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Im Gespräch:
target Concerts

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Leidenschaft heißt leiden?

 

Bereits seit dem 13. März legt Covid-19 die Konzertlandschaft in München trocken. Etliche Existenzen innerhalb der Eventbranche sind von heute auf morgen auf unbestimmte Zeit zum Nichtstun verdammt. Unverschuldet sieht man sich einem Berg von Formularen, Anträgen, und mal mehr, mal weniger sinnvollen Regelungen gegenübergestellt. Das alles kostet Zeit und Nerven, hat mit der eigentlichen Arbeit im Grunde nichts zu tun, und ist doch im höchsten Maße überlebenswichtig, selten aber ausreichend.

Das Mitte Mai von der Regierung mit 150 Mio. Euro an den Start gebrachte Künstlerhilfsprogramm Plus schrammt, wie viele andere Rettungspakete, am eigentlichen Bedarf der Szene vorbei. Der Schirm wird zum Cocktail-Schirmchen und von Rock ’n’ Roll kann keine Rede mehr sein. Allenfalls ist es ein Tropfen auf dem heißen Stein in Zeiten, in denen man Künstler, Mitarbeiter und Unternehmen durch heftige Turbulenzen navigieren muss. Die monatlichen Fixkosten sind weiterhin fällig, Einnahmen aber so gut wie keine vorhanden. In Zeiten, in denen Gesundheitsminister Spahn (CDU) behauptet, Konzerte und Club-Abende seien „verzichtbar“ steht die sonst so leidenschaftlich agierende Szene vor einem Scherbenhaufen.

Wie so viele trifft es auch den unabhängigen Tournee-Booker und Konzertveranstalter target Concerts, der 1999 als Konzertagentur in München gegründet wurde. Mit rund elf MitarbeiterInnen ist man in besseren Zeiten auch über die Isar hinaus für Konzerte von Bands wie The National, Antilopen Gang oder Künstler aus dem Punk- und Songwriter-Bereich verantwortlich.

 

curt traf sich mit target Concerts-Geschäftsführer Michael Löffler zum ausführlichen Gespräch über die kräftezehrende Lage, die große Enttäuschung und die, trotz der ab dem 15. Juni geltenden Lockerungen, für die Konzertbranche höchst ungewisse Zukunft.

„Still independent after all those years“, heißt es so schön auf eurer Facebook-Seite. Was macht target Concerts so unabhängig?

Zum einen sind wir vollkommen Aktionärs-frei und auf eigene Rechnung unterwegs. Der Kapitalismus ist in unserer Branche ja durchaus stärker ausgeprägt. Zum anderen bekommen wir nicht wie manche andere regelmäßige Zuwendungen, auch wenn wir ab und an Projekte haben, bei denen die Stadt durchaus was dazugibt, wie etwa beim Frameworks Festival. Aber im Prinzip sind wir, was den Staat angeht, Nettozahler. In der Stückzahl finden bei uns auch mehr kleine als große Konzerte statt, aber das ist eher Partnerschaften geschuldet, aus denen nun mal eher kleinere Veranstaltungen entspringen. Wenn es dann mal richtig losgeht, haben wir meist die Gefahr, dass uns die Großkonzerne reingrätschen. Hin und wieder gelingt es uns aber natürlich auch aus dem Stand heraus, mit einer Großveranstaltung Geld zu verdienen.

Welche Vorteile ergeben sich denn daraus, unter dieser Flagge zu segeln?

Uns reden vor allem keine Controller und Berater dazwischen, was ich als Vorteil sehe. Der Nachteil ist der, dass wir jede Mark zweimal umdrehen. Hier ist noch keiner reich geworden, zumindest bis jetzt und seit Corona erst recht nicht. Dabei hatten wir schon davor mal miserable Jahre, aber auch gute. 2019 war, so weit ich das sehen kann, sehr gut und jetzt kommt so eine Scheiße. Besser als andersrum, aber wie es weitergeht, wissen wir noch nicht.

Die Schließungen dauern nun schon seit Mitte März an. Das ist sehr kräftezehrend, wenn nicht sogar emotional belastend. Wie ist die Lage bei target im Moment?

Wir sind, wie so viele, auch bei Kurzarbeit angekommen. Wir treffen uns fast gar nicht und wenn, dann nur in kleinen Gruppen für bestimmte Themen oder Bereiche. Unsere freien Mitarbeiter versuchen wir dabei, so gut wie es geht, zu unterstützen. Die meiste Zeit verbringen wir allerdings mit Negativarbeit. Also nicht produktiv und das macht einfach keinen Spaß. Ursprünglich wollten wir alle Gratisplatten, Freibier und Rock ’n’ Roll und jetzt sitzen wir hier und schlagen uns mit Prognosen rum. Gut, dass es das gibt, aber das war nicht die Ausgangslage damals (lacht).

