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Gehört: Lemuria – Recreational Hate

Fantasy- und Science-Fiction-Literatur Lesern könnte der Namen Lemuria vielleicht etwas geläufiger sein als dem allgemeinen Indie-Pop Hörer. Taucht Lemuria als der „versunkene Kontinent“ verschiedentlich als Schauplatz der Handlung bei diversen Autoren wie Robert E. Howard, H. P. Lovecraft oder Karl Hans Strobl auf. –Hier haben wir es mit dem 2004 in Buffalo, New York gegründetem Trio namens Lemuria zu tun. Alex Kerns (Vocals & Drums), Sheena Ozzella (Vocals & Guitar) und Max Gregor (Bass) können einschließlich Recreational Hate auf 4 Alben, dutzende von 7‘‘ Veröffentlichungen und eine Unmenge an Konzerten zurückblicken und sind trotzdem hierzulande ein noch wenig beschriebenes Blatt.

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Gehört: Capitano – Hi!

Leute, vergesst Sido, vergesst Cro, vergesst das Phantom der Oper und vergesst Crimson Glory. John Who!? ist der neue heißt Scheiß und euer Sänger mit der Maske. Als Kopf der taufrischen Band Capitano sagt er mit seinen Mitstreitern Hi!. So heißt das erste Album, welches eine bunte Straßenkötermischung aus Pop, Indie, Rock, Weltmusik und Landfrauen-Dorfgemeinschaftshausblues bietet. Die Mischung ist bunt, die Mischung ist wild und fast nicht greifbar, geschweige denn beschreibbar. In jedem einzelnen Song hat der Gitarrist und Komponist Fuzz Santander so viel verschiedene Moves und Wendungen eingebaut wie Ali Mitgutsch Geschichten in ein Wimmelbuch. Superhyperdyperbolic könnte der Schlachtruf

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Gehört: The New Spring – Wholly Wholly

„Frühling lässt sein blaues Band / Wieder flattern durch die Lüfte / Süße, wohlbekannte Düfte / Streifen ahnungsvoll das Land“. Eduard Mörike hatte ganz sicher andere Assoziationen im Kopf als er 1829 seine kleine Ode an den Frühling verfasste. Beim Hören dieser 10 kleinen FolkPopPerlen lässt sich das Schmuddelwetter des Februars herrlich wegträumen und vor dem geistigen Auge sprießen die Krokusse und die Sonnenstrahlen kitzeln die Nase. Hinter The New Spring verbirgt sich der dänische Singer/Songwriter Bastian Kallesøe der im Jahr 2011 angefangen hat, Platten aufzunehmen. Bei uns noch weitgehend unbekannt, nimmt Kallesøe mit seinem vierten Album Anlauf und setzt

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Gehört: Nathan Gray – Feral Hymns

Nathan Gray bringt im Januar eine Soloscheibe heraus. Momentmal, da war doch erst kürzlich was? Ist das jetzt ein Fall von the same procedure as last year? Jein. Das im letzten Jahr erschienene Album Until The Darkness Takes Us läuft unter dem Banner Nathan Gray Collective und sieht sich als partnerschaftliches Projekt von Gray und dem Musiker Daniel E. Smith. Zweitausendundachtzehn nun also das echte Soloalbum. Für den Boysetfire und The Casting Out Sänger bedeutet das, dass die Besetzung auf ein Minimum und die klassischen Akustikinstrumente reduziert wird. Gitarre, Cello, Klavier und die unverwechselbare Stimme des charismatischen Sängers. Mehr braucht

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Gehört: Poliça And S T A R G A Z E – Music For The Long Emergency

Seit dem Jahr 2016 bestehen die zarten Bande zwischen der immer populärer werdenden US-Band Poliça und den klassisch ausgebildeten Musikerinnen und Musikern aus ganz Europa, die sich unter dem Namen s t a r g a z e zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben, welches den Mittelpunkt in Berlin hat. Nach gemeinsamen Konzerten sowie einer Interpretation eines Werks des amerikanischen Minimal-Pioniers Steve Reich steht mit Music For The Long Emergency nun die erste gemeinsame Studioarbeit zur Begutachtung an. Stehen Poliça für einen Sound aus Elektro, Dub, R’n’B und Goth-Pop, der gepaart mit den durch diverse Effektgeräte gejagten Stimmfetzen von Sängerin Channy

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Gehört: Black Rebel Motorcycle Club – Wrong Creatures

