Filmhaus: Klassisches Hollywood, Esel-Festspiele + zwei Mal Schweiz

DONNERSTAG, 1. DEZEMBER 2022, FILMHAUS

#Arthouse, #Berlinale, #Cannes, #Filmhaus, #Hollywood, #Kino

Das Filmhaus im Winter nutzt den hauseigenen Programmschwerpunkt, wie er höchst eigentlich gedacht ist: Um auf einen Künstler hinzuweisen, dessen filmhistorische Bedeutung groß und dessen Bekanntheit zu gering ist. Der Regisseur Leo McCarey hat zwar etliche Oscars gewonnen, sein Name ist aber dennoch nicht mal den allseits versierten curt-Redakteuren geläufig.

Ein eingehender Blick auf das Werk des 1898 in Los Angeles Geborenen lohnt aber, heißt es. McCarey gilt als der große Philantrop des klassischen Hollywood der 30er- und 40er-Jahre. Das Filmhaus zeigt insgesamt 13 seiner Filme, in denen bekanntgebliebene Stars wie die Marx Brothers, Mae West, Cary Grant und das von ihm erfundene Duo Laurel & Hardy auftauchen. Es sind im besten Sinne leichte Filme, die vor allem von der großen Menschenfreundlichkeit und Nachsicht McCareys zeugen.

Als einer der Höhepunkte seines Schaffens gilt Belle Of The Nineties von 1934. Darin spielt Mae West die Nachtclubsängerin Ruby Carter, die von den Männern umgarnt wird. Auch vom Boxtalent Tiger Kid, dessen Trainer die Liaison unterbindet. Ruby zieht weiter nach New Orleans, doch Tiger Kid folgt ihr – auch wenn sie ihn zunächst nicht erkennt. Ein abgedrehter Film, der jedoch mehrmals der Zensur seiner Zeit zum Opfer fiel und nur in abgeschwächter Form veröffentlicht werden konnte. 02.12 und 04.12.

Aber wie immer im Filmhaus gilt: Die Klassiker sind schön, die Neuerscheinungen sorgfältig ausgewählt. Ein Qualitätssiegel, überhaupt hier laufen zu dürfen! So wie der beste Erstlingsfilm der diesjährigen Berlinale: Sonne von der irakisch-österreichischen Regisseurin Kurdwin Ayub. Das Thema könnte aktueller nicht sein: Yesmin, Nati und Bella werden, sexy posierend, aber gehüllt in Hijabs, über Nacht zu TikTok-Stars. Gezielt vermarktet, folgen Auftritte als religiöses A-Cappella-Trio. Doch nur Yesmin ist wirklich gläubig und bekommt langsam Probleme mit ihrer eigenen Außendarstellung. Ab 29.11., Filmclub am 05.12.

Ebenfalls neu im Programm ist die Schweizer Einreichung für die kommenden Oscars, gestärkt mit einer lobenden Erwähnung bei der Berlinale und ins Rennen geschickt vom Nürnberger Filmverleih Grandfilm: Drei Winter, der zweite Film von Michael Koch, erzählt von Marco, der zum Arbeiten in ein entlegenes Schweizer Bergdorf kommt. Dort lernt er die einheimische Anna kennen, eine Beziehung, die von Zweifeln der Gemeinschaft belastet wird. Doch Marco und Anna heiraten und erleben ein stilles, behutsames Glück. Bis Marco immer häufiger die Kontrolle über seine Impulse verliert. Ab 13.12., Michael Koch ist am 15.12. zu Gast.

Den dritten Platz im Wettbewerb um die Goldene Palme in Cannes gewann in diesem Jahr Jerzy Skolimowski mit seiner Neuinterpretation von Robert Bressons Film Zum Beispiel Balthasar: EO begleitet einen gleichnamigen Esel auf seinem Lebensweg: Von einem polnischen Zirkus über einen Pferdestall, über die Alpen, in einen italienischen Palast. Ein Roadmovie in gemächlicher Esel-Geschwindigkeit. Das Filmhaus zeigt EO ab 20.12. und Zum Beispiel Balthasar am 31.12., 03.01. und 04.01. Große Eselfestspiele!

Und noch ein Ausblick in den Januar und noch einmal Grandfilm und noch einmal Schweiz: Unruh erzählt vom russischen Kartografen Pyotr Kropotkin, der im Jahr 1877 ein Tal im Schweizer Jura bereist, angelockt von der Nachricht, die Arbeiter*innen der Uhrenindustrie hätten sich zu einer anarchistischen Gewerkschaft zusammengeschlossen. Er findet eine Gesellschaft der absoluten Präzision und Kontrolle vor. Und er lernt Josephine kennen, die von einer Befreiung der Zeit träumt. Berlinale Encounters-Preis für die beste Regie für Cyril Schäublin. Ab 05.01.

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Filmhaus Nürnberg
 




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