makropulos“ gehört inzwischen zu seinen bekannten, akzeptierten Titeln in Nürnberg. Leos Janaceks AUS EINEM TOTENHAUS jedoch, um 1930 frei nach den aus der bitteren Erfahrung von vier Jahren Sibirien-Haft entstandenen Dostojewskis-„Aufzeichnungen“ als schwermütiges Musiktheater komponiert, taucht an deutschen Opernhäusern so gut wie nie auf. Zu groß scheint manchem die Herausforderung in Text und Klang, in der Aufreihung der Straflager-Episoden wie im spröden Sprech-Tonfall der Sänger, die als „Augenblicksphotographie der Seele“ gilt. In Nürnberg wurde das melancholische Kunst-Stück dennoch vor 40 Jahren schon einmal gewagt, damals in deutscher Fassung mit dem ersten und einzigen Bühnenbild des Malers Michael Mathias Prechtl, der die bedrohlich spitzigen Pfosten des Lagertors akribisch zeichnete. Jetzt inszeniert Calixto Bieito, der bundesweit Wildeste  im Fach, der bei der Nürnberger „Turandot“ vor zwei Jahren chinesische Fahrräder in Flammen aufgehen ließ, in eigener Ästhetik.  Er hatte das „Totenhaus“ bereits 2009 in Basel herausgebracht, will aber für 2016 neue Aspekte erkunden. Diesmal gibt es bei Janacek /Dostojewski für den Nürnberger Zuschauer auch was zu lesen: GMD Marcus Bosch studiert die dunkel funkelnde Rarität mit großem Ensemble in der tschechischen Originalsprache ein, bei den Übertiteln hat man die Wahl zwischen deutsch und englisch. „In jeder Kreatur ist ein Funken Gottes“ bleibt das über allen Sprachgrenzen glänzende Dichter-Motto.
Premiere: 12. März. Weitere Vorstellungen: 15. März, 7. und 13. April im Opernhaus.

PREMIERENFRISCH. Manchmal sind Trends wie Luftballons – sie werden mächtig aufgeblasen, und dann wartet man darauf, wann sie wohl platzen. Der mit Justiz-Romanen seit Jahren durch Bestseller-Listen kletternde Ferdinand von Schirach hat mit seinem erst zu Beginn der Saison uraufgeführten Debüt-Stück TERROR, das in jeder Vorstellung die Zuschauer zu Schöffen macht, großräumig die Spielpläne erobert – und für ihn selber ist das ein Versuchsballon für den Flug aufs Podest. Inzwischen kündigen schon 20 Bühnen eigene Produktionen an. Sein auf Gerechtigkeit als Mitbestimmungsmodell setzendes Gerichtsverhandlungs-Theater konstruiert den Katastrophen-Fall als Denk-Charade: Durfte ein von Terroristen gekapertes Flugzeug voller Passagiere, das als rasende Bombe in ein mit weitaus mehr gefährdeten Personen besetztes Sportstadion gesteuert wird, in Abwägung der Verluste mit der Gegenrechnungs-Formel 164 zu 70.000 abgeschossen werden? Oder verlangt das Prinzip für diese relativierende Schutzaktion die strenge Bestrafung wegen „164fachen Mord“? Dieses Urteil von Nürnberg fällt per Hammelsprung jeden Abend anders  – in der gefeierten Premiere gewannen mit 108 zu 87 die Jura-Fundis der „Schuldig“-Sprecher. In der fein austarierten Regie von Frank Behnke bietet der Rundlauf auf Thesen-Stelzen neben dem Denk-Sport glücklicherweise auch einige herzergreifende Charakter-Miniaturen.
Termine: 6., 11., 16., 19., 23., 31. März in den Kammerspielen.

