09. November
Jethro Tull @ Circus Krone

Mit Superlativen verhält es sich ja wie mit Bier oder anderen Suchtmitteln, zu viel davon stumpft ab und ruft Gewöhnungseffekte hervor. Daher sollte man sich sowohl mit dem Einen, als auch dem Anderen vornehm zurückhalten und den Einsatz wohl dosieren. Im Falle der britischen Rockband Jethro Tull, wäre alles andere als die Einstufung als Legenden, Ikonen, Kultfiguren der Rockgeschichte allerdings zweifellos Fehl am Platz. Über ein halbes Jahrhundert Bandhistorie, eine Riege an ehemaligen Bandmitgliedern, aus denen sich ohne weiteres ein halbes Dutzend weiterer Spitzen-Bands formen ließe (das große Nachschlagewerk des Internets weist derer 20 aus), 22 Studioalben, Abermillionen verkaufter Platten. Und als Galionsfigur und Konstante über die Jahrzehnte Bandgründer, Sänger und Multiinstrumentalist Ian Anderson, seines Zeichens gar Member of the Order of the Britsh Empire.

Auch trifft auf kaum eine andere (Rock-)Band der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts so sehr die Bezeichnung progressiv zu, wie auf das aktuell aus Ian Anderson, Joe Parrish (Gitarre), John O’Hara (Keys), Scott Hammond (Drums) und David Goodier (Bass) bestehende Quintett. Sicherlich kein Wunder, angesichts der schier endlosen aktiven Zeit der Band, nur unterbrochen durch wenige Jahre Auszeit in den 2010er Jahren, und der immer wieder wechselnden Besetzung, dass Jethro Tull durch Phasen von Folk und Hard Rock genauso gingen wie durch jene mit stärkeren elektronischen oder weltmusikalischen Einflüssen. Dennoch gibt es natürlich den Signature-Sound Jethro Tulls schlechthin, jenen Aspekt, der einen JT-Song praktisch ohne ihn zu kennen augenblicklich erkennbar macht, da ihn keine andere Band von weltweiter Bedeutung sich zu Nutzen machte oder machen wollte, ohne Gefahr zu laufen, direkt als JT-Plagiat abgestempelt zu werden: Ian Andersons ikonische Querflöte.

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Songs wie Aqualung oder Locomotive Breath dürften nahezu jedem, der sich gelegentlich vom Radio beschallen lässt, in den Gehörgang gekrochen sein. Für jene, die dem Progressive Rock der alten Schule (Yes, Van der Graaf Generator, Pink Floyd, etc.) seit jeher zugewandt sind, gehören sie hingegen zum Standardrepertoire. Mitnichten jedoch ruhen sich Ian Anderson und die aktuellen Jethro Tull auf ihren alten Lorbeeren aus. Im Januar 2022 erschien nach Verwerfungen und Verzögerungen durch die Corona-Pandemie das neue Studioalbum The Zealot Gene, ein JT Album durch und durch. Geradlinige, rockige Momente wechseln sich mit progressiveren ab, Ian Andersons Querflöte setzt die melodiösen Akzente. So steht der Opener Mrs Tibbets stellvertretend für viele der insgesamt 12 Tracks, aber auch gelegentlichen Anleihen aus der Folk-Musik bedient sich Jethro Tull erneut (Jabob’s Tales).

So ergibt sich für die Band nun im Herbst 2022, auf den Tag fast genau zwei Jahre nach dem eigentlich geplanten Konzerttermin und 19 Jahre (!) nach dem letzten Studioalbum, die Gelegenheit, auf dieser ursprünglich geplanten „The Prog Years“-Tour auch neues Material zum Besten zu geben. Das Ganze obendrein im Rahmen des altehrwürdigen Circus-Krone-Baus: Prog- und Rockfan, was willst du mehr?


Jethro Tull > Website //  9. November 2022 // Circus Krone Bau // Beginn: 20 Uhr // VVK: ab 68,95 Euro zzgl Gebühren > Bereits gekaufte Tickets für die Show vom 11.11.20/2.11.21 behalten ihre Gültigkeit.

Foto: Credits by artists