Andis Katerfrühstück_13 - Christkind, Veilbronn, Eichhörnchen

MONTAG, 14. OKTOBER 2019



Der curtblick auf die Woche vom 07. bis 13.10.

Geil oder, der Sommer ist wieder da nur ohne die negativen Sachen von Sommer. Das ist dann Herbst, die Jahreszeit, die ungefähr immer eineinhalb Wochen lang die beste aller Jahreszeiten ist und das übrige Vierteljahr vor sich hin siecht wie Michel Houellebecq nach dem siebten Dornkaat. Ist aber letzten Endes eh nicht relevant, bzw. die Nachricht, die Neuigkeit überhaupt, weil von euch wieder keiner Wandern oder gar Waldbaden war, wie es sich für 1 Millenial gehören würde. War ja schließlich Nürnberg Pop, das vielgestaltigste Kneipenefstival mit anschließender Katerstimmung mit anschließend nochmal Nürnberg Pop. Super schön, hab ich gehört, hatte leider keine Zeit.

Bei all der Goldener-Oktober-Stimmung darf natürlich nicht unterschlagen werden, dass in nur noch zwei Monaten und zehn Tagen das Megaevent der Christenheit an den Start geht, Weihnachten aka X-Mas. Wir sind Medienpartner dieses Jahreshighlights. Die offizielle Repräsentanz von X-Mas geht ja bekanntlich immer und nur von Nürnberg aus, denn so wie in Lhasa der Dalai Lama wird nur hier das Christkind ernannt und der Öffentlichkeit präsentiert wie Simba von Rafiki. Was sollen uns diese hanebüchenen Vergleiche sagen? Obacht, das Voting fürs neue Christkind – auch X-Child- hat begonnen. Vielleicht in diesem Jahr mal ein Boy? Eine Doppelspitze?

Eine Nachricht, die in der vergangenen Wochen vor allem in Social Medial eine große Reichweite generierte, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Ursächlich ist der Facebook-Post eines Gastwirts aus Veilbronn, Marcus Müller. In dessen Gasthof hatte sich eine Dame über die Gäste am Nebentisch beschwert, die ihr behindertes Kind dabeihatten: Solche Menschen hätte kein Recht, hier zu sein und Schlimmeres. Als ob das nicht genug wäre, setzt sich die Dame daheim angekommen auch noch an ihren Computer und schreibt eine E-Mail mit der Drohung, nicht wieder zu kommen.
Das ist der Punkt, an dem es nicht mehr nur abstoßend, sondern auch faszinierend wird. Weil man ja eigentlich schon über ein Mindestmaß an Einfühlungsvermögen in andere Menschen verfügt, selbst als maximal stumpfer Scheibtroll im curt Kerker. An der Entschlüsselung der Motivation hinter dieser Entscheidung muss man aber immer wieder scheitern. Da gibt es nichts. Das kann man sich als im weitesten Sinne normgemäß funktionierender Mensch nicht ausmalen, woher diese Notwendigkeit und dieser Drang kommt und diese Boshaftigkeit. Jedenfalls reagierte der Marcus Müller darauf sehr vorbildlich und richtig und wies die Dame in einer persönlichen Antwort und einem offenen Facebookpost darauf hin, dass er auf solche Kundschaft in Zukunft gern verzichten möchte: „Ich schmeiße Sie sowas von raus, das glauben Sie gar nicht, wenn ich merke, Sie besuchen uns nochmal.“ Oh the shame.

Jemand, der shame kaumt kennt, ist bekanntlich unser guter Ministerpräsident. Wie wir alle wissen, spätestens seit es der Södermarkus in einem Interview verlautbarte, ist die CSU höchtselbst die Erfinderin des Umweltschutzes. An dieses Setup könnte man jetzt, wenn man so veranlagt wäre, diverse ZDF-Kabarett-mäßige Pointen anschließen, aber die kann sich ja auch jeder selber denken und dann ist es weniger unangenehm für alle Beteiligten. In der Tat muss man dem Södermarkus ja zugutehalten, dass er sich des Themas einigermaßen glaubwürdig angenommen hat und so will der Freistaat in der Tat 30 Millionen Eier in den VGN investieren, damit das alles billiger (lies: nicht teurer) wird und SchülerInnen und StudentInnen ab August das Jahresticket für 365 Euro kaufen können, was wiederum mich ärgert oder dazu inspiriert, mich wieder einzuschreiben…
Vor dem grünen Markus jedenfalls will sicher niemand verblassen und möglicherweise als weniger grün erscheinen. Das ist ja auch ein positiver Effekt. In Nürnberg pflanzt Vizebürgermeister Vogel jetzt schonmal fleißig Japanische Blütenkirschen, um vielleicht irgendwann den unrühmlichen Titel als Deutschlands grauste Großstadt loswerden zu können. Und im Frühjahr japanische Blütenfeste zu feiern, das wär doch auch schön. Wobei “pflanzen” nicht das hundertprozent korrekte Verb ist, denn es handelt sich um mobile Bäume in mobilen Töpfen, die in einem nächsten Schritt mit grünen E-Motoren ausgestattet werden und dann ganz autonom durch die Stadt cruisen.

Außerdem gelesen: Und darum ging es doch eigentlich die ganze Zeit, denn keine andere Nachricht hat uns in der vergangenen Woche derart bewegt wie diese: 200 Walnüsse und Gras fand ein Paar aus Pittsburgh unter seiner Motorhaube. Das war nicht Extinction Rebellion, das waren die Eichhörnchen, die sich dort eine Schlafstatt für den nahenden Winter einrichten. Nun haben die Pittsburgher all die Arbeit wieder zunichte gemacht. Am Auto sei kein bleibender Schaden entstanden, wohl aber an der Heimat der Eichhörnchen. Die gibt es nun nicht mehr. Und darüber redet wieder keiner.

Ich wünsche dennoch weiterhin sonnige Tage.

In dem Sinne, es kann weitergehn,
Euer Andi.    
 




Twitter Facebook Google



20240401_Stadttheater_Fürth
20240317_Tafelhalle
20240401_Staatstheater
20240401_PolnFilmwoche
20240401_Pfuetze
20240401_Idyllerei
20230703_lighttone
20240411_NbgPop_360
20240201_VAG_D-Ticket
20240401_ION
20240401_Neues_Museum_RICHTER
20240201_mfk_PotzBlitz
2024041_Berg-IT
20240401_Wabe_1
20240401_Comic_Salon_1
20240401_Theater_Erlangen
20240401_D-bue_600