M.U.F.T. –
Im Gespräch: Konzertveranstalter Stefan Lampertius

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If The Kids Are United – M.U.F.T. und in München is’ was los!

Kaum ein Titel ist so fest mit der DNA des Punks verbunden, wie dieser Hit von Sham 69, der im Juli 1978 den Soundtrack zum Höhepunkt der Streetpunk-Bewegung in Großbritannien bildete. Und noch immer hallt der hier beschworene Spirit durch die Szene. Münchens Camden Town mag vielleicht nicht so leicht zu finden sein aber auch in unserer Stadt gibt es hier und da Nischen in Sachen Punk. Im vergangenen Jahr wurde von Berg am Laim – aus munichs most punkrockin district – ein Verein gegründet, der es sich zum Ziel gesetzte hat, alle die in Sachen Punkrock unterwegs sind auf und vor der Bühne zusammenzubringen. Seitdem bereichert die M.U.F.T. mit Konzertveranstaltungen die Subkultur der Stadt.

Stefan Lampertius, einer der Gründerväter, Musikverrückter und emsiger Konzertveranstalter, erläutert für curt die Idee hinter der „Münchner Union zur Förderung von Talenten“.

Stefan, welchen Stellenwert nimmt die Musik in deinem Leben ein?
Seit ich denken kann ist Musik meine „Droge“. Mit Glam-Rock fing alles an. Bands wie T. Rex, Sweet, Slade, Mud haben mich in jungen Jahren geprägt. Daraus entwickelte sich eine Liebe zum Metal. Judas Priest waren ewig meine „Metal Gods“. Auch Alternative-Bands gehören zu meinen Favoriten, allen voran New Model Army, Killing Joke, The Jesus and Mary Chain oder Grant Lee Buffalo. Doch meine ganz große Liebe ist seit Anbeginn der Punkrock und hier vor allem die UK 77-Szene.

Seit 1976 besuche ich Konzerte, habe schon immer Livemusik der Beschallung aus der Konserve vorgezogen. Und ich bin dankbar Bands wie AC/DC – mehrfach mit Bon Scott – The Clash, The Knack oder The Damned in ihrer Blüte live gesehen zu haben. Ansonsten war ich jahrelang Betreiber einer Videothek und zuletzt auch eines Plattenladens im Glockenbachviertel, den ich leider letztes Jahr aufgeben musste.

Seit wann bist du als Konzertveranstalter in München unterwegs?
2013 bin ich wegen eines Konzertes der Barb Wire Dolls mehr zufällig in die Veranstalterschiene gerutscht. Niemand wollte dieser Band, die ich so gerne live erleben wollte, eine Bühne bieten und dann habe ich das eben selber in die Hand genommen. Mit der Glockenbachwerksatt, der ich bis heute dafür sehr dankbar bin, fand sich ein Partner für das Konzert, welches binnen 20 Minuten ausverkauft war. Von da an hatte ich Blut geleckt.

Du hast vor gut einem Jahre einen Verein gegründet. Kannst du bitte die Idee hinter M.U.F.T. ein wenig beleuchten?
Nach der Schließung meines Ladens konnte ich mich weder finanziell noch gesundheitlich alleine um die Veranstaltungen kümmern, wollte das zarte Pflänzchen aber nicht gleich wieder verwelken lassen. So habe ich einige Freunde und Fans zusammengetrommelt und mit ihnen den Verein gegründet. Wir sind der Meinung, dass die Subkulturszene in München sonst immer mehr verkümmert wäre, zumal sich einige alteingesessene Veranstalter zurückgezogen haben.

Junge Bands brauchen eine Plattform, evtl. auch Hilfe, sich in der Szene zu etablieren. Auswärtige und ausländische Bands, die nicht das Zenith oder die Olympiahalle füllen, sollen auch die Chance haben, ihre Musik in München zu präsentieren. Das war die letzten Jahre immer schwieriger geworden und gerade aus England erfahre ich sehr viel Wertschätzung und Dankbarkeit für die Möglichkeiten, die der Verein ihnen hier bietet.

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Du stellst die Billings für die Konzerte immer individuell zusammen. Worauf achtest du dabei?
Da wir nur begrenzt Zugriff auf freie Venues haben, ist es praktikabel mehrere ausländische Bands in ein Line-Up zusammenzuführen. Als Alternative bliebe oft nur die Absage an eine oder mehrere Bands. Aber das wäre einfach zu schade. Dafür müssen die Preise hin und wieder ein paar Euro über dem Münchner Punkpreisniveau liegen. Wenn man diese tollen Bands in München erleben möchte, kostet es halt ein klein wenig mehr. Viele haben das schon akzeptiert, andere leider noch nicht. Von daher sind wir immer froh, wenn ein Abend plus minus null ausgeht.

Wie kommst du an die neuen, unbekannten Musikprojekte die ihr mit eurem Verein unterstützen wollt? Suchst du aktiv oder kommen die Bands auf dich zu, bewerben sich bei dir?
Das wechselt sich ab. Natürlich legen wir Wert darauf Bands, die uns gefallen, nach München zu holen. Aber mittlerweile haben wir uns so einen guten Namen gemacht, dass sowohl Booker als auch Bands in Scharen auf uns zukommen, um hier auftreten zu können.

