Claudias Kinoempfehlungen für April 2015

MONTAG, 30. MäRZ 2015

#Casablanca, #Cinecitta, #Filmhaus Kino, #Kino

Wir starten mit überraschend schönen Filmen in den April. Da haben sich Menschen viel Mühe gemacht, andere kehren zurück zu ihren Leisten oder melken tote Kühe. So sind die leute: Verschieden.

THE F-WORD
Ab 09.04. // Cinecitta
Wer an Fuck denkt, hat falsch gedacht. Viel schlimmer! Das Rätsel um das F-Wort müsst Ihr selbst lösen. Ich sag nur: Wer hätte schnellen, prächtigen Witz erwartet von diesem nickelbrilligen Harry-Potter-Typ? Doch Daniel Radcliffe spielt einen Freak im guten Sinne. Er ist ein Typ, der keinen Bock mehr hat auf Beziehungen, der ein Mädchen kennenlernt, mit der es einfach passt. Aber man hat ja Freundschaft ausgemacht. Der kanadische Regisseur bricht mit allen Regeln, all diesen lästigen Klischees, die eine Lovestory zum Laufen bringen. Wallace und Chantry sind anders. Es ist so schön holprig, Freunde zu sein. Hätte nie gedacht, dass dieser Film gut werden kann. Hat es sich doch gelohnt, keinen einzigen Harry Potter gesehen zu haben.
 



IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM
Ab 09.04. // Casablanca
Das ist nicht Stephen Hawking, es ist Mateus. Ein Junge im Rollstuhl, geistig behindert, sagen die Ärzte. Die Mutter bleibt ehrgeizig, will Kontakt zu ihrem Sohn aufnehmen, schleift ihn durch die Stube, will ihm Laufen beibringen. Der Papa nimmt ihn, wie er ist. Eine Weile mag dieser Film nicht jedermanns Sache sein, denn Mateus quält sich, er kann keinen Kontakt zu seiner Umgebung aufnehmen. Doch dann sind wir drin in seinem Kopf, hören seine Gedanken, lustig, schweinisch, nachdenklich. Die polnische Produktion ist tatsächlich wie ein kleines Universum, ein bisschen wie „Schmetterling und Taucherglocke“. Im Grunde sind das hier supernette Memoiren. Manchmal gelingen Mateus geniale Schachzüge. Außerdem verliebt er sich. Alleine dieser Blick, wenn er sich für ein Mädchen interessiert, ist eine Hammerleistung des Schauspielers Dawid Ogrodnik. Doch das Beste ist: Keiner will hier, dass du heulst. Wie auch das F-Word ein schöner Tipp im April.
 


ELSER
Ab 09.04. // Cinecitta
Geschichten über Hitler sind nie vorbei. Und ja, ein Georg Elser hätte die Welt verändern können. Doch es sollte nicht sein, sein Attentat auf Hitler misslang am 8. November 1939. 13 Minuten vor der Explosion hatte Adolf den Bürgerbräukeller verlassen. Vielleicht ist deshalb die 13 zur Unglückszahl geworden. Elser (Christian Friedel) schwitzt und er blutet, als er die Bombe installiert. Er hat alles allein gemacht, sich von Familie und Freunden entfernt, wird später geschnappt und verhört. Alles war umsonst. Er gesteht und Oliver Hirschbiegel erzählt die Ereignisse noch mal. Hirschbiegel hatte Erfolg mit „Der Untergang“, zerstörte seinen guten Ruf aber mit der Doku über Prinzessin Diana. Nun bleibt der Schuster bei seinen Leisten und der deutschen Geschichte. Und da geht es vor allem darum, wie schwierig Widerstand ist. Katharina Schüttler zeigt ebenso wie Burkhart Klaußner, dass man diese Rollen ein wenig anders spielen kann. Ansonsten bleibt die Welt im Konjunktiv. Elser wurde vor 70 Jahren ermordet.
 


