Im Kino: Vorhang auf für Cyrano

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Talent hat der junge Pariser Bühnenautor Edmond Rostand (Thomas Solivérès) sicherlich. Zumindest hofft er das. Erfolg jedoch, den hat er bislang nicht, was er auch schreibt, keiner interessiert sich dafür. Wenn er denn überhaupt schreibt. Momentan ist selbst das eher die Ausnahme, es läuft einfach nicht bei ihm. Da erhält er die einmalige Chance, mit dem großen Komödianten Constant Coquelin (Olivier Gourmet) zusammenzuarbeiten und so endlich mal etwas Geld in die notorisch leere Kasse des Schreibers zu bringen. Die Sache hat nur einen kleinen Haken. In drei Wochen soll bereits Premiere sein. Und Edmond hat noch keinen Schimmer, worum es in seinem Stück denn gehen soll.

Die Geschichte um den unansehnlichen Cyrano, der mithilfe seiner Rhetorik anderen zur Liebe verhilft, ist einer der großen Klassiker. Aber wie entstand sie eigentlich? Eine Antwort darauf liefert nun Alexis Michalik. Genauer tat er das schon vor einigen Jahren mit seinem Stück „Edmond“, das die Grundlage für Michaliks Filmdebüt liefert. Die doppelten Bühnenwurzeln – die von Edmonds Werk wie auch Michaliks eigenem – sind dabei deutlich erkennbar. Es gibt relativ wenige Schauplätze, ein Großteil der Handlung spielt sich in dem Theater oder einem nahen Café ab, wo der Autor seine Inspirationen sucht.

Langweilig ist „Vorhang auf für Cyrano“ deshalb aber nicht. Stattdessen konzentrierte sich Michalik auf den Bereich Dialoge, feilte dort so lange herum, bis wirklich jedes Wort sitzt. Bis auch die Gags sitzen. Und von denen gibt es einige. Vergleichbar zu „Charles Dickens“ (>> Filmkritik), das auf eine humorvoll-versponnene Weise den Schaffungsprozess von „Eine Weihnachtsgeschichte“ thematisierte, begegnet auch der französische Regisseur und Drehbuchautor seinem Vorbild mit einer Mischung aus Humor und Bewunderung. Da geht immer etwas schief, oft auch wegen diverser Eitelkeiten. Und natürlich spielt die Liebe eine Rolle.

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Genauer ist es hier die Liebe des gutaussehenden, rednerisch eher weniger bewandten Leo Volny (Tom Leeb), ein Freund Edmonds, zu der schönen Jehanne d’Alcy (Lucie Boujenah), die den Autor beflügelt. Beide Figuren waren übrigens tatsächlich Schauspieler, Michalik baut jede Menge historische Persönlichkeiten in seine Geschichte ein. Die haben dann zwar nicht unbedingt etwas mit „Cyrano de Begerac“ zu tun, reines Namesdropping ist es jedoch auch nicht. Vielmehr ist „Vorhang auf für Cyrano“ eben auch eine Liebeserklärung an das Theater an sich, mit all seinen Marotten, mit all dem Chaos, das ein künstlerisches Leben so mit sich bringen kann.

Ein paar universelle Themen finden sich darin wieder, die im 19. Jahrhundert ebenso wie heute gelten. Wie viele Kompromisse bin ich als Künstler bereit einzugehen, um Erfolg zu haben? Gerade der Wettstreit zwischen Edmond und den Geldgebern um Besetzung und Stimmung der Geschichte dürfte so manchem aus dem Herzen sprechen. Apropos Herz: Ein bisschen Romantik darf in „Vorhang auf für Cyrano“ nicht fehlen, ohne dass Michalik sich dabei dem Kitsch hingeben würde oder zu sehr den Vorgaben einer Liebeskomödie folgt. Stattdessen ist der Film überaus charmant, zeigt mit einer Leichtigkeit und Spielfreude, wie eng verknüpft Leben und Kunst sein können.

Fazit: Wie entstand eigentlich der große Bühnenklassiker „Cyrano de Bergerac“? Die Theaterverfilmung „Vorhang auf für Cyrano“ gibt darauf eine Antwort, die zwar nur bedingt etwas mit der Realität zu tun hat, dafür aber umso mehr Spaß macht. Die Komödie behandelt dabei natürlich auch die Liebe, ist in erster Linie aber selbst eine Liebeserklärung an das Theater und die mitunter chaotischen Zustände eines kreativen Schaffensprozesses.

Wertung: 7 von 10

Regie: Alexis Michalik; Darsteller: Thomas Solivérès, Olivier Gourmet, Lucie Boujenah, Tom Leeb; Kinostart: 21. März 2019