Mobile Mukke mit dem Soundbike
#DJ, #Fahrrad, #Musik
Dieser mobile Ghettoblaster dürfte schwer zu schultern sein! Eine Firma aus Berlin baut seit ungefähr zehn Jahren Lastenfahrräder zu mobilen Soundanlagen um. Seit neuestem ist auch auf unseren Strassen ein solch ungetümes Soundbike unterwegs.
Stolzer Besitzer des ersten Nürnberger Soundbikes ist DJ Tom Kemp, mit bürgerlichen Namen Thomas König. Tom ist Musiker, Tontechniker und leidenschaftlicher Mountainbiker und somit der perfekte Kunde für ein solches Bike. Eigentlich begann er Musik zu machen ganz analog mit experimenteller Gitarre, mittlerweile beschäftigt er sich aber fast nur mit elektronischer Musik. Unter dem Namen Kompoluzzer produziert er eigene Tracks, so auch das immer wieder gerne zitierte „Sarce“, eine Bearbeitung des Stravinsky-Skandal-Stücks „Sacre du Printemps“. Seine Sound beschreibt er als Surf-Techno, Oriental-Post-Dub-Step, French-Neo-Wave oder Swedish-Non-Ikea-Psychedelia. Seit zwei Jahren lebt er nun in Nürnberg und ist als Musiker und DJ aktiv - zuletzt mit dem Soundbike vor dem Walfisch in Gostenhof.
Als Tom mal wieder Rückenprobleme zusetzten, überlegte er sich, wie er mehr Bewegung in seinen Alltag bringen und seine Leidenschaft als Mountainbiker vielleicht mit der Musik verbinden könnte. So stieß er auf die Firma Klara Geist Sound System aus Berlin. Die bauen professionellen Boxen und Tonanlagen und verkaufen zudem sogenannte Bullits. Das sind äußerst stabile Lastenfahrräder, entworfen und vertrieben von der Kopenhangener Firma Larry vs. Harry. Seit zehn Jahren bauen KGSS auf Kundenwunsch ihre Tonanlagen auch auf die zweieinhalb Meter langen Räder. In Berlin sind seitdem schon einige DJs mit ihren mobilen Soundanlagen unterwegs, aber auch Firmen lassen sich gerne ein eigens gebrandetes Bike bauen. Dabei ist jedes Soundbike ein Unikat. Wieviel Tom für sein Lastenrad bezahlt, bleibt sein Geheimnis. Er erwähnt jedoch, dass für professionelle Soundanlagen auf zwei Rädern in dieser Qualität bei anderen Herstellern locker 50.000 Euro fällig wären. Denn Qualität und der klangliche Eindruck dieses Bikes sind hervorragend, für Tom sogar eines der besten PA-Systeme, die er im Laufe seiner Berufskarriere bedient hat. Das Rad verfügt auch über einen Pedelec-Motor, der je nach Eigenaufwand den Fahrer bis zu 60 km weit bringt. Stramme Leistung, denn immerhin wiegt das Soundbike ohne Fahrer allein fast 100 kg. Kein Problem für Tom, denn als reisender Radler ist er überladene Räder gewöhnt. Die Fahreigenschaften beschreibt er dann auch als "sehr gutmütig". Bequemer ist es natürlich, wenn der stählerne Ghettoblaster steht. Dann können mit einer Leistung von 180 Watt und bis zu 115 Dezibel bei großen Partys immerhin 500 bis 1.000 Leute beschallt werden. Bei Konzerten oder Diskotheken liegt man oft bei 110 Dezibel, nur direkt neben einem Düsenflugzeug ist es mit 120 Dezibel lauter. Ordentliche Leistung also. Gut acht Stunden kann das Soundbike bei voller Lautstärke betrieben werden, dann müssen die Akkus wieder aufgeladen werden.
Die Geschäftsidee ist natürlich, das Soundbike für Events aller Art zu vermieten: für Partys, Hochzeiten, Konzerte, Promotion, Messe oder Video-
drehs. Mit seiner großen Reichweite von über 70 Meter eignet sich das Bike sehr gut für Demonstrationen, Kundgebungen oder Sportveranstaltungen. Kurzum - überall dort, wo man Aufsehen erregen will, guten Sound braucht, wo kein Strom vorhanden ist oder eine mobile, bewegliche Beschallungslösung gefragt ist. Der Mietpreis pro Tag beträgt 600 Euro netto plus Anfahrt, bei kulturellen Events oder wenn es um die Unterstützung interessanter Subkultur geht, kann der Preis schon auch mal Verhandlungssache sein. Auch stundenweise kann man das Bike mieten, 80 Euro pro Stunde sind dann fällig. Je nach Auftrag, Dauer oder Musikwunsch wäre dann auch DJ Recordjan mit Motown, Rock&Roll und Beat mit am Start.
THOMAS KÖNIG MUSIKPRODUKTION
Schweinauer Straße 40, Nbg.
soundbikenuernberg.de
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