4. November
Periphery @ Backstage

Obgleich Periphery, der Prog-Metalcore Fünfer aus dem US-amerikanischen Maryland, in seinem Merchstore ein Shirt feilbietet, dessen Front ein süßes Schmusekätzchen und der verballhornte Schriftzug “Purr-iphery” zieren, ist der Prog für die Band eine durchaus ernste Angelegenheit. Als neuesten Beweis dieser These legten die Mannen um das einzig verbliebene Gründungsmitglied Misha “Bulb” Mansoor (Gitarre) im Frühling diesen Jahres mit Periphery IV: Hail Stan, ihrem sechsten Studio- und gleichzeitig ersten Independent-Album, ein echtes Schwergewicht vor.

Das erkennt man mit einem Blick auf die Tracklist des Neunteilers, noch bevor der erste Ton den Standboxen entweicht. Entgegen üblicher Gepflogenheiten hauen Periphery ihren Longtrack nicht am Ende des Albums raus, sondern verpassen dem kontemporären Drei-Minuten-Konsumenten des Streaming-Zeitalters eine saftige Links-Rechts-Kombination in Form eines 17-minütigen Opener-Opus-Magnum: mal schnell reinhören ist nicht vorgesehen. Reptile ist ein Album im Album und fasst ausufernd zusammen, für was Periphery alles steht. Nach dem orchestralen Intro und den sich auf leisen Sohlen nähernden Vocals von Frontsänger Spencer Sotelo bricht alsbald eine djentige Welle über den Hörer herein und spätestens im Townsend’schen Vollstoff-Chorus kann keine Rede von katzengleichem Schnurren mehr sein. Übliche Songstrukturen lösen sich zwischen Breakdowns, Bridges, Spoken-Word-Interludes und erneuten Breakdowns auf. Periphery lassen sich auf einem übersprudelnden Fluss der Kreativität und Spiellaune von sanften Passagen hinüber tragen in gnadenloses Wildwasser. Streicher münden in Synthesizer, aggressive Shouts in monumentale Chöre, Ambient-Parts in Bastbeat-Salven. Und am Ende des Songs schwebt der Hörer schwerelos hinaus in einen samtweichen Klangraum – bevor Blood Eagle ihn wieder brutal packt, in Fetzen reißt und den “Rest” des Albums einleitet, der Reptile aber in nichts nachsteht und all das, lediglich in konzentrierter Form, aufgreift, was der Opener anklingen ließ. CHVRCH BVRNER ist ebenso ein Song in Dampfwalzenformat, während Garden in the Bones mit spärischen Gitarren, vertrackten Rhythmen und epischen Refrains glänzt oder Crush mit einem verqueren, aber gelungenen, düsteren Industrial-Synthie-Metal-Mix überrascht. Einen kleinen Pop-Ausflug, wie ihn It’s only smiles bietet, kann man daher getrost hinnehmen.

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Ein Jahr steckten Periphery in das neue Album, und diese lange Gärzeit merkt man dem Album an und es tut ihm sehr gut. Für Freunde von Dillinger Escape Plan, Monuments, The Contortionist und Konsorten hält Periphery jedenfalls alles bereit, was das Herz begehrt: live zu erleben am 4. November im Backstage Werk.

Live: Periphery > Homepage // Support: Astronoid + Plini // 4. November // Backstage Werk// Einlass: 19 Uhr, Beginn: 19:30Uhr // VVK: 22,50 Euro zzgl. Gebühren