Schrecken im und ums Panoptikum

Begibt man sich auf die Suche nach besonders schaurigen Münchner Kuriositäten, kommt man um einen Namen nicht herum: Karl Valentin, Münchner Original, Künstler von zeitweiligem Weltruhm und Meister des Grants. In den 1930er-Jahren schenkte er dem hiesigen Kulturbetrieb ein Kuriositätenkabinett, welches letztendlich nicht nur bei den Besuchern für nachhaltige Schreckensmomente sorgte.

Viel ist nicht übrig geblieben von der Wunderkammer, die Karl Valentin im Keller des Hotels Wagner eingerichtet hatte: ein paar Fotos, Zeichnungen – und die Erinnerung. Das wenig Erhaltene lässt sich heute im Valentin-Karlstadt-Musäum im Isartor besichtigen. Sabine Rinberger, die sich seit Jahren als Leiterin liebevoll um das Museum kümmert, nahm curt mit auf eine spannende Reise in die verquere Gedankenwelt des Karl Valentin, die in seinem Panoptikum für kurze Zeit Materie wurde.

Wer heute an den funktionalen Fassaden der Sonnenstraße vorbeiläuft, wird sich kaum vorstellen können, dass vor gut hundert Jahren auf Höhe der Hausnummer 23 ein prächtiges Hotel mit eigener Kabarettbühne stand. Für Karl Valentin und Liesl Karlstadt war das Kabarett „Wien-München“ eine wichtige Anlaufstadion. Die beiden führten dort im Jahr 1915 sogar als Direktoren die Geschäfte.

Im Oktober 1934 war es dann endlich so weit. Valentin eröffnete dort Valentins Panoptikum und gab dem Unsinn Raum für Tiefsinn. Aufbauen konnte der Bub aus der Au auf den übernommenen Überresten des um die Jahrhundertwende ausgebrannten Handelpanoptikums von Eduard Hammer. Dieser stellte alles, was nicht den Flammen zum Opfer gefallen war, großzügig zur Verfügung. Inklusive einer großen Warnung: So eine Unternehmung in München auf die Beine zu stellen, werde kein leichtes Unterfangen sein! Und damit sollte der Mann Recht behalten. „Das ist ein Gewerbe mit laufenden Kosten und unkalkulierbaren Risiken. Es gab schon Gründe, warum der Hammer sein Panoptikum nicht widereröffnet hatte“, gibt Frau Rinberger zu bedenken. Selbst mit ihrer langjährigen Erfahrung als private Leiterin des Musäums kann sie kaum einschätzen, welche Kosten allein für den laufenden Unterhalt des Panoptikums zu stemmen waren.

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Valentin wäre aber nicht Valentin, hätte er sich von irgendeinem guten Ratschlag beeindrucken lassen. Er machte sich an die Arbeit und erschuf ein Wachsfiguren-, Kuriositäten- und Gruselkabinett mit angeschlossenem Barbetrieb, dem Höllen-Café

Für die Besucher gab es einiges zu bestaunen. Um in das Panoptikum zu gelangen, mussten sie zunächst über „Wasserleichen“ steigen: eine Art Hängebrücke, die so konstruiert war, dass man beim Gehen den Eindruck hatte, man versinke im Morast. Nach dieser Mutprobe warteten im Keller ein Femegericht, ein Hungerturm und die publikums-
wirksame Fallschwertmaschine. Dramatisch das Schicksal des schlafenden Tiefseetauchers, der in voller Montur ins Bett gehen musste, da der Schlüssel zu seiner Ausrüstung abgebrochen war. Poetisch wiederum die Stahlkassette mit den getrockneten Sonnenstrahlen, die wegen Lichtempfindlichkeit leider nicht gezeigt werden konnten. Dafür zeigte sich der Meister selbst: Valentin machte es sich zum Spaß, sich unter die Wachsfiguren zu mischen, um die Leute zu erschrecken.

Ungeachtet der abwechslungsreichen Ausstellungsstücke hing über dem Panoptikum von Beginn an ein Damoklesschwert: Bereits zur Eröffnung am 1. Oktober 1934 war Valentins Konzession fast abgelaufen, was nach wenigen Wochen prompt zur ersten Schließung führte. Erst Anfang Mai 1935 konnte das Kellerverlies den Gästen wieder zugänglich gemacht werden. Der Run aber blieb aus, die Besuchszahlen bescheiden, das finanzielle Debakel groß. Valentin machte es den wenigen Interessierten durch sehr spezielle Öffnungszeiten von 19 bis 24 Uhr auch nicht gerade einfach. Dabei waren die Zeitungen voll des Lobes: München sei nun seiner Provinzialität entstiegen und habe
endlich auch sein Panoptikum. Was ein wenig die Tatsache verkannte, dass die Idee eines Panoptikums in den 30er-Jahren aus der Zeit gefallen war. Der Höhepunkt dieser Kunstform um die Jahrhundertwende war längst vorüber. Jetzt wurde das Kino populär und die Wochenschauen zeigten die Welt.

