curt und der digital gender gap

DONNERSTAG, 18. FEBRUAR 2021, MUSEUM FüR KOMMUNIKATION



MFK #NEULAND / TALK: KENZA, WIR UND DER DIGITAL GENDER GAP. Die Ausstellung „#neuland: Ich, wir und die Digitalisierung“ ist geöffnet seit Mai 2020 – befindet sich aber, wie alle Museen, aktuell im Corona-Lockdown. Es gibt aber diverse Veranstaltungen des Begleitprogramms, die online stattfinden. curt ist Medienpartner.
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Wer hätte es gedacht: Technik und Digitalisierung sind immer noch extrem Männer-dominiert. Daher gibt es zum Thema Digital Gender Gap einen Talk mit Kenza Ait Si Abbou Lyadini. Kenza ist Autorin, Coach und vor allem leitende Managerin Robotik/KI bei der Telekom. Man kann durchaus sagen: sie ist vom Fach.

INTERVIEW

curt: Kenza, zur Ausstellung #neuland gibt es einen Talk mit dir. Thema: Digital Gender Gap. Technik und Digitalisierung sind immer noch Männer-dominiert. Woran liegt das und was genau bedeutet dieses Gender Gap?
Kenza: Aus meiner Sicht liegt das an der Sozialisierung, die patriarchalisch ist. Die traditionellen Rollenbilder sind immer noch präsent und führen dazu, dass Mädchen etwas mit Medien bzw. Kommunikation und Jungs etwas mit Technik studieren. Obwohl die Digitalisierung ein neues Mindset bedeutet, basiert die Umsetzung der meisten Vorhaben auf Technik und hier sind Frauen unterrepräsentiert. Aber, um ein neues Mindset zu erreichen, braucht es Vielfältigkeit. Ohne diverse Perspektiven sind Disruption und Innovation nicht möglich. Zudem kommt, dass über 50% der
Weltbevölkerung weiblich ist. Daher müssen Frauen die Digitalisierung genauso gestalten und vorantreiben wie Männer.

curt: Du bist eine Frau, arbeitest seit über 15 Jahren in der IT-Branche, und bist jetzt Managerin bei der Deutsche Telekom IT im Bereich Robotics und AI-Solutions. Damit erregst du viel Aufmerksamkeit und bist sehr unique. Macht das deine Arbeit leichter?
Kenza: Sehr unique bin ich aus meiner Sicht nicht. Es arbeiten mehr Frauen in dem Bereich als man wahrnimmt. Die Experten, die in den Medien oder auf Konferenzen auftauchen, sind vor allem
männlich und daher entsteht der Eindruck, dass es hier gar keine Frauen gibt. Es gibt sie schon, sie bleiben nur hinter den Kulissen. Sichtbar zu sein ist aber wichtig und hilfreich. Meine Sichtbarkeit hilft mir in meiner Aufgabe. Denn viele Kollegen kommen auf mich zu, weil sie mich auf einer Bühne gesehen oder ein Interview über mich gelesen haben. Auf der anderen Seite bekomme ich mehr Anfragen als ich bewältigen kann und muss daher stark priorisieren und oft absagen oder einen Ersatz suchen. Und das ist extra Arbeit.

Was war dein beruflicher Weg? Und warum hat bei dir die IT-Karriere funktioniert?
Kenza: Ich habe keinen geradlinigen beruflichen Weg. Ich habe nach meinem Studienabschluss in der Hardware-Entwicklung gearbeitet, dann im Eventmanagement, auf der Weltausstellung in Shanghai und seit 2011 in der IT-Branche, bei der Telekom. Der gemeinsame Nenner ist aus meiner Sicht meine Fähigkeit, mich in komplexen Umfeldern zurechtzufinden. Komplexität ist für mich ein Ansporn. Ich mag es, komplexe Fragestellungen zu lösen, und davon gibt es genug in der IT-Branche.

curt: Eine deiner Leidenschaften ist KI. Du hast gesagt, der Prototyp des KI-Entwicklers sei weiß, westlich, männlich, jung. Und diese Perspektive würde in die Entwicklung der Technik übertragen werden. Auch hier: Der Gap verstärkt quasi den Gap. Wie kann man aus diesem Kreis ausbrechen?
Kenza: Ja, die KI-Entwicklung ist leider sehr homogen. Und ähnlich homogen werden die Lösungen, die gebaut werden und die Maschinen, die daraus entstehen. Die Maschinen verstärken wiederum die homogenen Denkmuster und die Vorurteile. Das ist ein Teufelskreis. Ausbrechen kann man ihn, indem man die Teams diverser aufstellt. Es sollten bereits in der Ideenentstehungsphase unterschiedliche Perspektiven mit einfließen. Dadurch werden Denkmuster durchbrochen, wird über Vorurteile diskutiert und werden Lösungen für unterschiedlichen Bedürfnisse entwickelt.

curt: Meine Tochter ist 13. Wie lange wird man sich noch über Gleichstellung, Frauenquote, Gender Gap unterhalten müssen?
Kenza: Leider sehr lange. Wir werden die Diskussion nicht überleben, wenn es nach den Studien des Weltwirtschaftsforums oder der Allbright Stiftung geht. Den Studien nach werden wir, im jetzigen Tempo, circa noch 100 Jahre bis zur Gleichstellung brauchen. Wir müssen daher auf die Gaspedale drücken, wenn wir möchten, dass unsere Töchter in einer besseren Welt leben.

curt: Hast du dir schon mal eine länger digitale Auszeit genommen?
Kenza: Sehr lange nicht, aber circa drei Wochen nach der Geburt meiner Tochter, meinem zweites Kind. Da habe ich nicht mal auf die Glückwünsche meiner Familie reagiert. Ich brauchte einfach Ruhe.

curt: Ich würde meine „Alexa“ gerne mit „Kowalski“ befehlen können. Kannst du mir dabei helfen?
Kenza: Ich habe selbst keine Alexa zu Hause und weiß daher nicht genau, was möglich ist und was nicht. Das Geschlecht der Stimme ist veränderbar, aber das Aktivierungswort, soweit ich weiß, nicht.

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Talk: Digital Gender Gap mit Kenza Ait Si Abbou Lyadini
Do. 11. März 2021, 12:45 – 14:30 Uhr
@ Ausstellung #neuland
Anmeldung: 0911/ 230 88 230 oder Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst Javascript aktivieren, damit du sie sehen kannst
www.ausstellung-neuland.de
curt ist Medienpartner!

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Kenza Ait Si Abbou Lyadini
Ihr Buch: „Keine Panik ist nur Technik“
www.iamkenza.de

 




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