Shift/Walls: Lucas Krieg und seine Träume aus Metall
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Schwelender Prozess statt konventioneller Ausstellungsbetrieb: Das Projekt shift/walls im Künstlerhaus, das sieben interdisziplinär arbeitende Künstler*innen zusammenschnürt, damit die dann mal machen und uns daran teilhaben lassen, läuft noch bis Sonntag, 24.10. shift/walls erklärt das Künstlerhaus zur kreativen Kapsel, dessen Räume mit den Mitteln von Graffiti, Malerei, Installation, Zecihnung, Musik und Videokunst gestaltet werden. Ida Hinterholzinger berichtet für curt aus der Kapsel.
Der Raum ist weitestgehend dunkel, nur ein Lichtpegel scheint aus der Raummitte heraus.
Dort steht ein röhrenförmiges Objekt.
Wenn der Scheinwerfer richtig ausgerichtet ist, dann sehen die Schattengebilde aus, wie das Innere einer Kathedrale.
Auf dem Boden wird das Objekt von Metallträgern gehalten, darüber spannt sich ein Drahtgittergeflecht. Außenherum ist eine milchig-weiße Kunststoffplane befestigt, an deren Ende eine Kerze in einer Alufolien-Halterung steckt. Das ist das Nachtlicht.
Denn was dort mitten im Raum steht, ist eine Schlafstätte.
Eine Schlafstätte für Lucas Krieg. Er ist einer von sieben Künstler*innen, der zu Shift/Walls 2021 eingeladen wurde. Zwei Wochen lang verlegt er sein Atelier temporär in die Ausstellungsräume des Künstlerhauses.
Im ganzen Raum verteilt, finden sich ganz- oder halbfertige Kunstwerke des Nürnbergers. Manches davon sieht auf den ersten Blick aus wie Metallschrott oder weggeworfener Müll.
Zu einem früheren Zeitpunkt war es das auch, denn Lucas Krieg arbeitet in seiner Kunst mit gefunden Gegenständen. „In dem Moment, wo ich ein Fundstück irgendwo entdecke, da klingelt es schon in meinem Kopf und da sagt dann irgendjemand ‚Ey das musst du mitnehmen, auch wenn du jetzt nur auf dem Fahrrad unterwegs bist, aber das brauchst du!‘ und dann nimmt die Geschichte so ihren Lauf.“, erklärt er, während er durch seine Sammlung läuft. Für ihn sieht selbst der Müll-Container der Baustelle vor dem Haus spannend aus.
Für das Projekt hatte Lucas Krieg vor allem ein Ziel: Er wollte in seinem temporären Atelier übernachten und die Träume aus diesen Nächten für weitere Kunst nutzen. In der ersten Woche hat er deswegen an einem geeigneten Schlafplatz gearbeitet. Mittlerweile hat Lucas auch schon mehrmals in seiner „Dream Machine“ übernachtet und bereits vom Bau geträumt.
Träume überhaupt spielen in Lucas Krieg Leben eine wichtige Rolle. Aus diesen zieht er seine Inspiration für die Kunst. Vor allem aus Albträumen entstehen immer wieder Bilder und Objekte. In einem seiner nächtlichen Abenteuer kämpften er und sein Vater mit selbstgebauten Waffen gegen Zombies. Kurz darauf hat der 36-Jährige sein Waffenarsenal aus Metallfunden nachgebaut.
Generell ziehen ihn die düsteren Themen an und das spiegelt sich auch in seiner Kunst wider.
Alles ein bisschen wie Star Wars oder Cyberpunk, dabei aber weniger bunt und metallisch.
Für Lucas ist Metall besonders deswegen so spannend, weil es rosten kann und so unansehnlich wird. Es findet sich seit Jahren in seinen Werken neben Kunststoff, Lichtinstallationen und Papierfetzen. Organische Materialien entdeckt man kaum in seinen Bildern und Objekten.
Die Zusammenarbeit mit den anderen Künstler*innen des Projekts, das unter der Leitung von Stephanie Braun schon das zweite Mal stattfindet, ist für Lucas eine absolute Bereicherung. Denn immer wieder kann man sich austauschen und im Workshop-Charakter Neues voneinander lernen. Vor Projektbeginn hatte er aber auch Sorgen: „Ich war eigentlich ein bisschen überfordert, weil ich das so nicht gewohnt bin, dass da dauernd Leute reinmarschieren können und mich fragen ‚Ey was machst du da gerade, erklär mal‘. Oder mir jemand über die Schulter schauen kann, wenn ich irgendeine Krise mit einem Bild hab. Da war ich dann ein bisschen nervös, aber das ist gar nicht so stressig, wie ich es mir vorgestellt hab.“
Die Zusammenarbeit im Projekt hat ihn in seinem Entschluss gefestigt, auch in Zukunft in einem Atelier neben anderen Künstler*innen zu arbeiten.
In den nächsten Tagen soll noch einiges passieren: Ein paar Kunstwerke bekommen den Feinschliff und an der großen Wand in Richtung Süden soll noch ein flächenfüllendes Bild entstehen. Wie das genau aussehen soll, kann Lucas Krieg noch nicht sagen. Klar ist nur, dass er irgendetwas aus der Projektion der Schlafstätte erarbeiten möchte. Für die nächsten Schritte legt er sich vielleicht aber auch nochmal aufs Ohr und lässt seine Träume ein Stückchen wandern.
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Live-Performance zu Shift/Walls 2021
im Künstlerhaus Nürnberg Fr 22.10/Sa 23.10 jeweils um 19.30 Uhr
Offenes Atelier bei Shift Walls 2021
Künstlerhaus in Nürnberg So 24.10 ab 16.00 Uhr
Ausstellung „Zwischen Mord und Erleuchtung“, Arbeiten von Lucas Krieg
Gemeinschaftshaus Langwasser am 29.10. um 19.00 Uhr
Instagram @lucwojna und www.lucaskrieg.com
shift/walls auf kunstkulturquartier.de
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