Kino: Titane

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Seit einem schweren Autounfall in ihrer Kindheit trägt Alexia (Agathe Rousselle) eine Metallplatte im Kopf. Diese sei völlig ungefährlich, wurde ihr damals gesagt, solange sie nicht verrutsche. Tatsächlich führt die inzwischen zu einer jungen Frau herangewachsene Alexia ein gesundes Leben ohne Einschränkungen. Dafür aber mit seltsamen Vorlieben: So fühlt sie sich zunehmend zu Objekten aus Metall hingezogen und entdeckt irgendwann auch ihre Lust am Morden. Als sie nach einer Reihe von diesen untertauchen muss, beschließt sie, die Identität eines Jungen anzunehmen, der vor Jahren verschwunden ist, und kommt auf diese Weise bei dessen Vater Vincent (Vincent Lindon) unter. Der empfängt seinen verlorenen Sohn mit offenen Armen und bietet ihm ein neues Zuhause. Doch die Herausforderungen sind groß für Alexia, die ihre wahre Identität um jeden Preis unterdrücken muss …

Mit ihrem Debüt „Raw“ sorgte die Französin Julia Ducournau für einige Kontroversen. Als ihr Film über eine Jugendliche mit gesteigerter Fleischeslust beim Toronto International Film Festival 2016 im Programm lief, haben einige das Bewusstsein verloren wegen der sehr expliziten Darstellung. Bei „Titane“, dem zweiten Kinofilm Ducournaus, sind bislang keine vergleichbaren Reaktionen überliefert. Dabei ist die Geschichte um eine junge Frau, die mit dem Einsetzen einer Metallplatte einige unheimliche Veränderungen durchmacht, nicht weniger provokativ als das Debüt. Es ist auch nicht weniger gewalttätig. Zumindest in der ersten Hälfte, wenn Alexia mehr oder weniger zufällig entdeckt, dass so ein Mord richtig viel Befriedigung verschafft, nutzt sie die unterschiedlichsten Gelegenheiten, um dieser Lust nachzugehen. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle, wen es trifft. Was anfangs noch als Kommentar zu #MeToo durchgehen würde, wenn Frauen zu Objekten reduziert werden, wird zu einem wahllosen Blutrausch.

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Aber auch zu einem faszinierenden Blutrausch. Ducournau erzählt von der mörderischen Odyssee mit Lust an den Bildern, einer Vorliebe fürs Groteske und teilweise mit schwarzem Humor. Nach einem recht wilden Ritt wird es in der zweiten Hälfte deutlich ruhiger. Nicht die Exzesse von Alexia bestimmen das Geschehen, sondern das Verhältnis zwischen ihr und ihrem Ersatzvater Vincent. Für ein Publikum, das sich an den anfänglichen bizarren Splatterorgien erfreute, mag das enttäuschend sein. Wenn überhaupt erzeugt „Titane“ Spannung durch die Frage, ob Alexia ihr Geheimnis bewahren kann.

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https://www.youtube.com/watch?v=htqcfPJd-oU

 

Stattdessen betreibt Ducournau ihre Dekonstruktion vermeintlich sicherer Konzepte unbeirrt weiter. Bei „Titane“ kommt letztendlich alles auf den Prüfstand. Eine Familie, die aufgrund von Blutsverwandtschaft gebildet wird, macht einer Wahlfamilie Platz. Sexualität kann die unterschiedlichsten Formen annehmen. Die Grenzen zwischen Mensch und Objekt verschwimmen gleich in mehrfacher Hinsicht. Später wird Alexia zu Adrien, ändert ihr Geschlecht – und gleichzeitig wieder nicht. Und überhaupt: Identität ist hier keine unverrückbare Einheit, sondern eine Art Kontinuum. Alexia findet ihren Halt darin, ihr altes Selbst auseinanderzubauen und mit neuen Versatzstücken anders anzuordnen. Das klappt nicht immer alles so wie gedacht, an manchen Stellen bricht dann doch die Biologie durch.

Insgesamt hält sich „Titane“ im Hinblick auf klare Aussagen zurück: Ducournau will mit ihrem Werk Fragen stellen. Antworten gibt es bei ihr wenige. Und die beschränken sich größtenteils darauf festzustellen, dass die Welt und die Menschen nicht so eindeutig sind, wie wir sie gern hätten. Das ist nicht ganz einfach zu verkaufen. Die französische Mischung aus Drama, Fantasy und Horror hat kein wirkliches Crowdpleaser-Potenzial. Vielmehr dürfte ein großer Teil des Publikums erst einmal fassungslos vor diesem eigenartigen Werk stehen, das sich seiner eigenen Eigenartigkeit erfreut und dabei doch Bezug zu unserer Lebenswirklichkeit herstellt. Ein Werk, das mal schockierend, dann wieder zärtlich ist, zerstörerisch und gleichzeitig heilsam.

Fazit: „Titane“ erzählt von einer jungen Frau, der nach einem Unfall als Kind eine Metallplatte in den Kopf operiert wurde und die als Erwachsene ihre Vorliebe für Objekte und Mord entwickelt. Der Film stößt das Publikum mit bizarren und brutalen Szenen vor den Kopf, zerstört nebenbei viele feststehende Konzepte wie Familie und Identität. Doch er hat auch seine zärtliche Seite, wenn auf den Trümmern unserer alten Bilder neue entstehen, denen wir selbst noch Bedeutung geben können und dürfen.

Wertung: 8 von 10

„Titane“ // Regie: Julia Ducournau // Besetzung: Agathe Rousselle, Vincent Lindon, Garance Marillier, Lais Salameh // Kinostart: 7. Oktober 2021