25. September 2021
Jozef van Wissem @ Ampere

Wer von euch braucht auch drei Anläufe, bis dieser Künstler richtig geschrieben ist? Der Name eines seiner häufigen Kollaborateure ist zwar leichter zu schreiben, liegt dafür aber vielen wohl nicht minder schwer auf der Zunge: Jim Jarmusch.

Immerhin bleiben Zungenbrecher und besondere Schreibweisen besonders gut im Gedächtnis, ebenso wie die Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit und jahrelangen, engen Freundschaft. So zum Beispiel der Soundtrack zu Jarmuschs melancholisch-romantischen Vampirdrama “Only Lovers Left Alive” aus dem Jahr 2013 mit Tilda Swinton und pre-Taylor-Swift Tom Hiddleston in den Hauptrollen – no judging, Tom.

Selbst wer sich von euch nicht für Vampire erwärmen kann, sollte diesen Film allein schon wegen der perfekten Harmonie von Bewegtbild und Soundtrack gesehen haben. Denn nicht zuletzt van Wissems Laute nebst Songs von der libanesischen Ausnahmekünstlerin Yasmine Hamdan unterstreichen den wehmütigen Diskurs über die Vergänglichkeit, den die Charaktere von Swinton, Hiddleston und John Hurt in den in Dunkelheit gehüllten Städten Tanger und Detroit führen. Film und Soundtrack wurden unter anderem bei den 66. Filmfestspielen mit dem Cannes Award für den besten Film und den besten Soundtrack ausgezeichnet.

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Für Jarmusch scheinen sowohl die Freundschaft als auch die Kooperationen mit van Wissem beinahe einem Naturgesetz zu folgen, so als ob sie schlicht zusammenarbeiten müssten, um einander perfekt zu ergänzen: „Der Klang der Laute ist so hell wie die Sonne, eine schöne rote Farbe und meine Sachen klingen ein bisschen wie der Mond, eher blau, wie Quecksilber.“

Was der gebürtige Niederländer van Wissem tatsächlich immer wieder schafft, ist sozusagen eine Modernisierung der Laute. Sie klingt nie altbacken, nie fehl am Platz, sondern schlägt einfach eine ganz selbstverständliche, hypnotisierende Brücke zwischen barocken Klängen und moderner Avantgarde.

Er spielt dabei durchaus oft mit christlich-mystischen Themen und Klängen – nicht zuletzt auch mit christlicher Symbolik, wie etwa auf seinem Tourplakat 2017 mit langer, glatter Jesusmähne zu klerikalem Stehkragen oder wie aktuell auf seinem Insta-Feed mit Kruzifix um den Hals. Normalerweise würde man in ihm rein vom Äußeren her aber einen astreinen, düsteren Rocker vermuten und tatsächlich legt er im Hinblick auf das Image der Laute eine ziemlich punkige, harte Kante an den Tag:

„Ich möchte das Lautenspiel aktualisieren und auch wieder sexy machen. Für viele ist es nicht von Interesse, weil es mit all diesem Gepäck kommt, diesem Regelwerk, das diese Akademiker dem Instrument aufgedrückt und so ins Museum verdrängt haben.”

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Die wohl treffendste Beschreibung lieferte definitiv die Washington Post, die sein Aussehen einmal als “nordischen metal overlord” betitelte. Er scheint es durchaus als treffende Aussage oder wohl gar Kompliment genommen zu haben, da der besagte Textausschnitt prominent über der Biografie auf seiner Website thront.

Macht euch am besten selbst ein Bild von seinem Schaffen und der mysteriösen Aura, die ihn umgibt. Ende September bringt er nämlich seine einzigartige Laute – eine Sonderanfertigung natürlich – und seine düsteren Klänge im Zuge der Ex Mortis-Tour auch nach München.


Jozef van Wissem > Website & Instagram // Ampere // 25.09.2021 // Einlass: 19:00 Uhr // VVK ab 25€ (zzgl. Gebühren)

 

Foto: Daniel Hilbrecht