Sound_Of_Munich_Now_2021_Waseem_(c)Ananda_Nefzger (3)
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curt präsentiert: Sound of Munich Now 2021

20 Tage. 20 Bands. Digital. Zum zweiten Mal.

Sage und schreibe 14 Jahre lang präsentiert das Sound of Munich Now Festival schon die Crème de la Crème der Münchner Newcomer-Szene. Mehr als 14 Monate aber hält uns schon die anhaltende Pandemie in ihren eisigen Griffeln. Trotz 3G-Regelung und weitreichenden Lockerungen, berappelt sich die Musikbranche eher langsam und muss dieser Tage angesichts steigender Inzidenzwerte weiterhin mit vielen Unsicher- wie Ungewissheiten leben. Umso schöner ist es, wenn aus der Not geborene Konzepte Früchte tragen und die weiterhin angespannte Situation im Kulturbetrieb Münchens so viel erträglicher und vor allem spannend machen.

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„Alles neu macht die Krise!“ hieß es letztes Jahr noch ein wenig zähneknirschend, doch heuer findet das SOMN 2021 erst recht und mit stolz geschwelter Brust wieder komplett digital statt. Innerhalb von fünf Drehtagen haben Alessa „Lessa“ Patzer von der Feierwerk Fachstelle Pop, Christian „Kiesi“ Kiesler (Target Concerts) und Michael „Michi“ Bremmer (SZ) sage und schreibe 20 Bands ins die Kranhalle des Feierwerks geladen und das Festival mithilfe der Münchner Video-Matadore Bernhard Schinn und Marcel Chylla (Ideal Ent.) kurzerhand nocheinmal neu erfunden, größer und intensiver gedacht. Samt neuem Licht- und Bühnenkonzept sind so wieder einmal 20 intime Live-Sessions entstanden, aber auch die kurzen Interviews bleiben beim SOMN 2021 erhalten und gewähren Fans sowie Musikinteressierten einen Blick in die Studios, Proberäume und Wohnzimmer, in denen auch im zweiten Jahr der Pandemie so einiges brodelt. Zu hören und zu sehen gibt es das Ergebnis ab dem 1. November an 20 Werktagen auf soundofmunichnow.de und allen begleitenden Social-Media-Kanälen.

curt München ist auch dieses Jahr wieder als Präsentator mit am Start und freut sich hinter den Kulissen der mittlerweile zweiten und noch schöneren digitalen Ausgabe des SOMN 2021 über ein Gespräch mit alten Bekannten:

Fast will man sagen „leider“, denn wir sitzen wieder hier bei den Dreharbeiten zur zweiten digitalen Ausgabe des Sound of Munich Now. Die vielen glücklichen Gesichter verraten einem aber, dass trotz anhaltender Pandemie-Beschränkungen, eine richtig gute Stimmung herrscht. Wie ist denn euer Fazit zum letzten Jahr ausgefallen?

Alessa Patzer: Tatsächlich sehr positiv. Wir haben auch durch die Digitalisierung das Gefühl, dass es den Bands einen großen Mehrwert gebracht hat. Wir haben viel positives Feedback aus der Szene bekommen und es fühlt sich nachhaltig an. Insofern sind wir ganz positiv eingestellt, dass wir das trotz der Umstände nochmal digital machen. Und auf was freuen wir uns am meisten? Natürlich auf die Künstler/innen, wie immer!

Christian Kiesler: Es war ja auch ein langes Hin und Her. Trauen wir uns eine richtige Veranstaltung zu? Wie kann die aussehen? Wollen wir wirklich ein Sound of Munich Now mit Maske machen? Irgendwann mussten wir aber die Entscheidung im letzten März treffen. Das ist ja auch etwas, was die Politik nicht immer versteht. Wir Veranstalter brauchen Vorlauf, um so etwas umzusetzen. Aber tatsächlich ist uns das nicht schwergefallen und die Veranstaltung hat extrem gut funktioniert. Und wir haben auch ganz klar daraus gelernt. Stichwort Nachhaltigkeit. Der Output begleitet die Bands weit über das Festival hinaus, wenn sie beispielsweise die Einzelspur der Tonaufnahmen zur Verfügung gestellt bekommen. Das ist ein extremer Mehrwert.

