Kino: Faking Bullshit

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So richtig aufregend ist das Leben der Polizisten Deniz (Erkan Acar), Rocky (Adrian Topol), Netti (Sanne Schnapp) und Hagen (Alexander Hörbe) eigentlich nicht. Schließlich geschieht in ihrem Kaff nie etwas. Nicht einmal ein Verbrechen. Gestört hat sie das bislang kaum, können sie doch auf diese Weise eine ruhige Kugel schieben, ohne sich um so lästige Dinge wie Arbeit kümmern zu müssen. Das ändert sich jedoch schlagartig, als die Kollegin Tina (Sina Tkotsch) bei ihnen auftaucht. Ihre Aufgabe: überprüfen, ob man die Dienststelle nicht aufgrund der nicht vorhandenen Kriminalität schließen könnte. Dem können die anderen natürlich nicht tatenlos zusehen. Und so kommt Deniz auf die Idee: Warum nicht einfach ein paar Verbrechen inszenieren und sich so die Arbeit sichern?

Im aktuellen Klima eine Komödie ins Kino zu bringen, in denen Polizisten vermeintliche Verbrechen begehen, nur um eine ruhige Kugel schieben zu können, das ist entweder mutig oder fahrlässig. An einer wirklichen Auseinandersetzung hatte Alexander Schubert dabei kein so großes Interesse. Stattdessen soll sein Regiedebüt „Faking Bullshit“ eine sympathische Komödie sein, mit einem skurrilen Szenario und leicht schrägen Figuren. Ganz ohne gesellschaftliche Relevanz ist der Film deswegen aber nicht. Gleich zu Beginn gibt es beispielsweise einen Kommentar zu Rassismus im Alltag, an einer anderen Stelle werden Geschlechterbilder hinterfragt. Schließlich tummeln sich bei der Polizei auch ein paar Frauen, die sich mit traditionellen Ansichten konfrontiert sehen und dabei zum Teil selbst nicht wissen, wie sie sich verhalten sollten. Dass die Zeiten sich geändert haben, das ist den Leute schon klar. Sie wissen nur nicht genau wie.

Die Komödie befasst sich also durchaus mit aktuellen Themen. „Faking Bullshit“ flechtet diese aber lieber etwas beiläufig bei und setzt stattdessen mehr auf die Figuren. Die haben zwar so ihre Macken, wirken immer mal wieder reichlich naiv und unbeholfen. Aber es ist ein doch irgendwie liebenswürdiger Haufen, mit dem man vielleicht nicht unbedingt beruflich zu tun haben wollte, aber sich durchaus für ein Bier treffen würde. Trotz der eher fragwürdigen Moral, welche die Mannschaft an den Tag legt, drückt man ihnen deshalb die Daumen, dass sie sich doch irgendwie durchmogeln.

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Das ist dann alles harmloser, als es sein könnte, was für vieles in „Faking Bullshit“ gilt. Man sollte beispielsweise trotz der Krimi-Elemente keine größere Spannung erwarten. Action-Szenen sind ebenfalls sehr rar gesät und werden wenn dann wie alles humorvoll in Szene gesetzt. Selbst zwischenmenschlich hält man sich lieber an der Oberfläche auf. Auch wenn zwischendurch das Herz miteinbezogen wird, gerade in amouröser Hinsicht, das ist alles nicht so wahnsinnig ernst gemeint. Die Komödie soll einer dieser Filme sein, bei denen sich im Anschluss alle besser fühlen.

Aber selbst wenn der eine oder andere vielleicht gerne „mehr“ gehabt hätte, Spaß macht der Film. Die amateurhaften Versuche, Verbrechen vorzutäuschen, sind oft angenehm absurd. Sehr schön sind auch die Auftritte von Bjarne Mädel als Obdachloser, der in das Spiel der Polizei hineingezogen wird und mit trockenem Humor und einer völlig deplatzierten Ernsthaftigkeit immer wieder gelungene Kontrastpunkte setzt. Wer also mal wieder in der Stimmung für eine irgendwie bescheuerte, aber doch sympathische Komödie ist, der könnte einen Abstecher in die Provinz wagen. Verbrechen gibt es dort zwar keine, dafür aber genügend Kurzweil.

Fazit: In „Faking Bullshit“ täuscht eine Truppe von Provinz-Polizisten diverse Verbrechen vor, damit die eigene Dienststelle nicht geschlossen wird. Die Komödie wird am Ende nie so satirisch, wie es das Thema anbieten würde, ist aber sympathisch und kurzweilig – nicht zuletzt wegen der absurden Situationen rund um die unbeholfenen Möchtegernverbrecher.

Wertung: 7 von 10

Regie: Alexander Schubert; Besetzung: Erkan Acar, Sina Tkotsch, Adrian Topol, Sanne Schnapp, Alexander Hörbe, Xenia Assenza, Bjarne Mädel; Kinostart: 10. September 2020