powersolo

Gehört: Powersolo – Bo-Peep

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Schon die ersten Takte dieses wüsten Garagerockbiests nehmen mich mit auf eine Zeitreise zurück in die süße Jugendzeit in der Provinz. Mit Vaters Auto ging es vom der einzigen Kneipe im Ort in die verruchteste Indiedisko im Landkreis. Wenn dort um ein Uhr die Schotten dicht gemacht wurden, startete die Armee der Heizöl-Ferraris gen Norden, um eine weitere Disse anzusteuern. Hier fanden die feierwütigen Partypeople bis in die frühen Morgenstunden einen Ort der musikalischen Glückseligkeit. Wer anschließend den Hals immer noch nicht voll hatte, machte sich auf, um den Morgen in einem Schnellrestaurant an der Autobahn zu begrüßen. Lost in the backwoods, do the dessert drive. Im Autoradio leierten Kassetten mit feinster Rockabilly-, Psychabilly-, Trash- und Garagenmucke. Vor allem die Kaputtness der One-Man-Band des wilden Hasil Adkins sorgte für Staunen und Begeisterung. She Said war der Soundtrack eines Sommers, in dem zum Glück nur eine Familienkutsche Totalschaden nahm. Die Insassen der Fahrgastzelle feierten derweil unversehrt die Cramps, die Trashmen, die Raymen und auch ein wenig sich selber weiter.

Warum ich das alles erzähle? Wie gesagt, Powersolo spielen allerfeinsten Trash- und Garagensound, ohne viel Rücksicht auf die ganz guten Manieren zu nehmen. „One man. One guitar. One kick drum. One microphone. Two bottles of absinthe.“ Mit diesen Worten beschreibt sich Kim ‚Kix‘ Jeppesen und sein Powersolo-Projekt selber. Ein vollständiges Gebiss und eine intakte Krankenversicherung sind dann die einzigen Dinge, die den Dänen vom Urvater des Psychobilly aus West Virginia unterscheiden. Nach mehrmaligen Durchläufen von Bo-Beep wird die Russ-Meyer-Collection aus dem Keller gekramt und Tura Satana posthum ein Oscar verliehen. Nur die Nummer mit dem Auto ist nicht zwingend zu wiederholen.


Powersolo – Bo-Peep // Crunchy Frog / Soulfood // VÖ: 13.04.2018 // > Homepage

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