Muntean/Rosenblum: The Truth is Deep Inside
#Ausstellung, #Institut für moderne Kunst Nürnberg, #Kolumne, #Kunst, #Natalie de Ligt
Hinter dem Künstlerpaar Muntean/Rosenblum verbergen sich Markus Muntean und Adi Rosenblum, beide Jahrgang 1962. Seit über 20 Jahren arbeiten sie zusammen, und es sieht so aus, als wollten sie mindestens weitere 20 Jahre folgen lassen. Ich frage mich bei solchen Künstlerduos, ob sie sich nach einer gelungenen Ausstellungseröffnung gegenseitig E-Mails schreiben mit dem Wortlaut: „Lieber Adi, haben Sie vielen Dank für die gute Zusammenarbeit. Einem weiteren gemeinsamen Projekt sehe ich mit Freude entgegen. Herzlichst, Ihr Markus.“
Wie auch immer. Der Kern von Muntean/Rosenblums Schaffen bildet die Malerei, die für beide laut eigener Aussage ein Grundbedürfnis ist und die sie bewusst unter Vermeidung einer individuellen Handschrift entwickeln. Das ist insofern bemerkenswert, da sie in ihren Bildern, die wie Tableau Vivants angelegt sind, äußerst individuell erscheinende Figuren auftreten lassen. Die Dargestellten sind meist junge, nach aktueller Mode gekleidete Menschen, die in einer stilisierten Gesamtkomposition eingebunden sind. Ebenso stilisiert und theatral sind ihre Gesten. Das Szenario spielt sich vor kulissenhaft, trostlos und irgendwie entmenschlicht wirkenden Landschaften ab wie u. a. Baustellen, Brachen oder Betonwüsten. Die Szenen sind mit einem Pathos aufgeladen, der aber ins Leere läuft und zu einem staffageartigen Accessoire der Figuren verkommt. Diese kommunizieren nicht miteinander, sind in sich gefangen bzw. vor lauter Hyperindividualisierung nicht mehr zu einer wirklichen Wahrnehmung des Außen und der anderen fähig. Die Frage nach Identität, allemal nach moderner Identität in einer entwickelten Industrie-, Technologie- und Informationsgesellschaft, wird in den Bildern in einen übergeordneten gesellschaftlichen Zusammenhang gerückt. Visionieren Muntean/Rosenblum etwas Zukünftiges oder konstatieren sie einen längst erreichten Zustand? Die in ihrer Ästhetik bisweilen an Illustrationen aus einem Zeugen-Jehovas-Heftchen erinnernden Bilder lassen die Frage offen.
Für die Ausstellung im Institut für moderne Kunst Nürnberg haben Muntean/Rosenblum eine Installation aus vier anonymisierten Bürozellen gebaut, welche in aggressiv machendem Grün gestrichenen sind und die den superindividuellen und zugleich aber auf seine Arbeitskraft reduzierten Menschen in sich aufnehmen wollen. An die Wände der Bürokuben hat das Künstlerduo seine Bilder gehängt. Deren Atmosphäre findet ihre Entsprechung in den Arbeitszellen und umgekehrt. Traurig aber wahr und als Kunst sehenswert.
Die Ausstellung ist vom 1. Oktober bis 30. November zu sehen.
INSTITUT FÜR MODERNE KUNST NÜRNBERG IM ATELIER- UND GALERIEHAUS DEFET.
Gustaf-Adolf-Straße 33, Nürnberg.
ÖZ: Mi.-Fr. 14-18 Uhr, Sa. 11-15 Uhr,
moderne-kunst.org
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