Dem Egers sei Welt #41

DIENSTAG, 29. SEPTEMBER 2015

#Comedy, #Egersdörfer, #Kabarett, #Kolumne

Gestern Mittag bestellte ich mir in einem Lokal eine Tasse Kaffee. Sie kostete 3,40 €. Anmerken möchte ich, dass die Tasse kein großer Humpen war. Vielmehr hätte man diese Tasse auch als Tässchen bezeichnen können. Diese kleine Tasse wäre auch sehr gut dafür geeignet gewesen, um ein bisschen Milch hineinzutropfen und sie alsdann vor ein winziges hungriges Kätzchen zu stellen, damit sich das Tier mit seiner klitzekleinen Zunge daran laben könnte. Darum geht es aber gar nicht. Und ich könnte mich selbst ohrfeigen, weil ich mich gerade beobachte, wie ich kurzärmlig an der rauen Wand der Themaverfehlung entlangschramme und der Arm der Vernunft schon blutet.

TEURER KAFFEE

Es geht mir in dieser kurzen Notiz nicht um eine Kritik an der Menge des koffeinhaltigen Heißgetränks. Der Wahlspruch meiner Frau beim Salatdressing lautet: „Weniger ist mehr!“. Lange Zeit habe ich diese Ansicht als eine etwas blutarm evangelische Attitüde angesehen und belächelt. Oft gab es Streit. Einmal hätten wir uns fast scheiden lassen, weil ich Pflaumenmarmelade mit Joghurt, Essig und Öl verquirlte, über den Eisbergsalat applizierte und das Ganze mit Chili bestreute. Was soll denn das schon wieder? Gleich spritzt aber das Blut. Willst Du wohl beim Thema bleiben, Du rechtshändiger Rollmops! Sollte es dem Leser dieser Zeilen passieren, dass er mir in nächster Zeit im öffentlichen Nahverkehr, in einer Metzgerei oder in einem Treppenhaus begegnet, darf er mir gerne zurufen: „Du schlecht angeschraubtes Rücklicht!“
Mein Problem mit der besagten Tasse Kaffee bestand darin, dass der Kaffee nicht nach 3,40 € schmeckte. Wenn es hochkommt, schmeckte er nach 1,60 €. Wäre ich bösartig, würde ich sogar sagen, der Kaffee schmeckte nach übersichtlichen 0,25 ehemaliger Ostmark. Das kaffeeähnliche, durchsichtige Süppchen schmeckte, als wäre es aus der Brühe eines Untersetzers einer übergossenen und deswegen längst eingegangenen Kaffeeprimel gewonnen und dann nach dem Einfüllen in meine Tasse lieblos mit dem Haartrockner aus dem Nachlass von Teddy Savalas warmgeföhnt worden.

Ganz im Ernst: Bei stattlichen 3,40 € für ein Tässelchen Kaffee erwarte ich mir schon ein bisschen Sonnenaufgang im Hochland mit Violinen-Crescendo, Rumba auf der Zunge, zumindest ein geschmackliches Menuett im Mundbereich. Für dieses Fingerhut kleine Gefäßlein, gefüllt mit warmer, brauner Flüssigkeit könnte ich mir vorstellen, dass die Bedienung beim Servieren der Tasse mit vorgespitzten Lippen zu mir spricht: „Anbei möchte ich Ihren hochwohlgeborenen Geschmacksnerven die Essenz eines chilenischen Kaffees aus den Ost-Anden anempfehlen. Die Bohnen werden einzig an den heiligen Tagen geerntet, wenn der Sprecher der Abendnachrichten im Fernsehen sich verplappert und statt ‚Buenas tardes’ die Zuschauer mit der seltsamen Formel ‚Vuenas tandem’ begrüßt. Dieser flüssige Edelstein von einem koffeinhaltigen Getränk ist derartig Fair Trade, dass der Kaffeebauer, der insbesondere für den Inhalt dieser Tasse verantwortlich ist, nur noch zweieinhalb Stunden am Tag zu arbeiten braucht. Dieser Umstand begünstigt die Möglichkeit für Rodriguez Q. seiner heimlichen Leidenschaft, welche die schöne Literatur ist, nunmehr geduldet zu frönen. Wie es der Zufall will, ist der Mann gerade in unserem Haus und würde Sie gerne kennenlernen und Ihnen dabei einen kleinen Einblick in sein schriftstellerisches Schaffen gewähren.“

