Madder Mortem curt München

Gehört: Madder Mortem – Marrow

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Darf ich ehrlich sein? Marrow wird das siebte Album der im Jahr 1993 gegründeten Band aus Norwegen sein und ich hab bislang weder den Namen wahrgenommen, geschweige denn eine Vorstellung davon, wie die vier Jungs und eine Dame das Genre Progressive Metal für sich interpretieren. Also, los geht’s. Dem stimmungsvollen Akustik-Intro Untethered folgt mit Liberator ein typischer Progmetal-Song aus der Dream-Theater- oder Threshold-Schule. Sehen Sie, nichts wirklich Überraschendes, oder?

Was dann aber ab Song 3 passiert, lässt mich ungläubig vor meiner Anlage zurück. Warum lerne ich Madder Mortem erst jetzt kennen, verdammt?! Was anfangs nach einem gemütlichen Spaziergang in der öden Innenwelt des letztlich im ewig Gleichen Verharrenden so called Progressiv Metal anmutete, wird auf einen Schlag zu einem wilden Ausflug in die erregende Außenwelt der Pop- und Rockmusik der letzten Jahrzehnte.

Die Skandinavier ballern dir zuckersüße Harmonien um die Ohren, schmeißen mit fetten Riffs um sich, wie Thor ehedem seinen Hammer schwang, und scheren sich einen feuchten Kehricht um die Konventionen eines T-Shirt bügelnden Heavy Metal Holgis. Das hier ist definitiv mehr Voivod als Nightwish. Sängerin und Bandgründerin Agnete M. Kirkevaag hat von Annie Lennox über Nick Cave bis hin zu Phil Anselmo die komplette Bandbreite gesanglicher Ausdrucksmöglichkeiten im Repertoire und wird dabei von einer Truppe unterstützt, für die ein Wechsel zwischen Gothic, Alternative, Western und Thrash innerhalb weniger Sekunden das Normalste von der Welt zu sein scheint. Hier hat niemand Angst vor dem ganz großen Moment, denn der hat nur kurzen Bestand, bevor die Abrissbirne Platz für den nächsten großen Moment schafft.

Geiles Teil und zwei Daumen. Ein wenig erinnern mich Madder Mortem an ihre Landsleute von Seigmen. Eine Band, die letztlich auch zu gut war, um sich bei den Masse durchzusetzen. Eingefangen bzw. abgerundet wird dieses Kleinod übrigens vom Song Tethered, der das Thema aus dem Intro aufgreift und auf geschickte Art und Weise den Kreis schließt. Was für eine geile Scheibe!


Madder Mortem – Marrow // Dark Essence Records / Soulfood // VÖ: 21.09.2018 > Homepage

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