Letztes Jahr haben wir über Worte wie „Mutmacher“ und „Möglichmacher“ gesprochen. Wie ist denn so die Stimmung unter den Künstlern im zweiten Jahr Corona?

CK: Es ist auf jeden Fall eine Art Pandemie-Müdigkeit vorhanden, aber da sind die Bands keine Ausnahme. Es geht uns allen so und es wäre schön, wenn alles morgen vorbei wäre. Am meisten freue ich mich auf eine Hardcore Punk-Show hier im Sunny Red mit 120 verschwitzten Leuten. Das fehlt mir wirklich. Und ich hätte nicht gedacht, dass es mir so fehlen würde, nachdem ich schon so lange in diesem Bereich arbeite.

AP: Wir merken bei den Bands vor Ort, dass es ihnen wirklich ein gutes Gefühl vermittelt. Wir produzieren ja auch vor und sind gerade mitten im Sommer. Wir können uns draußen sehen, halten Abstand, aber das ist trotzdem wahnsinnig cool.

Vorhin habe ich ein wenig herausgehört, dass es das Festival, so wie es bisher stattfand, eventuell gar nicht mehr braucht. So gut scheint es letztes Jahr gelaufen zu sein.

CK: Wir sind da inmitten von Diskussionen, aber natürlich werden wir in irgendeiner Art und Weise aus diesem Pandemie-Konzept Dinge in das nächste Konzept mitnehmen. Wie kriegen wir es hin, dass ich die Aufmerksamkeit auf die Bands lege und das dauerhaft? Dieser Gedanke des Festivals. Wir wollen den Bands eine Plattform bieten und den Kontakt ausbauen. Wir haben wahnsinnig viel gelernt im letzten Jahr, vor allem im Bereich Marketing. Das Sound of Munich Now 2022 wird definitiv davon profitieren.

AP: Genau! Es ist ja auch das Schöne daran, wenn wir das Konzept weiterspinnen können. Wir haben definitiv viele Ideen und ihr werdet es rechtzeitig erfahren.

CK: Das Thema Finanzen ist ja auch immer so eine Sache. Es wird sicher Einsparungen geben nächstes Jahr und da müssen wir sehen, was wir überhaupt machen können. Das wird sicher eine der größeren Aufgaben werden. Dann entscheiden wir auch, was machbar sein wird.

Die Bands sind auch dieses Jahr wieder handverlesen. Gibt es nicht wahnsinnig viele Zuschriften? Vor allem jetzt durch den bereits erwähnten Mehrwert?

AP: Es sind gar nicht so viele Zuschriften. Klar kommen über das Jahr hinweg immer wieder Mails rein, aber wir sind sehr zufrieden mit unserer Auswahl. Es ist bunter, diverser und deckt noch mehr Genres ab.

CK: Es hat sich auch unter den Künstlern rumgesprochen, dass wir keine Bewerbungen annehmen. Wir suchen nach Bands, die aktiv sind, auftauchen und irgendwie auf sich aufmerksam machen. Am Ende schmeißen wir unser Knowhow zusammen und stellen ein möglichst buntes Potpourri an Künstler/Innen zusammen.

Kiesi, vor allem du standest letztes Jahr alles andere als still. Du hast die Sommerbühne geleitet, bist bei Target und vieles mehr. Was ist dein Antrieb das immer noch weiterzutreiben?

CK: Vor allem die nette Produktion, die Spaß macht. Ein anderer Antrieb als Kulturschaffender ist aber eben auch der Nachwuchs. Das ist essenziell für unsere Branche, denn es handelt sich hier um Multiplikatoren. Das ist Publikum und in fünf Jahren zahlen diese Bands vielleicht meine Miete. (lacht) Nein, keine der Bands hier spielt morgen im Zenith, aber wer weiß, was passiert? Die Bands werden größer, sie bauen ihr Netzwerk auf, es entstehen Plattformen für Veranstaltungen. Davon profitiere ich am Ende ja auch. Ich habe ein immenses Interesse daran, Nachwuchs zu fördern, weil wir ihn für die Zukunft brauchen. Ich bin auch wirklich dankbar dafür.