AUS KINO WIRD THEATER. Der Nürnberger Gast-Regisseur Karsten Dahlem (seine Erst-Produktion, das um Lockerheit im individuellen Katastrophenfall bemühte Krebs-Drama „Heute bin ich blond“, steht auch wieder im Spielplan) schrieb schon das Drehbuch des 2013 zur Berlinale-Eröffnung gestarteten Films von Stephan Lacant mit. Nun also FREIER FALL auf der Bühne nochmal neu und ziemlich anders in Autorenregie. Eine verflixte Dreiecksgeschichte, in der die Polizisten Marc und Kay (Julian Keck und Stefan Willi Wang, zuvor auf großer Szene Romeo bzw. Hamlet), die bei gemeinsamer Körperertüchtigung überraschend Gefühle füreinander entdeckt haben, und Karen Dahmen als Bettina, die schwangere Freundin an der Seite von Marc, um ihr „normales Leben“ ringen. Während das Theater das Kino anzapft, wird - da es im Kino offen endete – bereits über einen Fortsetzungs-Film verhandelt.
Termine: 1., 6., 19., 26. März in der BlueBox im Schauspielhaus.

HERAUSFORDERUNG. Die Diskussion über Flüchtlinge in der Wiener Votivkirche gab 2012 den Anstoß für Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Sie stellt in ihrem Text-Pamphlet unseren Umgang mit „dem Fremden“ zur Diskussion und lässt wie immer ihre durch Mitgefühl gelenkte, von Wut und Ironie gespeiste Sprache in Wortspiel-Argumentationen explodieren. Mit DIE SCHUTZBEFOHLENEN (frei nach den antiken „Schutzflehenden“ des Aischylos) mischte sie eine Debatte auf, deren heutige Aggressivität eigentlich noch gar nicht zu ahnen war. Die vorher mit Klassik aufgefallene Nürnberger Regisseurin Bettina Bruinier (Kleists „Käthchen von Heilbronn“, siehe aber auch „Minna von Barnhelm“ in Erlangen) begibt sich unter Video-Flankierung von Clemens Walter mit Acht-Personen-Ensemble mutig aufs Glatteis der Jelinek-Textfläche. Die so gesellschaftskritisch wie sprachkünstlerisch nachhaltige Autorin hat seit der Hamburger Uraufführung immer weiter aktuelle Gedanken-Stränge nach neuestem Stand der Nachrichtenlage von allen Fronten eingezogen. Vielleicht die wichtigste Produktion der Saison, ganz sicher die größte Herausforderung.
Termine: 1., 3., 6., 11., 16., 19., 23., 31. März im Schauspielhaus.

PREMIERENFRISCH. Dieses Musical von Altmeister Cole Porter hat vor 60 Jahren dem deutschen Operetten-Schlendrian das Fürchten gelehrt. In der aktuellen Nürnberger Neuinszenierung (der dritten seit der Erstaufführung) ist aus KISS ME, KATE ein arg grellbuntes Spektakel mit gebremstem Charme und viel Haudrauf-Humor geworden. Es wird artistisch getanzt, vom Orchester her prächtig geswingt, in den Hauptrollen fast perfekt gesungen – aber leider kalauert die Regie mit Witzen aus zweiter Hand samt der Frivolität der frühen 1960er-Jahre den Esprit der „Theater auf dem Theater“-Geschichte in Grund und Boden. Das Liebespaar im Rosenkrieg, das auf der Bühne in Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“ die Emanzipation unterlaufen muss, ist drei Stunden lang als schmetterndes Klamauk-Personal unterwegs. Die unverwüstlichen Songs trösten dabei immer wieder über die Leerläufe der Szene hinweg.
Termine: 4., 6. und 20. März, dann wieder 10., 17. und 27. April im Opernhaus.

LETZTER AUFRUF. In jeder Sparte des Staatstheaters verabschiedet sich ein besonders ambitioniertes Projekt aus dem Spielplan. Wobei das erste „sinfonische Ballett“ von Goyo Montero mit dem Titel LATENT, als abstraktes Tanzstück zur energiespendenden Symphonie Fantastique von Berlioz entworfen, sicher irgendwann wiederkehren wird. Vorerst gibt es das nur noch am 11. und 13. März. Für Halévys selten gespielte Grand opéra DIE JÜDIN, in Gabriele Rechs aus Nizza importierter Inszenierung etwas hasenherzig vom melodienreichen Gesellschafts-Spektakel im Religionskrieg zur Lovestory mit Tumult-Kulisse verkleinert, wird es das Comeback kaum geben. Nach der bejubelten Premiere blieben im Opernhaus-Alltag etliche Plätze leer. Dabei ist diese vorwagnerianische Art von Musiktheater in seinen Einzelteilen durchaus faszinierend. Wer die Rarität erleben will, hat am 14. März die letzte Chance. Auch DAS LEBEN DER BOHEME wird es so nie wieder geben. Der projektfreudige Stefan Otteni, der für den Sommer mit dem Opern-Ensemble in der THW-Halle des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes eine „Leonore“ nach Beethovens „Fidelio“-Variante vorbereitet, hatte mit Schauspielern und der Musikerin Bettina Ostermeier die von Puccinis Schmachtfetzen umhüllte  Künstler-Story aus Paris in teils ganz andere Wohlklänge gelockt. Es wird viel gesungen und getanzt, ein Musical ist es dennoch nicht geworden. Nur noch am 13. März.