Auf mein leichtes Kopfnicken hin folgt ein Fingerschnippen der Bedienung und mit langen Schritten erscheint besagter Rodriguez Q. , setzt sich mir sogleich zu Füßen und beginnt aus dem ersten Kapitel seiner wortgewaltigen Familiensaga aus den Ost-Anden vorzulesen, während mir eine kurzberockte Übersetzerin vom Goethe-Institut mit pfefferminzhaltigem Mundgeruch die Verdolmetschung ins linke Ohr haucht und dabei einige Falten meines blauen Hemdes mit ihren wohlgeformten Fingern auf meiner Brust glatt streicht.

UND WAS MACHT EGERS SONST NOCH IM OKTOBER, AUSSER GUT AUSSEHEN?
Nach Champgnerflöte, Hummer und Kaviar beim Dreh für Frankentatort oder den Serienblockbuster „Sedwitz“ gibt es für Egers im Oktober wieder Bierhalbe, Pfefferkarpfen und Lachsersatzweggla hinter fränkischen Bühnen. Habhaft fürs gemeine Bühnenpublikum steht er am 1. Oktober mit „Carmen oder die Würde des Menschen ist ein Scheißdreck!“ in der Schwabacher Galerie Glaswerk auf der Bühne. Die Spezl vom BR bringen am selben Tag sein Programm „Vom Ding her“, aufgezeichnet in der Comödie Fürth, ab 21 Uhr in den Fernseher hinein, zum Nachhören am 2. Oktober um 14:05 Uhr im Radio auf Bayern 2. Am 13. Oktober kommen nach der Sommerpause endlich wieder „Egersdörfer und Artverwandte“ ins KunstKulturQuartier, dann natürlich wie immer präsentiert von curt.
Ende Oktober lässt es Egers auch musikalisch krachen. Mit seiner Boygroup Fast zu Fürth musiziert er am 28.Oktober im Brauhaus Altdorf b. Nbg., am 30. Oktober in Eckentaler JUZ und 31. Oktober im Fifty-Fifty (Erlangen). Genaueres unter www.egers.de.

 




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Was für ein nicht enden wollender Sommer das heuer gewesen ist. Bis in den Oktober hinein wurde ich immer dringlicher gemahnt: Genieße unbedingt den sonnigen Tag heute! Morgen kommt der Herbst, dann ist alles vorbei. Immer wieder habe ich mich in die Sonne gesetzt und habe die Sonne mit aller Kraft genossen bis zur Langeweile, bis zum vollständigen Überdruss. Das kommt daher, dass ich Befehle stets gewissenhaft und verlässlich ausführe. Da kann man sich einhundertprozentig auf mich verlassen. Meine Zuflüsterer taten immer so, als ob das Himmelgestirn im nächsten Moment unwiderbringlich explodieren würde und man sein Leben fürderhin in lammfellgefütterten Rollkragenpullovern, Thermohosen und grob gestrickten Fäustlingen verbringen müsste – in Zimmern, in denen die Heizung unentwegt auf drei gestellt ist. Aber es hat ja nicht aufgehört zu scheinen. Wenn ich an einem Tag genossen und genossen habe, hat der Leuchtkörper sein blödsinniges Leuchten am nächsten Tag keineswegs eingestellt. Die Dummköpfe aber haben es nicht unterlassen, weiterhin ihre Sonnengenussbefehle auf mich auszuschütten. Die Aufforderungen blieben keineswegs aus, sondern steigerten sich zur Unerträglichkeit. Wenn einer endlich einmal sein dummes Maul gehalten hat, dass ich mich unbedingt bestrahlen lassen muss, hat ein anderer damit angefangen, mich aufdringlich aufzufordern, mein Glück unter dem drögen Kauern unter dem aufdringlichen Glanz des leuchtenden Planeten zu finden. Noch Anfang November saß ich voller Wut auf der Straße und habe Kaffee getrunken und gehofft, dass mir die Sonne ein Loch in die Stirn schmort, dass den Schwachköpfen ihr blödsinniges Gerede leidtut und sie mich um Verzeihung bitten müssen. Die Sonne hat immer weitergeschienen wie ein Maschinengewehr, dem die Patronen nicht ausgehen.  >>
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