Im Gespräch: The KiKis

Rock’n’Roll 4ever. Wenn Veronika Hauger (Schlagzeug) und Veronika Gast (Gitarre) zusammen Musik machen, darf es gerne laut und heftig zur Sache gehen. Ihre Leidenschaft für die Rockmusik der 60er-, 70er- und 80er-Jahre lebten die beiden Damen in der Vergangenheit gemeinsam in der ein oder anderen Coverband aus. Veronika Hauger (Vrön) sitzt dazu noch bei den 80er-Jahre-Heavy-Metal-Worshippern von Maidenhead an den Drums und feilt aktuell mit ihrer Stonerband Godwave an Songs für ein zweites Album. Veronika Gast (Vroni) hat mit den Federnelken eine Band gegründet, die Populärmusik zwischen Hirschbachstüberl und Mittlerem Ring spielt. Und damit es auf keinen Fall langweilig wird, haben Vroni und Vrön das Duo The KiKis aus der Taufe gehoben, mit dem sie unkonventionelle Coverversionen aus dem Rock- und Soul-Genre spielen.

Wie sie diese geballte Portion Lady Power zu zweit auf die Bühne bringen, was es bedeutet, als Tandem unterwegs zu sein, und dass es unsinnig ist, nach den drei Lieblingsplatten zu fragen, verrieten die beiden bei einem kleinen Plausch zwischen all ihren vielen Projekten.

Würdet ihr für curt den bisherigen Weg, den die KiKis gemacht haben zusammenfassen?
Vroni: Dazu müssen wir die Zeit bis in den September 2017 zurückdrehen. Wir waren mit ein paar Leuten abends in München unterwegs und als wir im Substanz waren, rückte eine Bekannte mit einem Vorschlag raus. Sie machte damals das Booking für eine Bar auf dem Tollwood und hatte an Silvester noch einen Slot frei. Sie könne sich uns beide gut als Duo vorstellen, hat sie gesagt, und ob wir nicht eine neue Band machen wollen, um dort aufzutreten. Sie hatte für uns auch gleich einen Namensvorschlag parat. Wir waren am Kickern und da meinte sie, nennt euch doch die KiKis.

Ihr hattet also einen Namen und einen Auftritt, den man auch nicht einfach zwei Stunden vorher noch absagen kann. Nur ein Programm gab es noch nicht?
Vrön: Definitiv nicht. Wir standen mit Bandfoto in der Ankündigung und da kommt man auch nicht mehr raus. Wir hatten aber unheimlich Bock und haben in den drei Monaten, die uns blieben, Vollgas gegeben.
Vroni: Geschlafen haben wir in der Zeit wenig und auch sonst einiges hintenan gestellt. Unserer Bekannten war es egal, was wir genau auf die Beine stellen. Bei der ersten Probe haben wir dann Fotos und einen Pressetext gemacht und uns gefragt: Was machen wir überhaupt zu zweit?
Vrön: Die Idee war, dass wir weiterhin Coversongs spielen. Als Duo kannst du aber keine fette Band nachspielen, das klingt total dünn. Also mussten wir die Songs komplett umschreiben. Und da hat die Vroni einen super Job gemacht und in kurzer Zeit ein paar Klassiker aus der Rock- und Popgeschichte so umarrangiert, dass sie nicht langweilig klingen, wenn wir sie spielen. Als es dann tatsächlich losging, waren wir schon nervös. Zum ersten Mal nur zu zweit auf der Bühne stehen, das war ein völlig neues Gefühl für uns. Man fühlt sich fast nackt und ehrlich gesagt haben wir diesen ersten Auftritt auch nicht richtig genießen können. Aber wir hatten Blut geleckt.