Stichwort Prognose. Traust du dir zu selbst eine abzugeben, wie es weitergeht?

Lokal, also über unseren Münchner Verband, bei dem viele Gleichgesinnte im gleichen Boot sitzen und mitkämpfen, haben manche ein paar Infos aus der Politik, aber letztendlich ist das meiste eher Gefühl als Fakt. Die Obrigkeiten tragen ihren Teil bei diesem Kuddelmuddel auch noch bei. Das ist schon eine schwache Performance. Ich will hier nichts in Grund und Boden verdammen, da ich das selbst auch noch nicht gemacht habe, aber es kann nicht sein, dass abends um 7 jemand mit unterdrückter Nummer anruft und mich auf Veranstaltungen auf unserer Website hinweist, die nicht stattfinden können. Die sollen wir runternehmen. Da spräche jemand vom KVR aus dem Home Office. Eine E-Mail könne er nicht schicken, weil er keinen Zugriff auf seinen Server hat.

Das heißt für mich, ich könnte auch einfach bei der Konkurrenz anrufen und die bitten, ihre Konzerte abzusagen? Das ist schon bitter.

Gerade bei der Vielzahl eurer Veranstaltungen …

Auch dass diese sogenannten Großveranstaltungen in Bayern so gut wie gar nicht definiert sind. Das ist schon sehr Wischiwaschi.

Wir hatten erst kürzlich den Fall bei einer Band, die von sich aus abgesagt hat. Dann wären sie aber auch dran, wenn es eine Stornogebühr seitens der Halle gibt. Die muss ich dann von der Band kriegen, sonst müssen wir warten, bis es von Amtswegen abgeblasen wird. So ging das dann zwei Wochen hin und her, bis am Ende einzig Hamburg als nicht abgesagtes Konzert wie ein Fels in der Brandung stand. Das ist Scheiße und das stresst die Band, das stresst uns und alle, die dranhängen, und die Endkonsumenten, die verständlicherweise zum Hörer greifen. Entweder zahlen wir oder der Künstler.

Die Versicherungen nehmen die Pandemie ja explizit aus ihren Policen heraus und so rödeln wir uns einen ab. Die Stimmung ist bei unseren rund zehn Mitarbeitern durchwachsen, von den Mitarbeitern, die die Doppelbelastung durch Homeschooling erfahren ganz zu schweigen. Zusätzlich stellen wir fest, dass das Geld auf dem Konto immer weniger wird.

 

Es ist ja schön, wenn Herr Söder oder Herr Guttenberg sich mit Guns ’n’ Roses Shirts ablichten lassen, aber wir fallen am Ende doch immer ein bisschen runter.

 

Ganz „generös“ wurden euch ja rund 15.000 Euro zugestanden, richtig?

Da ging es in der Politik am Ende ja auch wieder nur um die sogenannte Hochkultur, die jahraus, jahrein durchgefüttert wird. Was die am Tag verbrennen …  Es ist ja schön, wenn Herr Söder oder Herr Guttenberg sich mit Guns ’n’ Roses Shirts ablichten lassen, aber wir fallen am Ende doch immer ein bisschen runter.

Braucht es dann auch bei den Künstlern noch einmal vermehrt die Beratungsleistung von target?

Bei den Künstlern selbst ist es relativ ruhig. Lebenszeichen bekommen wir wenn, nur von lokalen Bands. International sieht es da schon finsterer aus. Wer weiß, wann das nächste Mal eine Band aus Amerika hier touren darf? Das weiß derzeit noch kein Mensch. Gerade bei den richtig großen Bands hängt ein riesiger Rattenschwanz von Leuten mit dran, die jetzt entweder gar kein Geld verdienen oder sogar von den großen Produktionen durchgefüttert werden müssen. Von unseren Tourneeleitern kriegen wir da durchaus etwas mit.

Alle zwei Wochen treffen wir uns mit unseren Veranstalterkollegen und Clubs und reden darüber. Es gibt auch den Fall, dass einige ihre Mitarbeiter, Techniker etc., die momentan keine Einnahmen haben, dennoch auszahlen. Insofern ist das in unserer Branche sicher solidarischer als bei manchem Großkonzern.

