Andis Katerfrühstück 17_Tiefstes Loch, lautester Laubbläser, grünster Markus
Der curtblick auf die Woche vom 11. bis 17. November 2019
Tiefer kann man nicht sinken, stellen Gäste meist recht schnell fest, wenn sie der Redaktion des Stadtmagazins curt einen Besuch abstatten. Das ist grob falsch. Das tiefste, zugängliche Loch der Welt ist nicht das, in welchem wir drinsitzen, sondern führt bei Windischeschenbach in die Tiefe: die kontinentale Tiefbohrung, eine bohrtechnische Meisterleistung. Vor 25 Jahren machten sich Forscher in der Oberpfalz bohrend auf die Suche nach dem Spröd-Duktil-Übergang der Erdkruste. Jawohl. Das dabei entstandene Loch ist 9101 Meter tief und offen geblieben, nicht um des Rekords willen, sondern weil hier weiterhin geforscht wird und Erdbeben in aller Welt gemessen werden. Man kann es besuchen und das war für mich persönlich jetzt mal die Neuigkeit der Woche.
Der Laubbläser hingegen ist schon seit vielen Jahren ein deutsches Fernsehkabarettthema. Die Bundesregierung bzw. ihr Umweltministerium will von der blöden Witzelei nichts mehr hören und fordert die Kommunen daher auf, zurückhaltender mit dem Gebläse umzugehen. Die Bläser sind nämlich oft sehr laut und nicht sehr umweltfreundlich, zumindest jene mit Zweitaktmotor, die in Nürnberg zwei Drittel der Bläserflotte ausmachen. Das übrige Drittel ist elektrisch und leise, hat aber oft nicht auseichend Power um Laub, wie man es gern hat, effektiv von A nach B zu blasen.
Für Erlangen hingegen sind lärmarme Akkubläser ausreichend powerful, woran auch immer das nun liegen mag. Und in Ansbach gibt es gar nur einen einzigen Laubbläser, während der Großteil des städtischen Reinigungspersonals noch immer mit dem Rechen arbeitet wie zu vorchristlich-barbarischer Zeit. Kann natürlich auch sein, dass die Abdeckung mit privaten Laubbläsern in Ansbach so dicht ist, dass das die öffentliche Hand entlastet. Ohne Laubbläser jedenfalls, so der Tenor in den größeren Städten, ist eine Gewährleistung der Sicherheit auf öffentlichen Straßen und Wegen heute gar nicht mehr denkbar. Vorerst also kein Grund, eine Fridays for Laubbläser-Facebook-Gruppe zu gründen, liebe Boomer. Und dankbar sollte man sein, nicht mehr in Zeiten leben zu müssen, in denen noch mundgeblasen wurde. Das sonore Röhren der Bläser hat das nervtötende Geraschel der Blätter hinreichend ersetzt. Zu leiden haben neben den Insekten nur die altgedienten Besen- und Rechenmanufakturen. Die haben‘s nicht leicht dieser Tage.
Vorsicht allerdings, liebe Bürgerinnen und Bürger, die sich in den vergangenen Jahren möglicherweise mal mit SÖR angelegt haben, vielleicht die Mülltonne falsch platziert, vielleicht eine Petition gegen Gänseabschuss unterschrieben: Es handelt sich um einen mächtigen Feind. In diesem Video des BR erklärt SÖR-Sprecher André Winkels diabolisch, die Stadt dürfe theoretisch schon ab 4 Uhr morgens blasen. Mache sie aber nicht. Noch nicht.
Einen Triumph vor Gericht errang in der Zwischenzeit ein Tourist aus Neustadt bei Coburg vorm Innsbrucker Oberlandesgericht. Er darf den Opa einer Hotelbesitzerin Naziopa nennen. Er will das, auf einem Hotelbewertungsportal, nicht ohne Grund tun. Im Hotel hängt nämlich ein Bild des Naziopas, kommentarlos aber mit Hakenkreuz und Uniform und allem drum und dran. Tatsächlich konnte der Tourist als es nötig wurde auch nachweisen, dass da nicht einfach nur eines armen unschuldig eingezogenen Soldaten gedacht wurde. War schon ein Parteimitglied. Und der Neustadter fragt sich möglicherweise zurecht, was das wohl für eine Gegend ist, Tirol, in der so ein bisschen Naziverehrung im Hoteflur achselzuckend bis wohlwollend hingenommen wird.
Und auch der ewige Södermarkus erringt einen juristischen Sieg: Er muss wahrscheinlich doch nicht ins Gefängnis. Die Deutsche Umwelthilfe wollte vorm dem EuGh eine Haft wegen nicht erfolgter Diesel-Fahrverbote in München durchsetzen. Zwar habe die Bayrische Staatsregierung die Gesundheit der BürgerInnen wie auch die Rechtsstaatlichkeit der EU ignoriert, eine Freiheitsberaubung sei deshalb noch nicht zumutubar. Es gibt aber noch ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland in Brüssel. Das alles ist juristisch schwieriges Gedöns, mit dem wir uns hier gar nicht lange aufhalten wollen.
Zudem stammt die Klage der Umwelthilfe ja auch aus dem Jahr 2012, als noch niemand ahnen konnte, dass der Södermarkus sieben Jahre später als der Ehrenvorsitzende der Grünen betielt werden würde. Und dass er sich in dieser Art im Bayrischen Wald ablichten lassen würde.
Woran erinnert uns das frappierend? An ein großes Vorbild aus dem politischen Bereich.