Wenn aus vier zwei werden: Welche Vor- oder auch Nachteile entstehen?
Vrön: Besonders als Schlagzeugerin merke ich, dass ein Teil der gewohnten Mannschaft fehlt. In dem Sinne, dass ich jetzt plötzlich mit vorne sitze und mich nicht hinter den Rücken der anderen oder hinter Teilen meines Drumsets verschanzen kann. Ich nehme das Publikum auf einmal ganz anders wahr. Man ist plötzlich ein Teil von zweien und nicht mehr von vieren.
Vroni: Jede Note, jeder Schlag wird total wichtig. Man kann sich keine Nachlässigkeiten erlauben, denn das fällt sofort auf, da kein anderes Instrument den ein oder anderen kleinen Hänger ausgleicht. Man hat viel mehr Verantwortung. Und wir klingen einfach nicht so fett. Es fehlen die Bässe. Wenn du vier Instrumente hast, dann entstehen mehr Möglichkeiten, einen Song interessant zu gestalten. Spielt man zu zweit, ist entscheidend, dass der Song von seiner Dynamik her schon interessant ist. Er braucht gewisse Steigerungen im Aufbau, sollte nicht zu lange sein, aber auch nicht zu kurz. Es muss eine Spannung da sein.
Vrön: Andererseits ist es eine super Herausforderung an sich selbst, neue Dinge auszuprobieren und ausgetretene Pfade zu verlassen. Ich singe zum Beispiel viel mehr als früher. Das in Kombi mit dem Schlagzeug macht total Spaß

Wie stellt ihr euer Repertoire zusammen? Was muss ein Song haben, damit ihr sagt, den wollen wir bearbeiten?
Vrön: Er muss arrangierbar sein, spannend zu gestalten sein. Das Stück braucht Dynamik. Wenn ich am Schlagzeug gleich direkt mit einem vollen Beat reingehe, dann ist das Pulver nach 20 Sekunden verschossen. Also lieber minimalistisch anfangen und sich dann langsam steigern.
Vroni: Ganz wichtig ist, dass wir die Songs lieben. Die Stücke müssen eine Bedeutung für uns haben. Deshalb sind wir auch kein typisches Akustikduo mit Klampfe und Cajon. Wir sind Rocker und wollen rocken. Wir müssen Gas geben können. Immer plugged, unplugged ist für uns nichts! Durch die anderen Coverbands, in denen wir gespielt haben, sind wir mit einigen Songs vertraut. Da habe ich mir dann ein paar rausgepickt, die mir gut geeignet erschienen. Billy Idol, Kings of Leon, Deep Purple, Queen. Fat Bottomed Girls haben wir in gefühlt fünf Minuten in unsere KiKis-Version umgemodelt. Gitarre runtergestimmt und etwas Country-Style dazu, fertig war unsere Version.
Vrön: Das ist dann auch ein Song, bei dem das Publikum gut abgeht. Wir sind keine typische Coverband, die permanent Stimmung macht. Das können und wollen wir mit dem reduzierten Sound zu zweit nicht leisten.

Die Songs, die ihr euch aussucht, sind ja alle im Format einer Rockband arrangiert. Was kann weg von den opulenten Arrangements? Was bleibt, wenn ihr es auf zwei Instrumente runterpitched?
Vroni: Von mir aus kann immer die dritte Strophe weg (lacht).
Vrön: Alle Blasinstrumente kommen auch weg. Im Ernst, es ist wirklich schwer, das allgemein zu sagen. Manchmal kommt sogar etwas dazu. Nämlich die zweite Stimme, wenn es die im Original nicht gibt. Ohne Bass muss ich mir hin und wieder etwas mehr am Schlagzeug überlegen. Einen Fill auf den Toms spielen, wo sonst die Bassgitarre reingeht.
Vroni: Ich versuche, die Sachen so zu spielen, dass ich mehr auf der E- und A-Saite spiele, um mehr Bassvolumen zu bekommen. Das klappt meistens ganz gut. Die Soli fallen weg. Es fällt schon brutal viel weg und das ist dann die Kunst, mit dem Wenigen, was wir zur Verfügung haben, viel an Fülle reinzubringen.

