KUNSTAUSSTELLUNG: Und sie bewegt sich doch. WIEDER EIN BISSCHEN!
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Ein tagespolitischer, virtueller Besuch in der Ausstellung „ruhende OBJEKTE“ von Matthias Ströckel – Da hat man die Kunstkolumne eben erst übergeben bekommen, und findet sich schon mitten in einer weltweiten Pandemie wieder… Das darf aber kein Grund sein, die Kulturberichterstattung auszusetzen, gerade jetzt braucht die Kultur unsere Aufmerksamkeit.
Während der aktuellen Pandemie wird man mit zwei sich widersprechenden Eindrücken konfrontiert. Einerseits friert die Welt für den normalen Beobachter förmlich ein, das öffentliche Leben erstarrt. Andererseits explodiert die Welt, die Infiziertenzahlen wachsen exponentiell, die Krankenhäuser werden mit Kranken überflutet, niemand kann mit der Geschwindigkeit schritthalten. Durch die aktuelle Ausgangssperre setzt man also Erstarrung als Gegengift gegen die überdrehte Beschleunigung, niemand weiß was stärker ist. Matthias Ströckels Ausstellung ist genau deshalb ein erstaunlich treffender Kommentar zur Krise, denn seine Werke tragen einerseits ein Bewegungsmoment in sich, sind sie doch aus Rädern, Wetterhähnen und Metronomen zusammengesetzt. Andererseits ist diese potentielle Bewegung im Augenblick erstarrt, wie der berühmte Pfeil im Paradoxon des Zenon von Elea. Der griechische Philosoph merkte vor rund 2500 Jahren höflich an, ein fliegender Pfeil sei nur eine häufige Abfolge von ruhenden Pfeilen an jeweils einem klar definierten Ort, damit sei Bewegung grundsätzlich unmöglich. Die später entstandene Anekdote, dass er in hohem Alter starb als er aus seinem Bett fiel und mit dem Kopf aufschlug ist in diesem Kontext böswillig und unanständig.
Bewegung und Stillstand, das ist also, unschwer zu erkennen, das Thema der Ausstellung. Es schimmert durch die surreal irrational verschnittenen Wagenräder der Plastik „Session of Progression“, es blitzt in den multidimensional verschränkten Wettervögeln von „Orientierung im klaffenden Raum“ auf und kristallisiert förmlich in der Fotografie der „Resting Pieces“, einer Installation, bei der eine abbrennende Kerze Tropfen für Tropfen das darunterliegende Metronom zum Halten brachte.
Die Arbeiten von Matthias Ströckel sind poetische Überlegungen zu Vergangenheit und Gegenwart der Geschwindigkeit. Es sind anspruchsvolle Untersuchungen, keine leichtbekömmliche Oberfläche. Zusätzlich sind sie von erstaunlicher Eleganz, wodurch man sie leicht unterschätzen kann. Fast als wäre diese Schönheit ein Gegengift gegen allzu viel Bedeutung.
MATTHIAS STRÖCKEL – "ruhende OBJEKTE"
Die Ausstellung läuft bis zum 16. Mai 2020. Der Besuch ist nur nach vorheriger telefonischer Anmeldung möglich.
GALERIE SIMA
Hochstraße 33, Nbg.
simagalerie.de
Tel: 0911 – 26 34 09
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