HÖHEPUNKT. Die bisher beste Aufführung der Kammerspiele-Saison bleibt im Angebot: Das neue britische Bühnenstück mit dem Ur-Titel 1984, eine Fortschreibung von Orwells in Buch und Film verewigtem  BigBrother-Klassiker der ewigen Überwachungs- und Manipulationsbedrohung, ist mit Gegenwarts-Kenntnis und Zukunfts-Angst aufgeladen. Was damals im Jahr 1948 auf 1984 projiziert wurde, bewegt sich nun auf der Brücke von 2015 zu 2050. Regisseur Christoph Mehler, der ständige Gast für Avantgarde-Anmutungen in Nürnberg, lenkt die Story in seiner provokant nahegerückten  Interpretation dank intensiver Schauspieler-Leistungen entlang an Video-Installation und Wort-Oper als aufregende Kopfgeburt mit Herzschrittmacher.
Termine: 8, 14., 29. März, dann wieder 3., 15., 17., 27. April in den Kammerspielen.

DIE KASSENKNÜLLER. Quotensieger des Monats, also am schnellsten ausverkauft, waren zuletzt der Drehbühnen-Klamauk DER NACKTE WAHNSINN von Michael Frayn, gefolgt vom britischen Amüsier-Boulevard mit Verwechslungsenergie des fließbandfleißigen Alan Ayckbourn ALLE LIEBEN GEORGE und die brillant süffisant nach frühen Hitchcock-Bosheiten im schwarzweißen Kintopp-Design ausgeführte Thriller-Comedy DIE 39 STUFEN. Im Opernhaus sind die Karten fürs Musical KISS ME, KATE und das Montero-Ballett DORNRÖSCHEN nach aktuellem Stand am meisten gefragt.
Termine: Der nackte Wahnsinn (2., 5., 10., 17., 30. März), Alle lieben George (4., 20., 27.März), Die 39 Stufen (3. und 7. März sowie 1. April), Kiss me, Kate (4., 6., 20. März), Dornröschen (5., 19. März).

STAATSTHEATER NÜRNBERG
Richard-Wagner-Platz 2-10, Nürnberg
staatstheater-nuernberg.de



GOSTNER HOFTHEATER

PREMIERE. Die belgische Autorin Madeleine Bourdouxhe, die quasi ihr ganzes Leben von 1906 bis 1996 pendelnd zwischen Brüssel und Paris verbrachte, wurde in den 1980er-Jahren von der feministischen Literaturkritik als Wiederentdeckung gefeiert. Ihr 1937 veröffentlichter Bestseller GILLES‘ FRAU, erst 2002 in Deutschland erneut erschienen und sogar als Hörbuch durch die Nürnberger Schauspielerin Uschi Illert eingelesen, hat in einer Dramatisierung jetzt deutsche Erstaufführung als Theaterstück im Gostner. Es ist eine Dreiecks-Geschichte, in der sich ein hingebungsvoll geliebter Ehemann plötzlich der zickigen Schwester seiner Frau zuwendet, die familiäre Idylle also zum Eifersuchts-Dschungel wird. Da ist alles drin, was die Firma Herz & Schmerz zu bieten haben. Gisela Hoffmann inszeniert, und da mit Eva Borrmann auch noch eine Choreographin beteiligt ist, darf mehr als nur innere Bewegung erwartet werden.
Premiere: 9. März. Weitere Vorstellungen: Bis 9. April, jeweils Mittwoch bis Samstag.