Was sind Kriterien, die eine Band erfüllen sollte, damit M.U.F.T. ihnen eine Plattform bietet?
Sie muss uns zusagen und gefallen – musikalisch wie menschlich. Punkt.

Ihr bringt junge Musiker und Künstler mit zum Teil jahrzehntelanger Erfahrung zusammen. Was können diese beiden voneinander lernen?
Das ist u.a. der Sinn und Zweck des Vereins. Wir bringen etablierte Musiker mit jungen, aufstrebenden Künstlern zusammen, damit gerade die Nachrücker von den „alten Hasen“ ein wenig lernen aber auch Kontakte knüpfen können, die ihnen wieder Chancen für künftige Auftritte, auch im Ausland, ermöglichen, die sie vermutlich sonst nicht hätten.

Was kannst du dem Nachwuchs mit auf den Weg geben? Was geht gut und was sollte man am besten von Anfang an vermeiden?
Die Bands sollten, so sehr es auch reizt, nicht zu oft in ihrer Heimatstadt auftreten, sonst spielen sie sich hier schnell tot. Nehmt aber im Gegenzug alle Möglichkeiten wahr in anderen Städten oder Supportslots bei bekannteren Bands zu spielen, um Euch auch mal einem anderen Publikum außerhalb eurer Fanbase zu präsentieren.

Was muss eine gute Location für deine Veranstaltungen bieten?
Ach, man muss sich dort einfach wohlfühlen können. Ich liebe die Glockenbachwerkstatt, das Rumours, das Import Export, genauso das Kafe Kult. Mir ist das „mittendrin statt nur dabei“ wichtig. Was gibt es Schöneres als direkt vor der Bühne zu stehen, vor oder nach der Show mit der Band zu ratschen oder was trinken zu können. Musiker, die sich um ihre Fans kümmern, um jeden einzelnen kämpfen, sich bemühen und nicht nur T-Shirts für 40 Euro am Merchstand anbieten.

Hast du Lieblingsbands oder besonders geschätzte Künstler?
New Model Army, The Skids, Killing Joke, Judas Priest, Kyuss, Grant Lee Buffalo, Stiff Little Fingers, Buzzcocks, The Professionals, Sex Pistols, The Clash. Weniger bekannt aber nicht weniger gut: Wonk Unit, Cyanide Pills, Maid of Ace, Hands off Gretel, Kiss my Acid, Burning Lady oder die Guitar Gangsters.

Was waren bislang die Highlights, gab es auch schon Antörnendes?
Highlights gab es schon wirklich viele. Hier kann ich nur an das Publikum appellieren, kommt und schaut Euch auch mal die vermeintlich kleineren Bands an, die sind live zumeist ein solch tolles Erlebnis. Einige großartige Acts habe ich oben bereits unter meinen Lieblingsbands genannt.

Was macht die Szene, wo ist München heute (noch?) Punkrock?
Schwieriges Thema. Leider ist Münchens Szene naturgemäß kleiner als die in Berlin oder Hamburg. Die Katz und der Frank, die jahrelang die Münchner Szene am Leben hielten, haben sich etwas zurückgezogen. Das Kafé Marat ist halt noch eine Anlaufstelle für die eher jungen Punks heute. Wo wir veranstalten hat Punk auf jeden Fall immer ein Zuhause.

Support your local underground – du kannst Punk aus München loben und feiern!
Auch hier muss ich noch mal Katz und Frank erwähnen, die mit ihrer Veranstaltungsreihe „In München nix los“ vielen jungen Bands eine Plattform geboten haben. Und es gibt gute Combos in unserer Stadt! Ich möchte jetzt nur keine besonders hervorheben, sonst ziehe ich mir noch den Zorn einer nicht genannten Band zu ;-).

Du veranstaltest ein kleines Festival und kannst eine Band extra für diesen Abend als Headliner casten. Wer wird mit dabei sein (Gesundheitszustand egal, Leichen willkommen) und warum gerade er/sie? Wo findet das Ganze statt?
The Skids – ohne Wenn und Aber! Wo ist mir egal, der Abend würde mit Sicherheit einer für die Ewigkeit werden. Ich habe 40 Jahre darauf gewartet, diese Band einmal live zu erleben und konnte im August auf dem Rebellion Festival in Blackpool die Lücke endlich schließen. Es war überwältigend!

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M.U.F.T. Konzerttermine:

31. Oktober: The Silver Shine + Eat Lipstick + Loose + Sexbot @Glocke
11. November: PUNK LUREX + BOUNCIN BC @Rumours
17. November: Forgotten Rats (Munich Allstars) + Nitro Injekzia + Angrier Than You @Glocke
24. November: Manitoba NYC (former known as The Dictators NYC) + Hung like Hanratty + Politicians @Rumours
08. Dezember: The Revolvers + Dollars For Deadbeats + Casino Blackout @Rumours
16. Dezember: SHAM 69 (UK) + Healthy Junkies (UK) + The Sensitives (SWE) + Psychords (ITA) @Rumours
28. Dezember: PROTEX + GRAPE + OF MOUNTAINS AND SEAS @Rumours


Titelfoto: Charlie Harper (UK Subs) & Stefan Lampertius (Pic by S. Lampertius)