curt Magazin #230
#Printmagazin
VORWORT (… oder doch lieber direkt zum e-Book?)
Werte Freunde, geschätzte Kooperationspartner, Kegelkumpels, Leser, User, Fans, Stalker,
wir müssen Euch aus diversen Gründen vor dieser historischen curt-Ausgabe warnen! Wir verhärmten, gebeutelten, obsoleten Printheftmacher setzen ja dem ikonischen „PRINT IST TOT!“ gerne trotzig ein „Haptik ist King!“ entgegen und lassen dann bei einem Magazin die Seiten durch die Finger flippen, dass es nur so flappt. „Gibt halt nix Schöneres, als ein gut gemachtes Heft aus Fleisch und Blut!“, weiß unser Vertriebler kennerhaft zu ergänzen.
„Gedruckt mit Schweiß und Blut, muss das heißen, du Otto!“, korrigiert Fränk an seinem letzten curt-Arbeitstag nach zehn Jahren Verlagszugehörigkeit, fummelt seinem Noch-Chef eine poröse Sportsocke vom Fuß und tupft sich damit zwei, drei Zehren von der Wange. „Sentimentalitätstränen?“, fragt die Praktikantin, und haucht ein „So sad, Cutie!?“ hinterher, wohl wissend, dass Fränk gerade ganz nah ans Wasser gebaut hat. Der Vertriebler hingegen agiert wie gewohnt unsensibel, steckt sich mit einem mittelgroßen Geldschein eine Frauenzigarette an (slim), rollt genervt mit den Augen und löst mit seiner Fernbedienung mal wieder den Alarm seines Maybachs aus, um wieder mal zu versuchen, witzig zu sein. Alle zucken zusammen. Fränk auch, sein rührseliger Körper verliert komplett die Kontrolle und die Tränen spritzen ihm waagerecht aus den Augen, der Praktikantin ans Ohr. Unangenehme Situation, aber zum Glück ist der Maybach so tosend laut, dass er das Schluchzen übertönt. Der andere Chef nutzt die Gunst der Stunde und schreit in die Runde: „Lasst uns gemeinsam ein Lied singen. Ein Abschiedslied für Fränk. Das wär doch jetzt schön, Fränk, oder?“ Fränk bricht sein Schluchzen ab, schnieft und nickt. Seine Tränen spritzen jetzt nicht mehr heraus, sondern rinnen herab, wie es anatomisch richtig ist. Der Vertriebler stellt die Sirene ab, legt den Kopf in den Nacken und beginnt das Lied anzustimmen, das unser Verlagsteam in harten Zeiten schon immer zusammengeschweißt hat: „Calypso Boy“ von Bird Berlin. Wir singen gemeinsam, wir schunkeln, tanzen. Das kleine Tischfeuerwerk ist wunderschön. „Fränk, nun kannst du ans Licht gehen. Wir lassen dich frei“, sagt der eine Chef zu Fränk. Alle nicken, auch Fränk. Er zieht die orangene Strickjacke an, die ihm sein anderer Chef zum Abschied überreicht. „Fränk, sei ein bisschen mehr wie ich, dann wird das schon noch mit dir.“ Fränk nickt ein wenig, stopft seine dünnen Arme in die Ärmel der schönen Vintage-Jacke, macht damit ein Duckface-Selfie und wirkt schon gar nicht mehr ganz so sehr todtraurig. Er summt, während seine Exkollegen inbrünstig den Calypso Boy schmettern und ihre Körper drehen, wie es Birdi immer macht. Alle sind jetzt sehr glücklich. Fränk öffnet die schwere Bürotür. Er geht ins Licht und blickt dabei nicht zurück. Er hat es geschafft.
Fränk darf jetzt auch bei unserem Adventsspecial mitmachen, wie alle Nichtmitarbeiter. Das wird großartig – siehe Seite 14.
Er darf auch Karten gewinnen für die die Fanta4 zum Beispiel. Oder für die Verleihung des Deutschen Kabarett-Preises, bei der wir Medienpartner sind. Oder er darf uns im Büro besuchen und muss nix arbeiten. Er hat es geschafft!
Und alle anderen da draußen? Macht am besten einfach exakt das, was wir tun, dann wird es mehr als super.
Willkommen in unserer, in Eurer Welt! Alles Andere ist Makulatur.
Innigst, Euer curt-Team (skinny fat). Frohes Fest, Guten Rutsch, super 2019 usw.
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Und hier geht´s noch mal zum e-Book: KLICK
[Covermotiv: Links: Matthias Egersdörfer / Foto: Natalie de Ligt; Rechts: Mäusi Joppke / Foto: Torsten Hönig]
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