Dave Grohl – Der Storyteller

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33 Jahre nach No More Censorship, 30 Jahre nach Nevermind und nach 10 Veröffentlichen der Foo Fighters könnte ich mich vielleicht auch ein wenig mit dem Schaffen von Dave Grohl beschäftigen. Wahrscheinlich habe ich ihm es etwas zu lange übel genommen, dass er mit seinem unkonventionellen Drumbeats über Nacht meine ach so geliebte Metal Szene in einen mehrjähriges Knockout geschickt hat. Da bietet es sich regelrecht an, mit ein wenig Lektüre zu starten, um sich der überaus erfolgreichen Karriere von Strahlemann David „Dave“ Eric Grohl zu nähern. Geboren 1969 in Warren, Ohio um als Schlagzeuger der Bands Scream, Nirvana, Queens of the Stone Age und Them Crooked Vultures die Indieszene zu rocken. Und um als Kopf der Foo Fighters die Rockmusik auch im 21. Jahrhundert fest in den Mainstream zu verankern.

In seinem ersten Buch Der Storyteller nimmt Dave Grohl die Leser*innen mit auf seinen Weg vom leicht linkischen Vorstadtkiddie hin zu der Person, die gemeinsam mit Sir Paul McCartney im Weißen Haus zur Gitarre greift. Schwer vorstellbar, wenn man bedenkt, dass die musikalische Basis aus der Grohl kommt, eher für Ablehnung gegenüber dem Establishment steht. Es kann aber auch sein, dass es eher die europäische Sicht auf die Dinge ist. Der Wunsch nach eine klaren Abgrenzung zwischen den verschiedenen Genres und eine gewisser Vorbehalt gegenüber allem kommerziellen Erfolg würde man hierzulande eher formulieren als in der amerikanischen Szene.

Dave Grohl erzählt in vielen kleinen Episoden aus seinem Leben. Seinem Musikalischen und seinem Privaten. Wir erfahren etwas zu der speziellen Beziehung zu seinen Eltern, die gegensätzlicher kaum hätte sein können. Auf der einen Seite ein stockkonservativer Vater, der wenig bis gar nichts von den Plänen seines Sohnes gehalten hat und daneben Mutter Virginia, die bis heute die erste Anlaufstelle ist, wenn Dave einen Rat braucht. Er stellt uns seine Cousine Tracey vor, die ihn währender der Sommerferien in Illinois mit dem Virus Punkrock infizierte welcher, Lemmy sei Dank, bis heute durch seine Blutbahnen wabert. Und so geht es weiter, in großen Schritten durch die Biografie bis eben in die Gegenwart, als ein anderer Virus das große Rad des Rock’n’Roll Zirkus zum stehen brachte und Zeit blieb, das bislang Erlebte niederzuschreiben.

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Die meisten Geschichten sind so geschrieben, wie sich Dave Grohl gerne auf der Bühne präsentiert. Dickes Grinsen im Gesicht und die Regler am Anschlag. Ain’t lookin‘ for nothin‘ but a good time, And it don’t get better than this. Aber Grohl berichtet auch von den weniger sonnigen Momenten in seinem Leben. Er schreibt vom Tod seines Vaters, vom der Angst vor einem Herzinfarkt durch junkiemäßigen Kaffeekonsum (oder war es doch ein drohender Burnout?) und von der Zeit, nachdem sich Kurt Cobain das Leben genommen hatte und vieles in Grohls Welt aus den Fugen geriet.

Fazit: Getreu seinem Motto you fake it till you make it ist Dave Grohl mit Der Storyteller ein schwer unterhaltsames Werk gelungen, dass wie ein Greatest Hits Album durch die komplette Karriere pflügt. Und am Ende bin ich mir sicher, dass ihm der Heavy Metal Knockout am meisten leid tut.


Dave Grohl: Der Storyteller // Ullstein // 462 Seiten // 22,99 Euro // VÖ: 01. November 2021