GOSTNER HOFTHEATER
Austraße 70, Nürnberg
gostner.de


GASTSPIEL. Mindestens zehn Jahre kam Groß-Schauspieler Philipp Hochmair (Wien/Berlin/Hamburg) immer wieder mit seinem sehr heutigen „Werther!“-Solo in Regie von Nicolas Stemann erst ins Gostner und dann in den größeren Hubertussaal. Lange vorher war im Schauspielhaus Plenzdorfs DDR-Adaption des tragischen Träumers „Die neuen Leiden des jungen W.“ erfolgreich, Massenets „Werther“-Oper hingegen wurde in Nürnberg nach nur vier Aufführungen mangels Nachfrage abgesetzt - am 14. Juni darf sie es wieder mal, als Gastspiel aus Ulm, in Fürth versuchen. In der Erlanger Theater-Garage bringt derzeit ein weiteres „Werther“-Solo (inszeniert vom Nürnberger „Winnetou“-Regisseur Eike Hannemann mit Mario Neumann in der Titelrolle – wieder am 9. und 10. März) volles Haus. Ganz so launig wird es bei der Variante WERTHERSCHLACHTEN der Frankfurter Möööp Theater Produktionen nicht zugehen, auch wenn der Titel wie eine Übersicht zu allen Interpretationen passt. Hier tritt Carsten Stier als Gratulations-Performer zur heutigen Geburtstagsfeier der Titelfigur an (241 wird sie, Respekt!), entschlüsselt die Briefgeständnisse einer unglücklichen Liebe (Regisseur Thomas Klischke tritt selbstbewusst als Coautor neben Altvater Goethe) und entdeckt mit der idealistischen Fan-Deutung der Gegenwart den zeitlosen Konflikt in Wort-Poesie und Video-Kulisse. Eine Alternative zu Hochmair? Oder vielleicht der Wendepunkt zurück zu ihm!
Termine: 15. und 16. März.

HUBERTUSSAAL
Dianastraße 28, Nürnberg
gostner.de


TAFELHALLE

PREMIERE. Eine konventionelle Vorstellung sollte niemand erwarten, wenn Barbara Bess bei ihrer künstlerisch nach allen Seiten offenen Erforschung „zukunftsfähiger Gesellschaftsstrukturen durch Bewegung“ zu einem neuen Anlauf einlädt. Acht Performer hat sie als WILDEVERWANDTE adoptiert (Tänzer, Sänger, Beatboxer, bildende und darstellende Künstler), die als Multiplikatoren zu einer besonderen Art von Raumpflege einsetzbar sind. „Wie kann Raum hörbar und Klang sichtbar werden?“, fragt die Choreographin, wenn sie wie eine Bienenkönigin des multitalentierten Ausdrucks auch das Publikum zur Teilnahme bittet. Man sollte offen sein für etwas Wildheit, dass es mit der Geistesverwandtschaft was werden kann.
Premiere: 17. März, weitere Termine: 18., 23., 24. März und 28., 29. April.

TAFELHALLE
Äußere Sulzbacher Str. 62, Nürnberg
tafelhalle.de


THEATER ERLANGEN

WERKSCHAU LESSING. Auf der Basis der hausgemachten Inszenierung von „Nathan der Weise“ in Regie von Intendantin Katja Ott (sehr entspannt wie eine ambitionierte Boulevardkomödie inszeniert und wohl auch wegen dieses Verzichts auf Fallhöhe so erfolgreich) entfaltet das Erlanger Theater eine kleine, feine Werkschau um Gotthold Ephraim Lessing. Es gibt Verfilmungen seiner Stücke (sogar eine stumme von 1922!), eine Diskussion zum „Kampf der Religionen“, unter SELLING LESSING ein „theatrales Monopoly“ mit klassischer Wortspielerei, gar eine Moscheeführung und neben dem laufenden NATHAN (5. März) zwei bemerkenswerte Gastspiele mit Lessing-Inszenierungen. Aus Sachsen-Anhalts Hauptstadt Magdeburg kommt MINNA VON BARNHELM, inszeniert von der in Nürnberg durch Kleist- und Jelinek-Regie bekannten Bettina Bruinier (3. März), während der Abstecher des Berliner Ensembles mit Lessings Frühwerk DIE JUDEN (8. März) beiläufig ganz andere Erinnerungen beflügelt. Es ist die letzte Inszenierung des großen Theatermachers George Tabori, die nach seinem Tod noch gespielt wird. Eher leichtgewichtig trotz Trauerspiel dürfte dagegen LÄCHELN SIE NICHT ZU VIEL (4. und 6. März in der Garage) ausfallen, denn da erprobt Ralph Jung sparsam lächelnd alle denkbaren Möglichkeiten, die Bühnenfiguren von Lessings „Emilia Galotti“ darzustellen.
Termine: Werkschau Lessing vom 3. bis 8. März.