Nach einer nahezu ausverkauften Europa-Tour und drei fulminanten Deutschland-Konzerten lassen Black Rebel Motorcycle Club mit “Wrong Creatures” zwölf langersehnte und auf Platte gebannte Dämonen von der Kette. Konnte man sich von gut einem Drittel des Albums schon live überzeugen, kommen nun auch all diejenigen in den Genuss, die den Ride-Out des Clubs im Herbst verpasst haben. Knappe fünf Jahre nach ihrem Schwergewicht „Specter At The Feast“ steigen Black Rebel Motorcycle Club wieder aus der Asche hervor. Kaum eine Band, so hört man, stand in ihrer Laufbahn so oft vor dem Aus und fing tiefe Schläge mit der Magengrube auf. Der

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Gehört: Rolo Tomassi – Time Will Die And Love Will Bury It

Zugegeben, mit dem Schaffen dieser im Jahr 2005 gegründeten Band bin ich wenig bis gar nicht vertraut. Obwohl es die Engländer mit Time Will Die And Love Will Bury It auf mittlerweile fünf Studioalben und unzählige Live-Shows bringen. Im Heimatland ist das Quintett um die Geschwister Spence schon eine echte Nummer. So zierte die Sängerin Eva das Cover einer Sonderausgabe vom Kerrang! Magazin und mit ihren Jungs war sie Gast bei Tourneen von Biffy Clyro und Enter Shikari. Was mich nach dem intensiven Hören dieser Scheibe ein klein wenig wundert. Denn der Sound, den Rolo Tomassi fabrizieren, ist bestimmt nichts

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Gehört: Have You Ever Seen the Jane Fonda VHS? – Jazzbelle 1984 / 1988

Have You Ever Seen the Jane Fonda Aerobic VHS? Das jetzt nicht. Aber in der Flohmarktkiste steht die Doppel-LP Fitness Dancing, Aerobic mit Sydne Rome. Ich bin also bestens vorbereitet für den schweißtreibenden Wohnzimmersport. Enorm in Form präsentiert sich auch das trashige Punk-Pop-Trio auf dem neuen Album Jazzbelle 1984 / 1988. Die drei Finninnen und Finnen bekennen sich voll und umfänglich zu Dynamik, Rhythmik und Instrumentierung der großen Aerobic-Welle in den 80ern. Egal ob Low- oder High-Impact, der Fuß muss immer voll abrollen und die Hüfte schön schwingen. Dabei darf der Sound gerne ein wenig synthetisch erzeugt werden. Casio first

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Gehört: Martyn Heyne – Electric Intervals

Martyn Heyne liebt Töne und was sich daraus an Klang erzeugen lässt. Den Töne und Klängen einen passenden Resonanzraum zu schaffen ist seine Leidenschaft als Musiker, Produzent, Tontechniker und Instrumentensammler. Mit seinem eigenen „Lichte Studio“ hat sich Heyne einen passenden Raum dazu in Neukölln geschaffen. Bands wie Efterklang und The National haben hier aufgenommen und schätzen die analoge Atmosphäre die besonders für unverstärkte Instrumente geeignet ist. Auf seinem ersten vollständigen Solo- und Instrumentalalbum Electric Intervals lässt der klassisch ausgebildete Gitarrist seinen Klangvisionen freien Lauf. Es lässt den Songs ausreichend Zeit sich zu entwickeln, lädt den Zuhörer ein, sich auf jede

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Gehört: Peter Broderick – All Together Again

Mit diesem Album gelingt es dem Komponist, Studio- und Sessionmusiker Peter Broderick gleichzeitig zwei Wege zu beschreiten. Einerseits kehrt er, was den handwerklichen Teil betrifft, zu seinen Anfangstagen zurück, andererseits beschäftigt er sich im kompositorischen Prozess hauptsächlich mit den kreativen Outputs anderer Leute. Auf All Together Again fasst der Multiinstrumentalist aus Portland / Oregon 9 Auftragsarbeiten zusammen, die er in den letzten 10 Jahren für andere Leute verfasst hat. Dabei handelt es sich um Musik für Filme, Tanz- und Theaterprojekte, Modenschauen oder auch ganze persönliche Songs, die für eine Hochzeit oder für andere, spezielle Momente geschrieben wurden. Das Album ist

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Gehört: Fjørt – Couleur

Im Analogenzeitalter, was übrigens gar nicht so lang zurück liegt, gab es so etwas wie die das Gesetz der dritten Platte. Diese Faustregel besagte, dass sich mit der dritten Veröffentlichung entscheidet, wo der Weg der Band hingeht. Rufen wir uns das in Erinnerung, dann haben Fjørt aus Aachen noch richtig viel vor. Couleur ist dieses ominöse dritte Album, welches das Trio knapp zwei Jahre nach dem vielbeachteten Werk Kontakt nun vorlegt. Um es vorwegzunehmen. Mit Couleur gelingt der Band der nächste große Schritt in Richtung Eigenständigkeit, Unverwechselbarkeit und sie setzen ein dickes Ausrufezeichen in Sachen deutschsprachigen Hardcores! Die 11 neuen