Karl Valentins Partnerin Liesl Karlstadt – Beruf: Nervenärztin, Nebenbeschäftigung: Komikerin – mochte das Panoptikum überhaupt nicht und fürchtete sich dort. Wider besseres Wissen steckte sie dennoch sehr viel ihres Vermögens in das Projekt. Geld, das ihr am Ende unwiderruflich verloren ging. Zwar hatte sie eine stattliche Anzahl an Schuldscheinen gesammelt und ihr wurden hohe Gewinnanteile versprochen. Aber wo es keine Gewinne gibt, da kommt man mit den blühendsten Versprechungen nicht weiter.

Und noch eine weitere Herausforderung an die Leidensfähigkeit seiner Geschäftspartnerin hielt Karl Valentin bereit. Liesl Karlstadt war über viele Jahre seine Geliebte. Dabei war Valentin verheiratet und hatte Familie, zog aber eine klare Trennlinie. Seine Frau blieb stets zu Hause und kam so gut wie nie mit ins Theater. Sie war für das Haus und den Grant vom Valentin zuständig. Liesl Karlstadt hingegen war seine Muse und Partnerin auf der Bühne.

Doch dieses bislang funktionierende Konstrukt schien in Gefahr, denn im Panoptikum war die ganze Familie Valentin mit involviert. Die Tochter saß an der Kasse, die Gattin ebenso. Als Sekretärin arbeitete eine nicht näher erwähnte Frau, mit der Valentin in der Vergangenheit ebenfalls ein Verhältnis pflegte und von der Liesl Karlstadt auch
wusste. Ihre Rolle im Valentin-Kosmos wurde somit auf eine harte Probe gestellt.

In diesem hochexplosiven Gemisch aus viel Arbeit, hohen Verlusten, leeren Versprechungen und emotionalen Versteckspielen musste die Firma Valentin-Karlstadt nun funktionieren. Funktionierte aber nicht: Liesl Karlstadt erlitt eine schwere Nervenkrise und stürzte sich im April 1935 in die Isar, um sich das Leben zu nehmen. Der Beginn einer langen Leidenszeit.

Was hatte Liesl Karlstadt dazu bewogen, trotzdem in dieses Spiel mit dem Feuer zu investieren? Die Loyalität zu Karl Valentin! Über 20 Jahre hatte sie bereits mit Valentin zusammengearbeitet. Sie wusste also, auf was sie sich einließ. Aus dem verqueren Hirn ihres Partners war immerhin auch sehr viel Erfolgreiches entstanden. Und, das ihre
große Stärke, Liesl Karlstadt konnte sich gut auf diesen schwierigen Menschen einstellen – privat wie auch auf der Bühne. Den Preis dafür bezahlte sie mit ihrer Gesundheit.

„Liesl Karlstadts schwere Jahre“ – ein neues Buch von Sabine Rinberger und Andreas Koll, dem Archivar des Valentin-Karlstadt-Musäums, beschäftigt sich erstmalig intensiv mit der Krisenzeit der Kabarettistin. Das Buch erscheint Ende September im Kunstmann Verlag.

Ohne die Liesl an seiner Seite hat es der Valentin nur noch ein gutes halbes Jahr mit seinem Panoptikum ausgehalten, bevor die kurze Episode mit großer Wirkung zu Ende ging und sich das letzte große multimediale Projekt des Künstlers in Wohlgefallen auflöste. Und dennoch: So ganz aufgeben wollte der Valentin das Schwimmen gegen den Strom aber immer noch nicht. 1937 zog er mit seinem Grusel- und Lachkeller in den Färbergraben 33. Dort brachte er mit neuer Partnerin den Ritter Unkenstein auf die Bühne. Das aber ist eine andere Geschichte, die man sich am besten direkt im Valentin-Karlstadt-Musäums erzählen lässt.

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Dieser Artikel ist in der curt-Ausgabe #92 erschienen. Fotos: Archiv Valentin-Karlstadt-Musäum