Kopf an Kopf im curt Büro: Lisa Wölfel trifft (und malt) Matthias Egersdörfer

MONTAG, 1. NOVEMBER 2021, CURT BüRO



Lisa Wölfel heißt curts hauseigene Residency-Künstlerin, auf die wir sehr stolz sind und die sich mit großem Feuereifer im nunmehr alten Büro an die Arbeit und an ein monumentales Egersdörfer-Portrait gemacht hat. Es wird nicht das letzte Bild einer Nürnberger Persönlichkeit sein, das Lisa malt. Es handelt sich um ein Projekt mit dem Burgwinzer Patrik Fritz – die Bilder kommen dann auf die Etiketten der Flaschen des ersten Jahrgangs Nürnberger Weins! Über Kunst und Rausch sprach Lisa mit ihrem Modell – Matthias Egersdörfer. 

EGI: Lisa, würdest Du Deine Kunst als „realistisch“ bezeichnen?
LISA: Ich versuche das, was ich sehe, bzw. sehen möchte, umzusetzen. Bei einem tatsächlichen Porträt und dem Clos-Noris-Projekt soll eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden sein, ein bisschen Realismus und ein gutes Auge helfen da. Meine Arbeit generell würde ich so nicht nennen, ich benutze aber aus meiner Sicht realistische bzw. figürliche Elemente.

Auf deinen Bildern kann man viel erkennen. Bist Du ein bisschen altmodisch und konservativ?
Es ist zu befürchten, oder? Ein bisschen altmodisch könnte das sein: Ich mag das Zeichnen nach Modell, obwohl man Fotos benutzen kann. Das Beamen von Vorlagen ist für mich keine Option, obwohl das natürlich legitim ist. Und ich benutze auf jeden Fall ein paar altmodische Zeichentechniken, z.B. Holzkohle. Wenn sich das aber zu arg niederschlägt und mir etwas zu bieder im Ausdruck vorkommt, dann arbeite ich manchmal sogar bewusst visuell dagegen an. Ich selbst finde die Ergebnisse aber eigentlich nicht belastend altmodisch, ich strebe eher eine Art Allgemeingültigkeit oder sogar Zeitlosigkeit an.

Malst Du nur Sachen, die Du mit eigenen Augen sehen kannst?
Nein, viel ist auch Erinnerungsstoff, ich habe ein ganz gutes Bildgedächtnis, aber da speichert man ja auch Dinge, aus anderen Bildarchiven, Zeitungen, Internet etc. Und bei manchen Formen und Gesichtern, die mir einfallen, weiß ich nicht, woher sie kommen oder wie sie sich zusammengesetzt haben. Wenn Porträts aus dem Kopf mir dann trotzdem bekannt vorkommen, interessiert mich das.

Kann aus einem Traum auch ein Bild entstehen?
Auf jeden Fall. Oft träume ich das perfekte Bild, ich weiß es sicher im Traum, es ist das beste. Daran erinnere ich mich im Wachzustand nie. Aber an manche Träume dann eben schon, auch welche Dynamik ich am nächsten Tag nutze, kann aus einem Traum her kommen. Kurz vor dem Einschlafen kann ich in meiner Vorstellung auch größere Bildprobleme lösen.

Malst und zeichnest Du immer nüchtern, oder bringst Du Dich mit diversen Drogen in Stimmung?
Nein. Grad trink ich gar nix, es macht mir Kopfweh. Das höchste der Gefühle ist ein Bierchen, dabei kann ich möglicherweise noch etwas zeichnen, wird dann aber meist ein wenig humoristisch oder eben semi gut. Aber für große Bildentscheidungen muss ich stocknüchtern sein. Ich arbeite eh schon so viel mit Intuition, dass ich mein nüchternes Auge als Kontrollinstanz für ein gutes Bild brauche und nicht verfälschen will. Dazu kommt, dass ich sehr schnell richtig betrunken bin und das tut den meisten Bilder nicht so gut. Meine Bilder werden unter Alkohol schlechter, ich verliere den Fokus. An der Akademie sind so einige Bilder für die Tonne entstanden. Ich bin ehemalige Kettenraucherin, nirgendwo war das so krass wie im Atelier! Aber auch das hat jetzt nicht unbedingt die Produktivität gesteigert.

Malst Du die Menschen, die Du porträtierst, ein bisschen hübscher, als sie in Wirklichkeit sind?
Man hat mir mal das Gegenteil vorgeworfen. Das weiß ich nicht, ich male sie so, wie ich sie sehe, versuche den Ausdruck zu erwischen. Jemand, den ich mal gemalt habe, war mal beleidigt, weil ich ihn in seinen Augen älter gemalt hatte.

Bist Du manchmal neidisch auf andere Künstler*innen?
Ja, klar. Aber nur, wenn ich einen Erfolg nicht nachvollziehen kann. Gerade was Chancen betrifft, oder wenn ich zu lange im Social Media hängenbleibe. Aber guten Leuten kann und sollte man den Erfolg auch einfach gönnen und sich freuen, dass künstlerische Arbeit wertgeschätzt und wahrgenommen wird.

Danke an Matthias für die Fragen!
Danke an Lisa für die Antworten!

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Lisa Wölfel hat 2009 – 2017 an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg freie Malerei studiert. 2015 wurde sie zur Meisterschülerin ernannt. 2017 zog sie nach Leipzig. 
Nun arbeitet sie im curt Pop (up )Studio.
www.lisa-woelfel.de 




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