COBAIN: MONTAGE OF HECK  
Am 09. und 10.04. // Cinecitta
Noch mal 2 Stunden und 12 Minuten über Kurt Cobain? Echt jetzt? Ja, und von der Familie empfohlen, von der Tochter Frances Bean mitproduziert. Alle mal klatschen. Hier kommt neues Material, inklusive der Homevideos von Courtney und Kurt, die ein typisches Musikerpaar zeigen, die sich bei ihren Alltagsbewegungen filmten. Weniges hat normale Qualität, verschrumpelte Tonaufnahmen, grisslige Bilder. Ich habe meine eigene Meinung über die Vermarktung von Kurt Cobain, einem Musiker, der auch für mich Gott war, bis er sich 1994 einen Tag vor dem Geburtstag meiner Mutter den Kopf weg schoss. Auf Geburtstag hatte ich damals keine Lust mehr und keiner konnte es verstehen. Gefühlt kam danach jedes Jahr ein neues Werk raus, jedes Musikmagazin sezierte das Leben und Sterben des Mannes mit dem kreativen Potenzial und dem Sack voller Selbstzweifel. Ich kann nicht glauben, dass es 21 Jahre nach dem Selbstmord diesen Film gibt. Er zeigt den Nirvana-Frontman als Charismatiker und Wrack. Courtney präsentiert uns die Toilette des Hauses und ein Kuss der beiden füllt die Leinwand. Für mich entmystifiziert das alles. Und ich glaube ohnehin, dass Novoselic und Grohl die interessantere Geschichte sind, denn die mussten weitermachen.
 


A BLAST
Ab 16.04. // Filmhaus
In Griechenland sieht es nicht gut aus. Wie scheiße es ist, weißt Du nach „A Blast“. Hier treffen sich zwei Schwestern mit recht derbem Umgangston. Eine hübsch, eine leicht debil. Sie haben einen Hang zu viel Sex, großer Wut und zum Drama. Finanzielle Realität kollidiert mit Leidenschaft. Denn Maria, die Hübsche, hat eigentlich ihre große Liebe gefunden, nur ist er nie da, fährt zur See, verdient dort Geld für die immer größer werdende Familie. Ich weiß nicht, warum Sex so eine große Rolle im Film spielt, aber die Gegenüberstellung von insolventen Kleinbetrieben, Krise, Lügen und der Lust auf Leben funktioniert. Rette deine Haut, spiel mit im System, heißt das Fazit. Ein Film, der mich tief deprimiert hat.
 


BIG EYES
Ab 23.04. // Casablanca/Cinecitta
„Die Entdeckung der Unendlichkeit“ war eigentlich eine leise Erzählung darüber, wie eine Ehe zerbricht, wie man mit der Zeit aufhört, sich zu lieben. „Big Eyes“ handelt auch nicht von Kinderbildern, sondern von der Beziehung Amy Adams und Christoph Waltz. Davon, wie man sich zerfleischt. Etwas lauter und plakativer, denn hier ist Tim Burton am Werk. Und wer, wenn nicht er, sollte sich dieser turbulent bunten Geschichte annehmen? Kunst war früher Männersache, und dass Romane oder Bilder nicht von Frauen sein durften und Männer sich opferten, ihnen zu Popularität zu verhelfen, versteht sich für den Gentleman von selbst. So einer ist auch Walter Keane, der die Kinder mit den übergroßen Augen, die Margaret malt, unglaublich findet. Also die Frau geheiratet und den Kram verscherbelt. Ein schönes Kinoplakat. Und Kunst, die nicht weg muss. Die darf bleiben.
 


BRENNA TUAT‘S SCHON LANG
Ab 23.04. // Casablanca
Marcus H. Rosenmüller mit einer Doku. Er erzählt vom Alpenrock, lässt den Begründer desselben auf einem See in einem Boot sitzend zu Wort kommen. Hubert von Goisern hat die Volksmusik neu abgemischt und er ist schon eine coole Sau. Und doch kommen weise Worte aus seinem Mund, dass man den Istzustand annehmen, nicht hadern soll. Man erfährt, was für ein fauler Hund der junge Hubert war, Künstlerkumpel halten ihr Gesicht in die Kamera, und ein Lächeln ist immer noch selten bei diesem Mann, der viel schwitzt, wenn er auf der Bühne steht. Man sollte eben verschwenderisch sein, egal wie knapp die Resourcen sind. Ein stiller Film mit viel Musik, ja, das geht.
 
 




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