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Gehört: Monkey Fist – Infinite Monkey

In Bremen, in Bremen, da wo die Weser einen großen Bogen macht, da lässt es sich bekanntlich gut leben. Und scheinbar lässt es sich im hohen Norden auch wunderbar Musik machen. Monkey Fist heißt das Quartett, das hier in Eigenregie ein beachtenswertes Debüt Album auf die Reise schickt. Torben Janz am Schlagzeug, Jan Schmidt am Gesang, Jann van Damme und Willem-Paul de Gast an den Gitarren und zweiten Gesang, sowie Mathias Krause am Bass geben dem Affen hier mal so richtig Zucker. Sorry, aber bei Songtiteln wie Monkey Fuckfest darf ein Affenkalauer sein. [display_video youtube=gsBJoBRRqsM] Was dem Kalifornier seine Mojave-Wüste,

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Gehört: Fotocrime – Always Night

Fotocrime ist die neue Band des Ex-Coiseum Frontmanns Ryan Patttaerson. Gemeinsam mit Nick Thieneman und Shelly Anderson taucht das Trio tief in die Gothic, Dark Wave und EBM Sounds der 80er Jahre ein. Ein fester Platz im Team Andrew Eldritch ist den Dreien mit dieser EP ziemlich sicher. Ihr Doktor Avalanche trägt den Namen Mother und hier und da gibt es den ein oder anderen heftigeren Ausbruch, der an frühere Punkrocktage erinnert. Ansonsten wabern die sechs Songs auf Always Night schön düster und mystisch-distanziert durch die Boxen. Das Coverartwork ist genretypisch in blau und schwarz getunkt. Sound und Auftreten erinnern

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Gehört: Anti-Flag – American Fall

Du kannst jeden Tag ‘Berlin Tag und Nacht’ schauen – oder American Fall hören. Du kannst das neue iPhone zu Null Prozent finanzieren – oder American Fall hören. Du kannst deine Ernährung komplett über Lieferando abwickeln – oder American Fall hören. Du kannst alles bei Amazon bestellen – oder American Fall hören. Du kannst Twitter für die größte Revolution seit Gutenberg halten – oder American Fall hören. Du kannst deine Tinder-Attraktivität durch ein schickes Analbleaching erhöhen – oder American Fall hören. Du kannst diesen ganzen Scheiß aber auch einfach weg lassen und nur American Fall hören. Hör American Fall, diese

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Gehört: Slaughter Beach, Dog – Birdie

Da sage noch mal einer, dass so eine kleine Dysfunktion nur lästig oder gar nutzlos wäre. Jake Ewald, einer der beiden Sänger und Songschreiber der Poppunk Band Modern Baseball aus Philadelphia, wollte irgendwann einfach nichts mehr einfallen. Aus und Ende, Schreibblockade. Kein Indie-Geschrammel, nix mehr los am Punkrock-Riff und auch in Sachen Emo-Melo kommt nichts mehr. How Do I Tell A Girl I Want To Kiss Her? Gute Frage, nächste Frage. Und hier zeigt sich der amerikanische Pragmatismus. Einfach aus der Not eine Tugend machen. Die Stammband auf Eis legen und sich mit einem Nebenprojekt vom Ballast befreien. Versucht man

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Gehört: Dog In The Snow – Consume me

Dog In The Snow generiert bei der Recherche im Internet zunächst einmal viele süße Tierbilder und Videos. Dass dies aber nicht des Pudels Kern sein kann wird nach dem Genuss der 10 Songs auf Consume Me mehr als deutlich. Dog In The Snow ist der Spitzname der britischen Musikerin Helen Ganya Brown, die im letzten Jahr zur Touring Band der Brightoner Dreampopper Fear Of Men gehört hat. Das auf dieser Tournee Erlebte, besonders die apathischen Momente der Leere während der unzähligen Stunden auf der Straße, beim Warten im Hotel oder im Club bilden das Gerüste für die Musik und die

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Gehört: Högni – Two Trains

Island ist mit seinen gut 340.000 Einwohnern das am dünnsten besiedelte Land Europas. Gleichzeitig gibt es in dem kleinen Land eine kulturelle Vielfalt und hohe Dichte an Musikern und Bands die mit kaum einem anderen Land auf dem Kontinent zu vergleichen ist. Högni Egilsson ist einer von ihnen. Mit seinen blonden Haaren, dem dichten Bart und einem durchdringenden Blick würde der Hüne jeder nordischen Viking-Metal Band perfekt ins Lineup passen. Aber weit gefehlt. Högnis Herz ist bestimmt nicht aus Stahl. Dafür sind die beiden Protogonisten die Högni zu dieser Platte inspiriert haben true brothers of steel. Minør und Pionér waren