AP: Wir auch. Es macht einfach tierisch viel Spaß und es ist ein dankbarer Job. Man sieht einfach sofort das Ergebnis. Vor allem, wenn die Bands zum ersten Mal in die Halle gehen oder ihre Videos sehen.

CK: Vor allem das Grinsen, wenn sie sich zum ersten Mal auf den Bildschirmen sehen. Das ist irre!

Das Sound of Munich Now ist ja sehr eng mit dem Feierwerk verknüpft. Leider konnten hier nur sehr wenige Konzerte stattfinden. Wie wichtig ist diese Location dennoch für die Musikszene in München?

AP: Elementar natürlich! (lacht)

CK: Das Feierwerk ist egal, ob hier etwas stattfindet, einfach ein Knotenpunkt für Kultur. Allein was hier ringsum passiert und was hier für Knowhow da ist. Die Kombination aus Farbenladen, Skatepark und Venues ist großartig. Auch bei Target veranstalten wir hier wirklich gerne. Es ist sehr professionell, es sind gute Hallen, die gut funktionieren und etabliert sind. Und du hast super Leute hier. Aber zur Feierwerk Fachstelle Pop hat Lessa mehr zu erzählen.

AP: Es sind wirklich nicht nur die Hallen. Da ist so viel mehr. Das fängt schon bei den Kids an, denen man Musik näherbringt. Wir als Fachstelle Pop wollten auch während der Pandemie einfach viel Input in die Szene geben, auch wenn wir viele Veranstaltungen nicht machen konnten. Aber man versucht das eben mit digitalen Formaten auszugleichen, damit sich die Künstler/innen nicht allein gelassen fühlen. Wir wollen zeigen, dass wir nach wie vor da sind.

CK: Man merkt wie viel Herzblut und Energie hier drinsteckt. Die Künstler/innen werden hier sehr sehr ernst genommen. Wenn das hier in München nicht gäbe, hätten wir ein großes Problem.

Ja auch für uns bei curt seid ihr fast schon eine Art Wohnzimmer geworden und essenziell.

AP: Zumindest könnten wir fast schon bei jeder Veranstaltung euer Logo mit aufdrucken. (lacht)

Ihr habt aber zum Glück noch ein paar mehr Unterstützer.

CK: Auf jeden Fall. Vor allem das Kulturreferat hat sich wirklich den Hintern aufgerissen. Letztes Jahr schon. Das muss man einfach so sagen. Auch bei der Sommerbühne oder bei Kunst im Quadrat. Das wäre ohne sie oder das Jugendamt gar nicht möglich. Das kann man offiziell so sagen. Hier wurde wirklich viel für die Popkultur getan.

Viele Kollegen und Kolleginnen aus Berlin und Hamburg waren sehr erstaunt, wie viel hier in München auf einmal möglich war. Was denkt ihr darüber?

CK: Das ist eine Kombination aus vielen Dingen. Es wurde viel richtig gemacht. Es findet ein ziemlicher Generations- und Geschlechterwechsel an vielen Stellen statt. Alte Strukturen werden verändert oder gar aufgebrochen. Das verändert die Stadt. Das war viel Arbeit von vielen Leuten, Förderern und städtischen Strukturen. Die Fachstelle Pop oder der Verband der Münchner Kulturveranstalter waren wahnsinnig aktiv, aber auch viele kleinere Leute. Nichts zu machen, war für viele keine Option und so wurden trotz Pandemie sehr gute Programme gefahren. Das hat das Potenzial gezeigt, was in München schlummert. Es ist eine vitale Szene.

AP: Die Krise wurde als Möglichkeit und Chance genutzt. Das hat besonders gut hier funktioniert und ich schließe mich Kiesi an. Viele junge Leute kommen nach und haben Bock. Die drängen rein und das ist gut so. Das wird von der Stadt gesehen und unterstützt. Dahingehend sind wir hier wirklich gut aufgestellt.

