Kino: Undine

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Für die Historikerin Undine (Paula Beer) bricht eine Welt zusammen, als ihr Freund Johannes (Jacob Matschenz) ihr eines Tages aus heiterem Himmel verkündet, dass er sich von ihr trennen will, um mit einer anderen zusammen zu sein. Und das auch noch in ihrem Stammcafé! Während sie noch überlegt, wie es nun weitergehen soll, macht sie die Bekanntschaft von Christoph (Franz Rogowski), der zuvor auf einer ihrer Führungen war. Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick, nach einem etwas holprigen Start sind die beiden unzertrennlich. Doch dann läuft Undine erneut Johannes über den Weg, während er mit seiner neuen Freundin unterwegs ist …

Der Titel ist hier natürlich Programm. Undine lautet nicht nur der Name der Hauptfigur, sondern bezieht sich auf eine alte Sage um eine weibliche Wassergestalt. Ein reines Fantasy-Drama ist „Undine“ dadurch aber nicht geworden. Tatsächlich sind die Szenen, welche die alte Sage mit der neuzeitlichen Romanze verbinden, so selten, dass sie manche vermutlich erst einmal irritieren werden. Denn auch wenn das Wasser ständig eine große Rolle spielt, es hat mehr Symbolcharakter. Viel Zeit verwendet Regisseur und Drehbuchautor Christian Petzold ansonsten für die Beziehung zwischen den Charakteren. Er zeigt uns einen idyllischen Alltag, wenn man meint, dass vielleicht doch noch alle ihr Glück gefunden haben. Dass das auf Dauer nicht gut gehen kann, ist dabei natürlich klar. Eine Geschichte, die mit der großen Liebe beginnt, muss irgendwelche Schwierigkeiten später bereithalten, damit sich das Ganze überhaupt lohnt.

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Das Drama braucht dafür gar nicht viel. Es reicht, dass die Leute mit ihren Gefühlen nicht klarkommen, sich nicht sicher sind, manchmal auch Probleme mit der Kommunikation haben. Das ist zu Beginn fast schon komisch, wenn sich Undine und Johannes über den Inhalt einer Sprachnachricht streiten. Später wird es etwas ärgerlich, wenn sich alle völlig unnötig gegenseitig Steine in den Weg legen. Andererseits führt Letzteres dazu, dass gerade gegen Ende hin die Geschichte lauter unvorhergesehene Haken schlägt und man nie ganz sicher sein kann, was als nächstes geschieht – oder was real ist.

Verlässlich ist hingegen die sehr gute Besetzung. Vereinzelt läuft „Undine“ wirklich zur Hochform auf, bietet betörende Aufnahmen, die sich mit der Romanze zu einem mysteriösen, traumartigen und doch bewegenden Wirbelwind verbinden. An anderen Stellen lässt einen das Geschehen eher ein bisschen kalt. Die Geschichte an sich ist dann nie so packend wie das sie umgebende Konzept. Aber auch wenn der Film nie ganz das Potenzial ausschöpft, was das Team und die Idee mitbringen, es ist ein schöner Film, den einem der Regisseur da aus den Tiefen der deutschen Romantik mitgebracht hat und der hoffentlich in der aktuell schwierigen Kinolandschaft sein Publikum finden wird.

Fazit: Eine wasseraffine Historikern verliebt sich in einen Taucher. „Undine“ hat der Legende um einen Wassergeist entsprechend eine märchenhafte Komponente, die aber nie so wirklich konsequent verfolgt wird. Vereinzelt ist das Drama wunderbar, an anderen Stellen eher etwas leer und konstruiert, insgesamt ein sehenswerter, sehr guter Liebesfilm, wie man ihn nicht alle Tage sieht.

Wertung: 7 von 10

Regie: Christian Petzold; Besetzung: Paula Beer, Franz Rogowski, Maryam Zaree, Jacob Matschenz; Kinostart: 2. Juli 2020