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°red sun fx – Gitarren- und Basspedale handmade in munich

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Von Aschaffenburg nach Hamburg nach München. In einer sonst für eher ruhige Töne bekannten Stadt baut Nico Hemmelmann mit Leidenschaft und von Hand Gitarren- und Basspedale für den nimmer leisen Teil der Bevölkerung.

Auf einem kleinen Tisch in seiner Wohnung werden Begriffe wie Orange Juice, White Fuzz oder Big Fuzz zu einem eigenen Mikrokosmos. All das in seiner Freizeit – für den richtigen Sound. Fuzz? Distortion? Hinter diesen Namen verbergen sich die bunten Gerätschaften, die viele Konzertbesucher aus der ersten Reihe vom Bühnenboden kennen dürften und die nicht selten wie alte C64-Controller aussehen. In diesen Effektpedalen steckt seit jeher das Geheimnis von Gitarristen wie Jimi Hendrix, Josh Homme (Queens of the Stone Age) oder Matthew Belamy (Muse), die für satte und bisweilen abgefahrene Soundpaletten stehen.

Eigenem Bekunden nach ist Nico selber kein Gitarrengott. Sein Projekt °red sun fx lebt vom Input seiner Zielgruppe. Hobbymusiker und aufstrebende Bands aus dem Umfeld härterer Saitenklänge sind seine Auftraggeber, für die er in kleinen Stückzahlen handgefertigte Effektgeräte anbietet. Und das mit Herz und steigendem Erfolg. Zeit für ein Porträt.

Nico, warum Gitarreneffekte handmade in Munich?
Zuerst einmal habe ich die typische Musiklaufbahn verfolgt. Ein bisschen Gitarre, ein bisschen Bass und ein paar Auftritte. Geworden ist aus dem Ganzen natürlich nie etwas und als es mich von Aschaffenburg für ein Studium der Medientechnik nach Hamburg verschlagen hat, hing die Gitarre sowieso an der Wand. Seit 2006 arbeite ich als Videotechniker an den Münchner Kammerspielen und habe ich mich dann ab 2009 immer mehr mit dem technischen Aspekt von Gitarren, Effekten und Verstärkern beschäftigt.

Als erstes Projekt habe ich einen eigenen Röhrenverstärker gebaut. Im Rückblick eine ziemlich krasse Aktion. Das ist viel gefährlicher als das, was ich jetzt mache. Mit wenig Wissen habe ich also an 600 Volt rumgeschraubt, was witzigerweise gut funktioniert hat. Nachdem ich immer mehr Erfahrung mit dem Bau von Effekten sammeln konnte, bekam das Kind dann einen Namen. Es gibt einen Film aus den 70ern namens „Rote Sonne“, in dem meine Wahlheimaten Hamburg und München eine Rolle spielen. In München gibt es die „Rote Sonne“ und so entstand der Name °red sun fx.

Du bist nach wie vor bei den Kammerspielen tätig. Ist °red sun fx da überhaupt ein vollwertiger Job?
Es hat lange gedauert, einen Fluss in das Projekt zu bekommen, so ganz ohne Werkstatt. Die Frontplatten werden beispielweise in Berlin gelasert, was es mir ermöglicht, günstig kleine Serien anzubieten. Das Schwarz-Weiß wurde mit der Zeit zum Markenzeichen. °red sun fx soll natürlich kein Verlustgeschäft werden, der große Reibach schwebt mir aber auch nicht vor. Ich finde persönliche Beratung wichtig, deshalb antworte ich auf jede E-Mail-Anfrage. Bei der ganzen Konkurrenz will ich mich durch die persönliche Komponente von großen Herstellern abheben. Rückgaben bedeuten bei so einem kleinen Projekt immer ein finanzielles Risiko, weswegen ich schon im Vorhinein viel herausfinden muss, was der Kunde haben will. Für mich ist es ein tolles Nebenprojekt, aber es gibt natürlich auch Leute, die davon leben, Effekte zu bauen.

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Was zeichnet deine handgemachten Effekte aus?
Ich habe großen Einfluss auf die Bauteile und verbaue, anders als viele große Hersteller, sehr hochwertige Komponenten. Außerdem gibt es bei mir eine lebenslange Garantie. Weit aus dem Fenster gelehnt, ich weiß, aber bei den kleinen Stückzahlen kann und will ich diesen Service anbieten.

Was inspiriert dich zu einem neuen Effekt und wie gehst du normalerweise an ein Projekt heran?
Der erste Schwung war reines Experimentieren anhand von Bauplänen aus dem Netz. Alle Schaltungen waren ja schon einmal irgendwann da und von da aus kann man rumprobieren und bestimmte Bauteile tauschen. Inzwischen lasse ich mir für Sonderanfertigungen fertige Platinen kommen, modifiziere die Schaltung anhand der Kundenwünsche und biete sie dann in meinem Design, mit meinen Optimierungen an. Für Seriengeräte entwerfe ich die Platinen selbst. So gibt es beispielsweise den Moon Boost und das White Fuzz in größerer Auflage. Reparaturen und Modifikationen von anderen Pedals biete ich auch an. Zuletzt habe ich für einen Kunden ein Axis Fuzz aus den 70ern von Roger Mayer (Guitar-Tech von Jimi Hendrix) gewartet und optimiert.

Wie kam es zu Kollaborationen wie mit The Picturebooks, für die du nun eine eigene Serie im Portfolio hast?
Initialzündung war das letztjährige Keep it Low Festival im Feierwerk. Dort wurde mir von Matte Vandeven (My Sleeping Karma) die Möglichkeit geboten, einen kleinen Stand mit meinen Effekten zu machen, der während des Festivals auch von Bands wie Stoned Jesus oder den Picturebooks frequentiert wurde. So kam es dann auch zu der Zusammenarbeit mit meinen Partnern von Toaster Cables. Da ging es einen großen Schritt weiter und es sind erste Projekte mit Bands zustandegekommen, wie eben das aktuellste – der Pictureboost, den es derzeit limitiert auf 25 Stück bei mir zu kaufen gibt. Dabei geht es nicht darum, Geld mit dem Namen einer Gruppe zu machen, sondern um die Handmade /DIY-Herangehensweise. Das Ganze darf nicht beliebig werden, ich will keine Massenware anbieten.

Was hast du mit °red sun fx noch vor?
Ich kann mir gut vorstellen, weitere Projekte mit kleinen Bands zu starten. Für große Namen habe ich keine Kapazitäten, aber mit den Leuten von Toaster Cables arbeite ich beispielsweise an einem Bass-Loop. Aus dem könnte ebenfalls eine kleine Serie werden. Und sonst, mal gucken. Momentan hat es sich gut eingespielt mit Einzelanfertigungen und ab und an Reparaturen. Von daher bin ich gut ausgelastet, freue mich aber nach wie vor über Aufträge und interessante Zusammenarbeiten. Man wird sehen.

Immer noch auf der Suche nach dem eigenen Sound? Nico und °red sun fx  kümmern sich um eure Effekte und Set-ups: nico@redsunfx.de >> Homepage

Das Interview ist in der curt Ausgabe #81 erschienen