CK: Wir waren ja sehr früh einer der wenigen großen Städte, die viel gemacht hat. Das war eine Art Umbruch und das ist sogar noch gewachsen. Ganz uneigennützig sind viele Akteure dazugekommen und das ist eine wahnsinnige Qualität.

Habt ihr einen Tipp für alle, die Blut geleckt haben, in der Szene Fuß zu fassen? Wie kommt man rein in die Musikszene der Stadt?

CK: Ganz wichtig ist es, keine Angst zu haben. Man kann uns alle erreichen. Einfach keinen Schiss haben. Keine Antwort zu kriegen, ist das schlimmste, was dir passieren kann. Aber da empfiehlt es sich einfach hartnäckig zu bleiben. Macht euch sichtbar, macht auf euch aufmerksam. Natürlich sind das viele in sich geschlossene Strukturen, aber nichts ist für die Ewigkeit. Man kann immer irgendetwas machen. Ich komme aus einer Generation, die einfach mal gemacht hat. Und das ist immer noch möglich. Habt keine Angst, legt los. Im schlimmsten Fall fällt man mal aufs Gesicht.

AP: Das gilt auch für alle Künstler. Man kann immer alle anschreiben. Prinzipiell sind alle motiviert, Informationen weiterzugeben. Wir arbeiten bei der Fachstelle derzeit auch an einem kleinen Leitfaden durch den Behördendschungel für angehende Veranstalter/Innen. Da kann man sich Input holen und ansonsten einfach fragen, mit Ideen kommen oder einfach machen.

CK: Wir kochen alle nur mit Wasser. Nur weil ich bei Target arbeite, lebe ich noch auf diesem Planeten.

AP: Ja zum Glück!

Sound of Munich Mars also? Man meint, die Frage erübrigt sich, aber vor allem unter dem Gesichtspunkt der anhalten Situation: Was können die Leute tun, die jetzt im November beim Sound of Munich Now angucken? Was wünscht ihr euch von ihnen?

AP: Schaut auf jeden Fall jeden Tag zu. Aber geht vor allem auch auf die Seiten der Bands und unterstützt die noch kleinen Künstler. Lasst positives Feedback da oder wendet euch an uns bei der Fachstelle Pop, wenn es euch gut gefallen hat.

CK: Auch an alle Bands, die dieses Jahr nicht dabei sind: Macht weiter so! Wir wollen euch hören, wir wollen euch sehen! Es wird wieder kommen und es gibt viele Möglichkeiten, um kulturell aktiv zu sein in dieser Stadt. Jeder weitere, der Musik, Kunst oder Veranstaltungen macht, ist eine große Hilfe, um diese Stadt bunter zu halten. Davon profitieren wir am Ende alle.

Lessa, Kiesi, danke für das ausführliche Gespräch und wie schon für 2020 auch für dieses Jahr viel Erfolg mit dem Sound of Munich Now.

Das Sound of Munich Now ist ein jährlich stattfindendes Musik-Festival initiiert vom Feierwerk e.V. und der Süddeutschen Zeitung. Gefördert wird das Projekt vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München und dem Jugendkulturwerk München. 2021 findet das Festival aufgrund der anhaltenden Pandemie erneut rein digital statt.

curt, MunichMag, egoFM und in München präsentieren: Sound of Munich Now 2021 // ab dem 1. November 2021, immer werktags // soundofmunichnow.de

Line-up:

Ark Noire
Blushy Am
Busy Bandulu Sound
Dani Delion
Ellereve
Emmerich
Fallwander
Laila Montana
Lauraine
LBT
May the Tempest
Melli Zech
Ogaro Ensemble
Polygonia x Delusional Circuits
Queen Lizzy
Rette mein Pferd
USCHI
Van Damme 38
Waseem
Young Fast Running Man

Interview: Tim Brügmann > Homepage
Fotos: Feierwerk / Ananda Nefzger