LETZTER AUFRUF: Ein Fremder steht vor der Wohnungstür, bittet um Einlass und stürzt zwei Paare in Verwirrung. „Wir sind viele“, ruft dazu rhythmisch ein „Heimatchor“. Philipp Löhles schwarze Komödie WIR SIND KEINE BARBAREN! erreicht in Paul-Georg Dittrichs Erlanger Inszenierung schnell den letzten Termin – und da läuft Gegenwartstheater im Schnäppchen-Bonus für 7 Euro auf allen Plätzen: 10. März.

THEATER ERLANGEN
Theaterplatz 2, Erlangen
theater-erlangen.de


STADTTHEATER FÜRTH

PREMIERE. Max Frisch gehörte neben Friedrich Dürrenmatt zu den Schweizer Dramatikern, die über viele Jahre die Spielpläne deutschsprachiger Bühnen regelmäßig mit überall gespielten, das Theater als moralische Anstalt unter Nervenkitzel-Bonus bestätigenden Stücken wie „Andorra“ (kommt im April wieder als Gastspiel) und „Biedermann und die Brandstifter“ (war erst kürzlich) wesentlich bestimmten. Den Roman HOMO FABER, der seinen Weltruhm begründete, schrieb er schon vorher. Es ist die Geschichte eines UNESCO-Entwicklungshelfers, dessen fortschrittsgläubiges Weltbild, das Rationalität gegen Gefühl setzt, bei der Begegnung mit dem individuellen Schicksal ins Wanken gerät. Der fiktive Titelheld erzählt in kühler Sprache wie im Selbstporträt von den letzten Monaten seines Lebens vor dem Krebs-Tod und nimmt den Leser/Zuschauer mit auf finale Weltreisen. Ein philosophisch komplexes Meisterwerk, das Filmregisseur Volker Schlöndorff bei der Kinofassung sichtlich überforderte. Auf der Bühne hat es schon ein paar Live-Ehrenrunden gedreht. In der Schweiz wurde erst im Januar 2016 eine neue Dramatisierung vorgestellt, die Fürther Regisseurin Ulrike Arnold bevorzugt freilich die 2009 am Salzburger Landestheater entstandene, dort immer noch gespielte Kammerspiel-Fassung für vier Personen des Kollegen Volkmar Kamm, und der zwängte inzwischen sogar die Grass-„Blechtrommel“ ins Guckkasten-Format.
Premiere: 3. März. Weitere Vorstellungen: 4. bis 6. und 8. bis 11. März im Stadttheater Fürth.

GASTSPIEL. Nein, mit den zeitweise auch bei uns gefeierten Akrobaten der „Peking-Oper“ haben die Aufführungen vom BEJING DANCE THEATER nichts zu tun. Fünf Jahre nach ihrem umjubelten ersten Auftritt im Fürther Theater macht die traditionsbewusst in die Gegenwart springende Ballett-Compagnie auf der Europatournee 2016 mit dem dreiteiligen Abend „Wild Grass“ für fünf Vorstellungen an gleicher Stelle Station. Die Kontraste von Feuer und Eis, Dunkel und Licht führen zum „Dance of Extremity“ und die Akteure berufen sich dabei gerne auch mal auf Maos Lieblings-Poeten. Chefchoreographin Wang Yuanyuan wurde international berühmt, als sie zum Olympia-Start in Beijing den spektakulären Show-Teil im Stadion fürs TV-Milliardenpublikum einstudierte. Jetzt ist sie wieder für den kleinen Rahmen zuständig.
Termine: 16. bis 20. März im Stadttheater Fürth.