Wie steht es um den Zusammenhalt innerhalb der Münchner Szene? Kann target hier zufrieden sein? Gibt es in der Not trotz allem Konkurrenzdenken?

Ein bisschen gibt es das schon, klar. Aber das ist teilweise auch dadurch bedingt, dass die übergeordneten Firmen wie Live Nation oder DEAG, Eventim zueinander in Konkurrenz stehen und dass auf ihre Ableger zwangsweise abfärbt. Auf der anderen Seite kennt man sich schon eine ganze Weile, und auch unter diesen Firmen gab es auch alle möglichen Arten von Fluktuation. In den 90ern gab es gefühlt nur zwei Live-Unternehmen, da konnte nicht jeder mit nem Handy in der Hand eine Konzertagentur aufmachen. Da brauchte es noch Fernschreiber und das gute alte Fax (lacht). Insofern kennen sich viele Münchner untereinander und ich habe größtenteils den Eindruck, dass wir uns in dieser Lage nicht noch zusätzlich Knüppel zwischen die Beine werfen.

Geschäftliche Zwänge gibt es natürlich bei Mietern und Vermietern, und unsere Freunde aus der Außenwerbung haben erst mal ganz auf stumpf geschaltet. Andere Lieferanten zeigen sich aber kulant und sind daran interessiert, auch später noch einen Job zu haben, anstatt jetzt alles zusammenzuraffen.

Wie sieht es mit den Endkunden, also den Fans aus? Ich denke, dass ihr trotz erstem Frust auf ein gewisses Verständnis hoffen könnt?

Jetzt haben wir erst mal die Gutscheinlösung, die ich im ersten Augenblick auch begrüße. Aber die hilft uns nur zum Überleben. Im normalen Leben würde ich es mir aber dennoch dreimal überlegen, ob ich jemanden anpumpen möchte. Wenn jetzt alle ihr Geld wiederhaben wollen, von allen getätigten Kartenkäufen, dann bricht alles zusammen. Für 2021 haben wir bereits erste Shows geplant, aber tatsächlich werden schon Backup-Pläne für 2022 geschmiedet.

Unsere Hauptaufgabe besteht dennoch darin, uns durch den Polit- und Förderdschungel zu kämpfen. Das betrifft Kurzarbeit, Zuschüsse und speziell wie es weitergehen soll, wenn es denn mal weitergeht. Wie sehen die Vorschriften aus? Wie sieht eine Bestuhlung aus und wie die Abstände? Maske ja oder nein? Wenn wir am Ende dasitzen, wie in der First Class im Flugzeug, haben wir auch nur noch ein Viertel der Einnahmen. Die Käufer sind dann auch angepisst und ich kann mir nicht vorstellen, dass da viele drauf anspringen werden. Ich bin gespannt, wie das funktionieren soll.

Worüber macht sich traget gerade die meisten Sorgen, wenn ihr an die, zugegeben, desolate Zukunft denkt?

Ganz banal, dass irgendwann das Geld alle ist. Dann können wir uns entscheiden, ob wir unsere Plattensammlungen verkaufen oder Hartz-IV beantragen. Selbst, wenn es zeitnah wieder weiterginge, habe ich Sorge, dass sich „die Großen“ über uns hermachen und versuchen sich zu bedienen. Kein Künstler will mit einem Partner auf Tournee, bei dem er nicht weiß, ob ihm bald die Luft ausgeht. Auch wenn der Künstler sein Geld bekommen hat, gehört zu einer Konzertdurchführung noch eine ganze Menge mehr dazu, um das durchzuziehen. Aber auch vor einer Ballung habe ich Sorge, wenn es weitergeht. Teilweise wird das so extrem werden, dass kein Mensch sieben Tage in Folge auf ein Konzert geht, auch wenn er die Karten dafür schon hat.

Ich bezahle meine Leute gerade für eine absolute Rumwurstelei, die nichts mit der Zukunft zu tun hat. Da steckt eine Menge Fatalismus, Zynismus und Galgenhumor drin. Ein bisschen Endzeitstimmung auch.

 

Klar, der Kalender für diesen November und Dezember ist jetzt schon brechend voll.

Verlegen ist schon okay. Aber wenn wir mal annehmen, dass wir alles 1 zu 1 um ein Jahr verlegen, ist das Ergebnis einer einzigen Veranstaltung dann sicher in Ordnung. Trotzdem ist es Fakt, dass wir hier zwölf Monate den Laden am Laufen halten und finanzieren mussten. Ich bezahle meine Leute gerade für eine absolute Rumwurstelei, die nichts mit der Zukunft zu tun hat. Da steckt eine Menge Fatalismus, Zynismus und Galgenhumor drin. Ein bisschen Endzeitstimmung auch.

