Element Of Crime curt München

1. Mai
Element of Crime @ Circus Krone Bau

Über ausverkaufte Shows zu berichten, ist immer irgendwie fies. Die einen bringt’s zum Heulen, weil sie nichts davon wussten, als noch die Minichance bestand, Tickets zu ergattern. Bei andere kullern Vorfreudetränen – und letztlich heulen sie alle. Wird aber nun mal auch verdammt grandios mit den Herren Element of Crime im Circus Krone, da trifft quasi Gold auf Platin, Sachertorte auf Ben and Jerry’s und Ohrenschmalz auf stimmgewaltigen Chorus von 60-jährigen Schon-immer-Fans und spät zündenden Teenies, die sich in den Texten ach so gut wiederfinden. Auf das klägliche Jammern der ticketlosen Michaela W. äußert die Band auf ihrer Website charmant:

„Ja nun, tut uns auch leid, dass das schon ausverkauft ist, obwohl, eigentlich nicht, eigentlich finden wir das gut, Musiker finden „ausverkauft“ ist ein Spitzenwort, aber es ist schon klar, dass das jetzt kein Trost ist. Darum sagen wir aber immer auch, liebe Michaela, dass wir empfehlen, den Vorverkauf wahrzunehmen, wenn man auf eins unserer Konzerte kommen will, denn so schön es ist, davon zu erfahren, dass ein Konzert von einem selber, also eins, auf dem man selber spielt, ausverkauft ist, so schmerzhaft ist dann doch die Pflicht, es zu verkünden, das ist ein Wermutstropfen, der aber in all seiner Bitterkeit auch notwendig ist, um einen anständigen Martini-Cocktail zustandezubringen.“

Schöner hätt ich’s selbst nicht formulieren können. Sorry, Michaela W., sorry alle anderen sich in ähnlich misslicher Lage befindlichen Menschen Münchens.

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Seit 33 Jahren beglücken sie uns nun schon mit ihrem Sound so unvergleichlich wie kaum was, in Texte gehüllt, die aus Seelen sprechen und in Herzchen wie Köpfchen wandern, um sich dort festzusaugen und nimmermehr zu gehen. Bestenfalls. Tiefsinnig ist’s meistens, schmalzig ab und an, dabei stimmungsvoll oder melancholisch, mal englisch, mal französisch, mal lustig und immer ziemlich großartig.

Auch Filmemacher finden’s gut und bedienen sich regelmäßig am Repertoire der Band – so schmücken zum Beispiel gleich sieben Tracks den Soundtrack des wunderbaren Leander-Haußmann-Films „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“. Und weil Frontmann Sven Regener wiederum Filme gut findet, ließ er seinem Roman „Herr Lehmann“ kurzerhand ein Drehbuch folgen, das filmisch nicht minderen Erfolg verzeichnen konnte. Um auch den Rest der Band vor drohender Langeweile zu wahren, widmeten sich auch diese einigen Nebenprojekten. Gitarrist Jakob Ilja war musikalisch beispielsweise bei 17 Hippies aktiv, während der Drummer Richard Pappik Kinderlieder komponierte. Gute Jungs, jedenfalls – seit jeher und auf immer!

Das neu geschaffene „Schafe, Monster und Mäuse“ bleibt dieser ungreifbaren Element-of-Crime-Manier treu, entführt uns in andere Welten aus Träumerei und Unterbewusstsein. Von links kreuzt frech das Über-Ich, der Verstand ist schnell verjagt. Auf (Studio-)Album Nummer 10 trifft Soulballade auf Chanson und rockige Töne, Blaskapelle auf Schrammelgitarre und zarte Geigen auf Knarzestimme und höchste Poesie.

Wer kann, möge sich spätestens ab sofort auf das Konzert am 1. Mai freuen, allen andern sei eine Konzertreise empfohlen. Das Wiener Gasometer soll ja auch ganz nett sein, die Liederhalle in Stuttgart vermutlich nicht verkehrt und im Berliner Gasometer haben Freunde der gehobenen Musikkultur (wir) zum Tourabschluss gleich dreimal die Chance auf beste Plätze. Alla hopp!


Element of Crime > Homepage // 1. Mai 2019 // 20 Uhr // Circus Krone Bau // Ausverkauft!