15. Juli
curt präsentiert: Cat Power + Band

Gefühlvolle Songs mit echter Katzenkraft

Ganze 10 Alben hat die aus dem US-amerikanischen Süden stammende Musikerin Chan Marshall nun schon herausgebracht, und wer in den 90ern Indie hörte, kam schon damals einfach nicht an ihr vorbei. Auch konnte sich sowieso absolut niemand der rotzigen, der mal aggressiven, mal verwundeten Lieder erwehren, die der Singer-Songwriterin aus der Feder flossen. Die ersten vier Alben, noch rauh im Sound, liefen bei mir auf Rotation, kein Mixtape war ohne Cat Power komplett. Noch heute gehören What Would The Community Say (1996) und Moon Pix (1998) zu meinen absoluten Lieblingsalben.

Nach The Covers Record (2000), einem Album auf dem (zum Teil kaum als solche erkenntliche) Cover-Versionen zu hören sind und das mich verständnislos zurückließ – ich war einfach nicht so weit zu erkennen, dass das trotzdem Original Content und hörens-worthy ist, heute ist “I Found A Reason” in der Cat-Power-Version so etwas wie ein geliebter Ohrwurm – kam der große Bruch. You Are Free von 2003 fühlte sich weird instrumentiert an, hatte neben ein, zwei Hits eine kitschige Flennerballade, die alte Cat Power war verschwunden, bei The Greatest schmollte ich mit meiner absoluten Lieblingssängerin, und als dann zu lesen war, dass ihre Songs bei Modeschauen liefen, wollte ich nichts mehr hören. Cat Power sollte aufgeschürfte Knie haben, einen No-Haircut-Haircut und verschmierte Mascara.

Mitte der Nullerjahre folgende Soundanleihen an einem südlichen Memphis- und Country-Sound taugten mir so gar nicht, Chans Haarschnitte und Styles wurden geleckter, hifi-iger, die Musikvideos bekamen Caps und Swag – The Greatest (2006) war The Worst für mich. Was hatten die anderen, was hatte sich Cat Power da angetan? Und überhaupt, Südstaaten-Weißnasen, die sich selbst feiern, das hat so ein Gschmäckle. Country – schlimmste Musikrichtung überhaupt! Beschloss dann, nur noch Scout Niblett als Ersatz zu hören. (Hielt ich aber nicht durch.)

Nach einigen Jahren meiner Fan-Abstinenz sickerte Chans privater Struggle durch, Alkoholprobleme, Erschöpftheit, Krankheit, noch mehr schlechte Haarschnitte um ein müdes Gesicht herum. Kein Glam, zutiefst menschliches Trübsein. Irgendwann kam ein spätes Baby. Ich fühlte mit, eine älter werdende Musikerin in den Jahren Post-Matador. Viel Zeit ist vergangen, ich wurde zum älter werdenden Fan.

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Produzenten, Sounds, Kollabos, Instrumentalisierungen und Stile kommen und gehen mit den Jahren und sind auf fast drei Jahrzehnte gerechnet dann auch eigentlich ziemlich egal. Muss man nicht mögen, kann man, ist individuell. Chans Stimme ist die Gleiche geblieben, die Melancholie und die Launen ihres Songwritings, die Vielseitigkeit in ihrem Singen. Und jetzt, nach sechs Jahre, schaut Chan mal wieder rein mit einem neuen Album. Juhu! Auf der Platte ist Lana del Rey zu hören, es gibt ein Rihanna-Cover. Kleine Dips in vorhergegangene Alben hört man in den Tracks, so, wie man liebe Erinnerungsstücke mit den Fingerspitzen anstoßen würde. Das Cover ziert ein Familienfoto.

Die Gewinner unserer Kartenverlosung wurden informiert!


curt präsentiert: Cat Power > Homepage // 15. Juli im Backstage Werk // Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr // VVK 33 Euro zzgl. Gebühren, AK 39 Euro

Foto: Eliot Lee Hazel