Stellt euch vor, ihr dürftet euch ein weiteres Instrument oder Bandmitglied aussuchen: Was oder wer kommt mit in die Band?
Vrön: Eine Triangel und die Dame muss natürlich Kickern können. Dann wären wir die KiKiKis. Jetzt ohne Witz, ich würde eine Bassistin bevorzugen …
Vroni: … weiß nicht, ich wäre mehr für Keyboards. Ich mag ja Sounds und Fläche und liebe es, wenn der Klang breit wird. Eine Keyboarderin kann ja auch Bässe mitspielen.
Vrön: Ich hab’s, wir nehmen eine Keyboard spielende Bassistin mit klassischer Ausbildung an der Triangel. Und wenn alles nichts hilft, dann könnte man noch auf die Loopmachine zurückgreifen. Der Looper ist schon jetzt ein drittes Bandmitglied.

Welcher Coversong ist eurer Meinung nach mindestens genauso gut wie das Original?
Vrön: Jolene (Dolly Parton) in der Version von den White Stripes halte ich für sehr gelungen. Das haben wir auch im Programm und bleiben sehr nah an den White Stripes dran. Und unsere Version von Smoke on The Water finde ich auch gelungener als die Version, welche Ritchie Blackmore aktuell mit Rainbow spielt. So, dann ist das auch mal gesagt!
Vroni: Das ist doch mal ein cooles Statement! Wir haben auch eine neue Herausforderung vor uns. Am 16. August veranstaltet die Muffathalle ein 50-Jahre-Woodstock-Revivalkonzert. Wir dürfen da spielen und arrangieren die Songs von The Band. Das haben wir in dieser Form noch nie gemacht. Drei Songs werden es werden und morgen gehen die Proben los.

Ich möchte noch ein paar Stichworte in die Runde werfen und bitte euch, spontan zu antworten. München für Musikerinnen?
Vroni: Wir wurden und werden gut angenommen und akzeptiert. Aber es gibt insgesamt nicht so viele Musikerinnen im Rockbereich.

München: Rock City oder Ruhestand?
Vrön: Die Locations, in denen Live-Musik stattfindet, werden weniger. Es verschiebt sich viel in Richtung Party. Musiker gibt es viele, aber die Möglichkeiten sind rar. Bandräume werden teurer, Locations machen dicht. Beschwerden werden mehr. Es ist alles so verdichtet, dass für laute Musik kaum noch Platz bleibt.

Welche Clubs fördern aktuell noch die Szene?
Vrön: Das Backstage muss man immer lobend erwähnen. Auch wenn sie schon sehr viele große Sachen von außerhalb auftreten lassen und man nicht so leicht ins Programm kommt.
Vroni: Das Kult 9 ist auch ein super Ort, um zu spielen. Auch wenn sie nicht direkt ein klassischer Club sind. Das 8 Below fällt mir auch noch ein. Also vielleicht doch Ruhestand?

München: Szene oder Einzelkampf?
Vrön: Schwere Frage. Wir sehen uns schon als Szene.
Vroni: Wir kennen viele Leute, sind gut vernetzt, unterstützen und helfen uns gegenseitig bei Konzerten. Also Szene.

München: blau oder rot?
Vroni: Blau definitiv. Das ist doch keine Frage.

Leberkäs und Weißbier oder Smoothie und Liegestütze?
Vrön: Das Zweite!
Vroni: Beides!!

Was dreht sich auf euren Plattentellern?
Vrön: Zu viel, um das alles aufzuzählen.
Vroni: Drei prägende Platten für mich sind: The Beatles – Sgt. Pepper; The Doors – L.A. Woman; Eric Clapton mit BB King – Riding with the king.


Live erleben kann man die KiKis in nächster Zeit hier:
28.06.2019 – Tollwood, Fassbar, München
02.07.2019 – OBA Sommerfest, Freizeitstätte Hirschgarten, München
28.07.2019 – Sinnflut Festival, Erding
16.08.2019 – 50 Jahre Woodstock, Muffathalle, München
06.12.2019 – Rocknacht, Emmering

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