STADTTHEATER FÜRTH
Königstr. 116, Fürth
stadttheater.fuerth.de


THEATER SALZ & PFEFFER
GASTSPIEL. Eine Prinzessin mit Bauchtanz-Talent, ihr königlich lüsterner Stiefvater und der gefangene Prophet als Objekt der Begierde: SALOME verdreht allen die Köpfe, bei manchen so sehr, dass sie gleich abgehackt werden. Die Berliner Kompanie Handmaids macht aus der neutestamentarischen Randnotiz, die Oscar Wilde als süffisant biblisches Gesellschaftsdrama für die Schauspiel-Bühne seiner Gegenwart wiederbelebte (und Richard Strauss dann mit weit höherem Aufwand für die Oper), ein lebensgroßes Figurentheater in Papier. „Herrscher werden zusammengefaltet und Königreiche zerrissen“, beschreiben die fetzigen Berliner Spielerinnen ihren lustbetonten Versuch, die Weltgeschichte in die Papiertonne zu treten. „Messie-Opus“, nannte das ein Kritiker vergnügt, und beim Rascheln der Salome darf auch an Jeanne d‘Arc oder Lolita gedacht werden.
Termin: 26. März.

THEATER SALZ+PFEFFER
Frauentorgraben 73, Nürnberg
salzundpfeffer-theater.de


THEATER PFÜTZE

WIEDERKEHR. Dunkle Magie und wahre Freundschaft erlebt der Betteljunge KRABAT, wenn er in Otfried Preußlers Stück zur Lehre in  die Mühle zieht und seinen Müllermeister als Zauberer erlebt. In der Inszenierung von Christoph Gottwald wird die Azubi-Geschichte des populären Kinderbuchautors liebevoll ausgeleuchtet. Krabats Weg vom Kind zum jungen Mann, erste Liebe inbegriffen, gehört zu den Dauerbrennern des Pfütze-Ensembles, das hier immer wieder Kinder und Erwachsene gemeinsam als Zielpublikum anspricht. Sechs Akteure garantieren zwei Stunden geballte Poesie.
Termine: 5. und 6., 11. bis 13. März im Theater Pfütze.

THEATER PFÜTZE
Äuß. Laufer Platz 22, Nürnberg
theater-pfuetze.de


DEHNBERGER HOF THEATER

WEITER IM SPIELPLAN. An den „Käfig voller Narren“ dachte noch niemand, als nach dem Willen eines britischen Autors ein mutiger Mann auf Erbschleicher-Pfad ganz ohne erotische Orientierungsabsichten als CHARLEYS TANTE mit ausgestopftem Busen ins wallende Gewand stieg. Es war einfach ein Versteckspiel mit Maskeraden-Gelegenheit. Von 1893 bis 1897 erreichte die erste Produktion dieser Spaßmacherei am Rande des guten Geschmacks rund 1.500 Vorstellungen, danach griffen Großschauspieler vieler Nationen zwischen New York und St. Petersburg nach Pumps und Perlen –  von Werner Krauß (Berlin) über Sir Alec Guiness und Sir John Gielgud (London) bis Peter Alexander (deutsches Kino) und Thomas Heinze (vorerst letzte TV-Verfilmung). Jetzt hat Marcus Everding eine eigene Fassung fürs Dehnberger Hof Theater montiert und inszenierte mit Spezial-Ensemble den nahezu klassischen Tumult  im Februar als Faschings-Nachhall für den intimen Kleinkunst-Landsitz.
Weitere Termine: 17. bis 20. März.

DEHNBERGER HOF THEATER
Dehnberg 14, Lauf/Pegnitz
dehnbergerhoftheater.de


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FÜR CURT: DIETER STOLL,
THEATERKRITIKER UND LANG-JÄHRIGER RESSORTLEITER „KULTUR“ BEI DER AZ.
Als Dieter Stoll nach 35 Jahren als Kultur-Ressortleiter der Abendzeitung und Theaterkritiker für alle Sparten in den Ruhestand ging, gab es die AZ noch. Seither schreibt er weiterhin, zum Beispiel überregional für Die Deutsche Bühne und ddb-online (Sitz Köln) sowie für nachtkritik.de (Sitz Berlin). Außerdem veröffentlicht er monatlich im Straßenkreuzer seinen Theatertipp.
Und nun dürfen auch wir uns über ihn freuen. DANKE!
 




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