06. April
Mother’s Cake @ Strom

Bei all den zahlreichen Bands aus unserem alpinen Nachbarland im Süden, die es in den letzten Jahren zu grenzüberschreitender Popularität gebracht haben – stellvertretend genannt Bilderbuch, Wanda, Turbobier – gibt es eine Truppe österreichischer Herkunft, die hierzulande irgendwie immer noch ein wenig unter dem Radar fliegt. Das Warum ist für den Kenner jedoch kaum nachzuvollziehen, steht doch das Tiroler Trio Mother’s Cake Vorgenannten weder in Sachen Spaßfaktor, kreativer Energie und schon gar nicht musikalischer Brillanz nach. In Österreich sieht das etwas anders aus und auch auf internationalem Parkett haben Yves Krismer (Gesang, Gitarre), Benedikt Trenkwalder (Bass) und Jan Haußels (Drums) in der Vergangenheit ihre Duftmarke hinterlassen. Große Namen waren sich nicht zu fein, Mother’s Cake als Support Act mit auf Tour zu nehmen, u. a. die Hall-of-Famer The Stooges und Iggy Pop. Und auch Bands wie Wolfmother, Alice In Chains, Limp Bizkit oder die Deftones sind bzw. waren so angetan von dem einzigartigen Eintopf von Einflüssen aus Funk, Psychedelic , Groove, Progressive, Stoner und allen möglichen anderen Nuancen, den Mother’s Cake auftischen, dass sie das Trio als Einheizer engagierten.

Diese musikalische Melange mit nur einem Begriff zu beschreiben, fällt schwer, daher ist es ein netter Zug der Band, dies nun mit ihrem Studioalbum #4 selbst zu tun. Cyberfunk! lautet der opulente „Neuling“ aus 2020, dessen Livepräsentation sich dank der globalen Ereignisse der vergangenen anderthalb Jahre nur bereits mehrfach verschoben hatte und nun fürs Münchener Publikum auf den 06. April im Strom datiert ist.

Wichtig: Cyberfunk! mit Ausrufezeichen, denn das wird hier mit Nachdruck gesetzt. Spätestens beim dritten Track I’m your president gelangt man zu dem Schluss, dass diese Bezeichnung den Nagel eindeutig auf den Kopf trifft. Während man schon zu diesem frühen Zeitpunkt etwas außer Atem ob des Vorwärtsdrangs eines Songs wie Toxic Brother, der auch Death From Above zur Ehre gereichen würde, oder dem Stoner-Appeal von Crystals in the Sky ist, slappt der Bass knackig vor sich hin und Mother’s Cake legen bereits ordentlich Geschwinigkeit vor. Zur außergewöhnlichen Wandelbarkeit dieser Band zählt aber ebenso, dass die durchaus auch vorhandenen ruhigeren Momente zwar den Puls abzusenken wissen, aber dabei keineswegs als Lückenfüller daherkommen. Love your smell ist astreines Vintage-Psychedelic-Material, Cybernova überrascht mit spacigen Klangnebeln in der Tradition von Pink Floyd und Hit on Your Girl entpuppt sich doch tatsächlich als extrem tanzbarer, funky Sechsminüter. Bei den Riffs des druckvollen The Beetle kommen derweil dem alten Rage Against The Machine Haudegen unter uns die Tränen der Rührung.

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Was neben der unglaublichen Vielseitigkeit – es ist wirklich für jeden was dabei – und der handwerklichen Klasse des Trios an Cyberfunk! hervorzugeben ist, ist das Live-Recording einiger Songs für das Album. Das stellt sich als sehr begrüßenswert heraus, vermag dieses Vorgehen doch einen guten Teil der rohen Energie und Bühnenpräsenz von Mother’s Cake auf ein Studioalbum zu transferieren. Fürs hautnahe Live-Feeling kann man nur dazu raten, sich im Strom einzufinden.


Mother’s Cake > Homepage // verlegt vom 22.10.20 + 22.03.21 + 23.11.21) // Tickets behalten ihre Gültigkeit. // STROM // Einlass: 20 Uhr, Beginn: 21 Uhr