Siehst du angesichts der derzeitigen Probleme dennoch auch positive Entwicklungen?

Die Solidarität, auch wenn die sich nicht in bare Münze auf dem Konto niederschlägt. Aber es ist schön, dass Leute bereit dazu sind, dich vorm Absaufen zu bewahren. Ich bin seit 36 Jahren in diesem Gewerbe und habe eine Menge guter Leute kennengelernt. Da kommt das ein oder andere auch zurück. Gut, wenn alles immer fair gelaufen wäre in dieser Branche, wären wir jetzt alle Millionäre (lacht). Nein, ich hoffe, dass sich jetzt die Spreu vom Weizen trennt, was den Umgang miteinander angeht. Auch weil sich nicht mehr jeder alles erlauben kann. Aber am Ende müssen die Künstler und auch die Kundschaft wieder Bock haben.

Ist denn jetzt die Zeit gekommen, Missstände innerhalb der Branche zu ändern? Wie realistisch ist das angesichts des Kampfs ums nackte Überleben?

Gesamtgesellschaftlich sehe ich das auf jeden Fall kommen. Gerade in Richtung Nachhaltigkeit, da wird noch viel verkehrt gemacht. Aber in unserer Branche wäre das auch sehr zu wünschen und könnte besser sein. Eventuell haben einige wenige Bornierte aus dem Kulturbetrieb gemerkt, dass sie mit uns im gleichen Boot sitzen. Auch, ob sich die eisenharte Konkurrenz erweicht … im Moment ist das ja alles sehr schön, aber es gibt gerade auch nichts, worüber wir uns kloppen könnten. Aber vielleicht muss es dafür auch alles nochmal etwas schlimmer werden.

Du sprachst von Fatalismus, Zynismus und Galgenhumor. Hat der Optimismus im Moment überhaupt noch eine Chance?

Ohne Optimismus könnten wir hier gleich zusperren. Der gehört ganz klar dazu. Man muss sich ja auch immer einbilden, dass zig Besucher kommen (lacht). Die sind nicht garantiert, dennoch muss man optimistisch rechnen und pessimistisch kalkulieren. Bei vielen Dingen plant man auch pessimistisch, sonst bräuchte ich auch keinen Ordnungsdienst, wenn alle lieb wären. Im Moment ist die Tendenz dennoch eher pessimistisch, das muss man ganz klar sagen. Für das, was wir gerade tun müssen, ist es schwierig sich zu motivieren. Ich kann ja nur so weit im Voraus planen, wie es die Tarifsituation und internationale Zusammenhänge zulassen. Ein Roskilde-Festival findet nunmal nicht im Dezember statt.

Ist die Musikbranche denn ein Stück weit selbst für ihre derzeitige Situation verantwortlich? Darf man die Frage überhaupt stellen?

Das war ja schon immer so. Es gibt durchaus noch Events oder Festivals, bei denen man sich die Taschen vollmachen kann, aber genauso kann man auch großen Verlust machen. So quält einen auch die Frage, was 2022 eigentlich noch übrig ist, selbst wenn da 22.000 Leute kommen. Bei vielen Markteilnehmern ist ganz klar auch die Gier das überlagernde Thema. Andererseits gab es in letzter Zeit immer wieder größere Rückschläge, die man unter „höhere Gewalt“ parken kann. Die Leute können sich sicher noch an die große Wolke von Tschernobyl erinnern. Da fanden zwar Konzerte statt, aber es sind zwei Drittel der Karteninhaber zuhause geblieben.

Mittlerweile gibt es jedes zweite Jahr Stürme auf großen Open-Airs, was aufs Konto der Versicherer geht. Die bekleckern sich aber, wie bereits erwähnt, derzeit nicht mit Ruhm. Solche Probleme gab es schon immer für die Veranstaltungsbranche, von Schnee und Hagel ganz abgesehen. Wenn bei uns ein LKW irgendwo stecken bleibt, dann findet das Konzert eben nicht statt.

 

Ich wünsche mir ein offizielles Schreiben mit Stempel und keine Informationen, die ich mir stückchenweise aus dem Fernsehen oder der Zeitung saugen muss. Ich erwarte auch ein Verständnis dafür, was hier alles dranhängt.

 

Was können denn die Karteninhaber derzeit wirklich tun, auch für euch als target im Speziellen? Die unfaire Gutscheinregelung zulasten der Fans, die auch den Musikern nicht hilft, euch nur wenig, aber vor allem den Großkonzernen der Konzertindustrie, scheint es jedenfalls nicht zu sein.

Geduld haben und gekaufte Karten nicht gleich zurückgeben. Wir wollen aber niemanden anschnorren, der selbst nicht weiß, wie er seine Miete bezahlen soll. Doch selbst wenn ein Konzert für 2030 angekündigt wird, wäre es schön, wenn der Vorverkauf gut läuft, damit zumindest ein bisschen Kreislauf stattfindet. Es geht vor allem darum, das Ganze am Rotieren zu halten und das funktioniert auch. Im Zweifelsfall geht es generell darum, lieber die Kleinen zu unterstützen, also Plattenläden, Clubs und nicht die Großen, denen es vielleicht nicht ganz so weh tut.

Von allen anderen wünsche ich mir eine eindeutigere Kommunikation. Ich wünsche mir ein offizielles Schreiben mit Stempel und keine Informationen, die ich mir stückchenweise aus dem Fernsehen oder der Zeitung saugen muss. Ich erwarte auch ein Verständnis dafür, was hier alles dranhängt. Es sitzen nicht nur wir hier als Unternehmen, sondern eine ganze Menge an Leuten, die Nebenjobs haben, Aufstocker sind oder Musiker. Das ist ein großes Ding, das man oft als solches nicht so wahrnimmt. Wir wollen ja auch nichts geschenkt …

Ab dem 15. Juni treten Lockerungen für den Spielbetrieb sowie „Überbrückungshilfen für belastete Branchen“ in Kraft. 50 Leute drinnen, 100 Leute draußen mit Aussicht auf Steigerung in den nächsten Monaten. Wie sieht es mit der Gefahr aus, dass die Regierung die Problematik auf euch abstreift? Frei nach dem Motto: „Ihr dürft doch wieder – nicht unsere Schuld, wenn die Einnahmen nicht reichen.”

Hier sehe ich die Gefahr, dass es genau zu diesem Trugschluss kommen könnte, als durchaus gegeben an. Bislang ist es meines Wissens noch keinem gelungen, sich ein Konzert mit einem Drittel der Kapazität und höheren Kosten, plus Umsetzung noch zu genehmigender Hygienekonzepte schönzusau… äh rechnen. Selbst wenn der Club selbst veranstaltet und auf den Gastroumsatz hofft. Ich sehe das derzeit noch nicht als ökonomisch machbar an.

Für Livemusikstätten, -festivals, -veranstalter und –vermittler, stehen 150 Millionen Euro zur Verfügung, heißt es beim kürzlich verabschiedeten Konjunkturprogramm Neustart Kultur. International beispiellos, wenn man Staatsministerin Monika Grütters an dieser Stelle glauben darf. Ein Grund zur Freude?

Wir würden uns sehr gerne mal wieder freuen (lacht). Nein, ob dieses Mal dann doch auch etwas für unsereins dabei sein wird, wird sich zeigen, wenn genaue Konditionen und Anträge veröffentlicht, eingereicht und beantwortet worden sind.

Michael, wir wünschen dir und target in jedem Fall alles Gute und bedanken uns für deine Zeit! Auch wir würden uns freuen, die Zusammenarbeit mit euch möglichst bald wieder aufnehmen zu können.

Wer weiterhin auf dem Laufenden bleiben will, hat beispielsweise über den Verband für Popkultur in Bayern die Chance sich auf https://www.kulturrettungsschirm.bayern zu informieren, mitzumachen und so den akuten Missständen innerhalb der Konzertbranche Gehör zu verschaffen. Denn auch wenn es den Anschein erweckt, die Krise sei allmählich gemeistert, fehlen der Konzertbranche weiterhin essenzielle Einnahmen. Musiker können nicht mehr auftreten, Licht- und Tontechnikern, Stagehands und Caterern fehlen die Aufträge, die Unternehmen wie target gerne vergeben würden.

Also, behaltet eure Tickets und holt euch welche für bereits angekündigte Shows! Haltet die Branche am Leben, denkt über Konzepte nach und unterstützt, wo ihr nur könnt, selbst wenn es nur Worte der Wertschätzung sind. Auf dass uns die Musik auch in Zukunft verbindet!


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Interview: Tim Brügmann > Homepage
Foto: Michael Fischer > Homepage